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Ausstellung zum German Design Award im MAK Frankfurt

German Design Award

Nachhaltigkeit, Inklusion, Landflucht: Die Gewinner der diesjährigen German Design Awards geben Antworten auf gesellschaftlich relevante Probleme. Ihre Ideen sind zeitlos schön, verblüffend - oder auch mal 770 Seiten stark.

Gutes Design ist emotional - und es gibt Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit. Diesen Eindruck erwecken die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger der German Design Awards. hessenschau.de stellt drei prämierte Ideen vor.

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Die German Design Awards

Mit dem Preis zeichnet der Rat für Formgebung mit Sitz in Frankfurt jedes Jahr Designerinnen und Designer in den Kategorien Kommunikationsdesign, Produktdesign, Architektur und Newcomer aus. 2022 feiert der Award sein zehnjähriges Bestehen.

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Idee 1: Inklusiv verpackte Lebensmittel

German Design Award

Wie erfahren eigentlich sehbehinderte Menschen, dass sie den Joghurt, den sie gerade aus dem Kühlschrank genommen haben, keinesfalls essen sollten, weil er schimmelt? Bisher gar nicht. Nachwuchsdesignerin Anne Bansen macht einen Vorschlag, der nun mit dem German Design Award 2022 ausgezeichnet wurde.

Sie hat Verpackungen für Lebensmittel konzipiert, die ihre Oberflächenstruktur verändern, wenn der Inhalt schlecht wird. Das können sehbehinderte Menschen ertasten - aber auch für alle anderen ist es ein hilfreicher Zusatzindikator, schließlich richtet sich das Kotelett oder der Mozzarella nicht immer nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum.

Idee 2: Stühle, die gut fürs Klima und den Rücken sind

Zwei Stühle und ein Beistelltisch aus hellem Holz und Metall stehen auf einer Treppe.

Bequem, nachhaltig, ästhetisch - geht nicht? Geht doch. Das beweisen Sascha Kleczka und Leonhard Berger, die gemeinsam die Möbelmanufaktur Fuchs & Habicht in Ahnatal (Kassel) gegründet haben. Seit 2020 gibt es das Unternehmen der Produktdesign-Studenten. Ihr Ziel: Ihre Möbel sollen nicht nur hübsch aussehen, sondern einen "emotionalen Mehrwert bringen", erklärt Sascha Kleczka.

Gleich ihre erste Kollektion "Dickicht" wurde in der Goldkategorie des German Design Award ausgezeichnet. Die Konstruktionen bestehen aus ein bis zwei geraden Holzflächen, die von einem filigranen, matt lackierten Stahldraht getragen werden. Besonders wichtig sei ihnen bei der Kollektion gewesen, nur wenige Rohstoffe zu verbrauchen, sagt Kleczka. Der verwendete Stahl ist recycelt, das Holz kommt direkt aus dem Habichtswald bei Kassel, fährt also kurze Wege.

Weil sie auf gerade Oberflächen setzen und beispielsweise keine Mulden in Sitzflächen fräsen, wird in der Herstellung und Bearbeitung zudem weniger Energie verbraucht. Und auch, wenn die Stühle dadurch auf den ersten Blick nicht wirklich bequem aussehen: Die Proportionen und leicht federnden Stahlrohre sorgen für überraschend viel Sitzkomfort, wie der Selbstversuch zeigt.

Idee 3: Ein Plädoyer für das Dorfleben

Das Bild zeigt vier Ausschnitte aus einem aufgeschlagenen Buch. Zu sehen sind jeweils Fotos, zum Beispiel von einem Traktor.

Alle ziehen in die Stadt. Armin Illion nicht. Seit 25 Jahren entwickelt der Grafikdesigner Markenkonzepte für große Unternehmen wie die Deutsche Bahn, Lufthansa und Aldi Süd. Sein Herzensprojekt ist aber "Seldersch", wie sein Wohnort Selters im Taunus (Limburg-Weilburg) von den Einheimischen genannt wird. Er sei "Feuer und Flamme" für das Leben im Dorf und hat seiner Heimat deshalb ein 770 Seiten starkes Buch gewidmet.

"Seldersch" vereint kurze Texte mit mehr als 600 historischen und aktuellen Fotografien von Selters: von den Menschen, die hier leben, arbeiten und im Wirtshaus feiern. Es sei ein Buch für die Menschen vor Ort, sagt Illion, "um zu zeigen: Dieses Dorf ist es wert, sich hier zu engagieren".

Text und Fotos verbindet der Grafikdesigner durch wiederkehrende florale und andere grafische Elemente. Dadurch wirkt das Buch wie aus einem Guss, ohne kitschig oder angestaubt zu erscheinen. Der German Design Award hat Illions Liebeserklärung an das dörfliche Leben in der höchsten Kategorie Gold ausgezeichnet.

Ist Design also ein Problemlöser?

Letztlich wird gutes Design vermutlich weder das Inklusionsproblem lösen, noch die Klimakrise oder das Verschwinden dörflicher Strukturen verhindern. Aber es kann dazu beitragen, gesellschaftliche Prozesse in andere, verträglichere Richtungen voranzutreiben.

Davon überzeugen kann man sich bis zum 27. Februar im Museum Angewandte Kunst Frankfurt: Die Ausstellung "Wie Designer denken" zeigt die Ideen der Gewinnerinnen und Gewinner der diesjährigen German Design Awards.

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