Audio

Die App H.O.P.E. will Umweltbewusstsein stärken

Ein Strichmännchen, das einen Korb trägt und winkt läuft durch einen Wald (Fotomontage)

Man würde ja so gern die Welt retten - aber wie anfangen, wo nur allzu oft gar nichts mehr zu retten scheint? Über einen spielerischen Zugang kann das gelingen, glaubt ein Wiesbadener Spiele-Entwickler. Mit einer Handy-App will er Lust machen auf einen nachhaltigen Lebenswandel.

Jimmy steht winkend auf einer Wiese, breit grinsend mit einem Korb in der Hand, bereit zu neuen Abenteuern. "Der wedelt immer fröhlich mit seinen Händen, wenn er irgendeine Idee für Klimafreundlichkeit hat", sagt Konrad Licht. Der Wiesbadener hat Jimmy erfunden: Das Strichmännchen wird persönlicher Erklär-Bär und Online-Kumpel für all diejenigen, die sich Lichts App "H.O.P.E." herunterladen.

App H.O.P.E. für mehr Klimaschutz

H.O.P.E. steht für "humans on planet earth", Menschen auf dem Planeten Erde. Mit dem Projekt möchte Licht Lust auf mehr Nachhaltigkeit machen. Eigentlich ist er Filmemacher und Fotograf, doch eine fixe Idee während einer Bahnfahrt hat ihn zum App-Entwickler gemacht.

Er glaubt, weil Menschen so viel Zeit am Smartphone verbringen, kann man sie darüber auch am besten mit Inhalten erreichen. So scheint H.O.P.E. ein bisschen Spiel, ein bisschen Lernangebot, ein bisschen Motivations-Coach zu sein.

Die App will motivieren, sich klimafreundlicher zu verhalten

"Die App hat eine sehr minimalistische Oberfläche, viel in Schwarz-Weiß. Alle farbigen Elemente kann man anklicken", erzählt Licht. Viele Interaktionen in der App fordern Nutzer auf, selbst aktiv zu werden.

"Man kommt an einem Schmetterling vorbei, der fragt, wie man sich so ernährt hat. Oder es krabbelt ein kleiner Käfer herum und wenn man den anklickt, kann man Angaben zum eigenen Mobilitätsverhalten machen", erklärt der Entwickler. Wer sich besonders klimafreundlich fortbewegt, bekommt dafür Belohnungspunkte.

App H.O.P.E. für mehr Klimaschutz

Was Licht beschreibt, heißt im Fachjargon Gamification. Über einen gezielten Einsatz spielerischer Elemente sollen Nutzer motiviert werden, ihr Verhalten zu ändern. Was eben noch kompliziert schien, offenbart sich als kinderleicht, was öde wirkte, erscheint auf einmal interessant - mehr zu Fuß gehen zum Beispiel oder aus Bio-Müll eine neue Zwiebel wachsen lassen.

Serious Games können Verhalten positiv verändern

Dieser Ansatz hat sich bereits bewiesen, bestätigt Stefan Göbel von der Technischen Universität Darmstadt. Er forscht zu sogenannten Serious Games, digitalen Spielen, bei denen nicht allein Unterhaltung, sondern auch Information und Bildung im Vordergrund stehen.

Göbel illustriert das Potenzial von Gamification-Elementen anhand eines Beispiels aus Italien. Mit der App "Bella Mossa", auf Deutsch "gut gemacht", konnten Menschen in Bologna Punkte für nachhaltige Fortbewegung sammeln. "Dadurch hat sich das Mobilitätsverhalten positiv verändert", sagt er. "Ein bisschen weg vom Auto, hin zu öffentlichem Nahverkehr, Fahrrad und so weiter."

Der Erfolg von H.O.P.E. wird sich laut Göbel aber umständlicher bestimmen lassen. "Bei einem so allgemeinen Thema wie Umweltbewusstsein ist es schwierig. Wie will man die Einstellung eines Menschen messen?", gibt der Experte zu bedenken.

Konkurrenz durch kommerzielle Unterhaltungsangebote

Als größte Herausforderung für gamifizierte Lerninhalte sieht Göbel kommerzielle Unterhaltungsangebote, etwa klassische Games mit oft aufwendigerer Grafik und Spaß getriebener Belohnungslogik. Gegen sie müsse sich eine App wie H.O.P.E. durchsetzen. Schlussendlich komme es darauf an, wie Nutzerinnen und Nutzer an das Angebot herangeführt würden, sagt Göbel.

Externer Inhalt

Externen Inhalt von YouTube (Video) anzeigen?

An dieser Stelle befindet sich ein von unserer Redaktion empfohlener Inhalt von YouTube (Video). Beim Laden des Inhalts werden Daten an den Anbieter und ggf. weitere Dritte übertragen. Nähere Informationen erhalten Sie in unseren

Ende des externen Inhalts

Er verdeutlicht das anhand der App "Skillstar", entwickelt vom Wiesbadener Verlag Eduversum. Sie soll junge Menschen für Verbraucherthemen sensibilisieren. Schülerinnen und Schüler seien von Anfang an in den Entstehungsprozess und später in die Social-Media-Kampagne zum Launch der App involviert worden. "Ein schönes Beispiel dafür, wie man es schafft, ein wichtiges Thema sowohl in die Schulen als auch über soziale Netzwerke in den Nachmittagsmarkt zu bringen", findet der Wissenschaftler.

Entwickler: Klimaschutz kann Spaß machen

Auch wenn H.O.P.E.-Held Jimmy als Strichmännchen etwas kindlich daherkommen mag: Entwickler Licht richtet sich mit seiner App vor allem an Erwachsene. Er will Unternehmen für eine Zusammenarbeit gewinnen. "Sie könnten so ihre Mitarbeiter zu mehr Klimaschutz am Arbeitsplatz motivieren", sagt er.

Viele wollten etwas tun, wüssten aber nicht so genau, wo sie anfangen sollen, meint Licht. Das will er mit seiner App ändern. "Ich bin davon überzeugt, dass Klimaschutz ein viel zu graues Image hat", sagt der Entwickler. Er gelte als anstrengend, verzichtsorientiert, teuer und vor allem wenig spaßig. Dabei könne Klimaschutz auch Spaß machen.

Das Spiel versuche, jeden da abzuholen, wo er ist, und aus ihm "ein bisschen Klimafreundlichkeit herauszukitzeln". Bislang gibt es erst mal eine Pilotversion, die können Interessierte bereits testen. Im Sommer soll H.O.P.E. dann kostenfrei in den App-Stores verfügbar sein. Spätestens dann können alle ausprobieren, wovon Entwickler Licht schon überzeugt ist: "Es ist eine echte Bereicherung, wenn man sich bewusst wird, dass man Teil der Lösung ist."