Mit einer Pressekonferenz bei schönstem Wetter im Auestadion in Kassel hat am Mittwoch die documenta 15 begonnen. Dabei gab es ein klares Bekenntnis zur Kunstfreiheit. Für die Öffentlichkeit ist die Weltkunstausstellung ab Samstag geöffnet.

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documenta 15 startet in Kassel

hs
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Die Sonne lacht über Kassel und gibt die Stimmung vor: hell, freudig, gut gelaunt. Und so eröffnet eine sichtlich frohe und fröhliche Sabine Schormann, Generaldirektorin der documenta 15, am Mittwoch im Auestadion in Kassel die Weltkunstausstellung zunächst für die Presse und das Fachpublikum gemeinsam mit dem Kuratorenteam Ruangrupa. "Das Ziel bei dieser documenta ist nicht das Kunstwerk, sondern das Kollektiv selbst, die Kunst der Kooperation", sagt Schormann. Es sei besonders schön, dass die Zahl der Menschen, die aktiv an der documenta 15 beteiligt sind, stetig wachse, derzeit seien es schon 1.500 Einzelpersonen in Kollektiven aus weiten Teilen der Welt, besonders auch aus dem globalen Süden. "Alle haben den kooperativen Ball von Ruangrupa aufgenommen, nun können sich auch die Besucher einbringen."

Performance von lumbung-Künstler Agus Nur Amal Pmtoh

Im Zentrum des künstlerischen Konzeptes von Ruangrupa stünden kollektives Arbeiten, Solidarität, Teilhabe und Gemeinwohlorientierung anstelle von Individualismus, Profitgier und Machtstreben, so Schormann. Ruangrupa sei kritisch gegenüber dem westlichen Ideal des Künstlers als Genie, den Gesetzen des Kunstmarktes und Institutionen allgemein.

Die documenta 15 öffnet am Samstag ihre Tore für alle Besucherinnen und Besucher für 100 Tage. "Endlich", wie auch der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta und Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle am Mittwoch betont. "Im letzten Sommer war noch unklar, ob die documenta wegen der Pandemie überhaupt stattfinden kann." Nun freue sich Kassel darauf, die Welt zu Gast zu haben und "endlich auch den globalen Süden" einzuladen. "Ruangrupa hat die Stadt mit ihrer Lebensfreude jetzt schon weiter gebracht und ein Netzwerk über die ganze Stadt geschaffen." Neue Orte wie der Kasseler Osten würden so entdeckt und erschlossen.

Kein Platz für Antisemitismus

Mit Blick auf die Debatte über möglichen Antisemitismus auf der documenta 15 betonte Geselle eine klare Haltung gegen jede Form von Antisemitismus und wies auf das uneingeschränkte Existenzrecht Israels hin. Man müsse aber immer erst genau hinsehen und die Dinge differenziert betrachten, ganz besonders die Kunst. "Die Kunstfreiheit muss gewahrt werden."

Die documenta sei immer auch ein Ort des Austausches und der hitzigen Diskussion gewesen, erklärte die hessische Kunstministerin und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Angela Dorn (Grüne). Sie betonte ihre Solidarität mit den Kuratoren, die bedroht wurden. "Ich bin sehr betroffen darüber." Antisemitismus habe keinen Platz auf der documenta, vielmehr brauche es einen produktiven Dialog. Sie freue sich auf Themen wie Verteilungsgerechtigkeit, neue Kunstkonzepte und die Kollektive aus dem globalen Süden. "Wir können von diesen Regionen viel lernen."

documenta 15-Kunstwerk in der Karlsaue in Kassel

Feierliche Eröffnung mit Prominenz

Die documenta gilt neben der Biennale in Venedig als international wichtigste Präsentation von Gegenwartskunst. 14 Kollektive, Organisationen und Institutionen sowie 54 Künstlerinnen und Künstler präsentieren bis zum 25. September ihre Werke an 32 Standorten. Zunächst ist die documenta drei Tage lang Fachbesuchern und Journalisten vorbehalten.

Am Samstag wird die alle fünf Jahre stattfindende Großausstellung dann feierlich für die Öffentlichkeit geöffnet. Dazu haben sich unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sowie der Botschafter der Republik Indonesien, Arif Havas Oegroseno, angekündigt.

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documenta – Was ist das?

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