Vom Dachdecker zum Künstler

Früher war Michael Wenzel aus Immenhausen ein gefragter Dachdecker. Nun ist er Künstler und baut Fantasie-Lebewesen. Das bringt ihm weniger Geld. Zufrieden ist er trotzdem.

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Dachdecken als Kunst

hs
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Uschi ist zwei Meter groß, 65 Kilo schwer und hängt an einem Regenrohr am Haus von Philipp Leipold aus Ahnatal (Kassel). Der Karosseriebauer hat die Drachendame bei Michael Wenzel in Auftrag gegeben - und ihm bei Idee und Umsetzung freie Hand gelassen. Wenzel ist Dachdeckermeister und hat sich vor einem Jahr entschieden, seinen gut laufenden Betrieb aufzugeben um sich der Kunst zu widmen.

Statt Pinsel und Leinwand nutzt er Metallpresse, Zange und Schieferhammer um seine künstlerische Ader auszudrücken. Denn Wenzel macht Objektkunst aus Metall und Schiefer. Seine Werke hängen an Dachrinnen, Fallrohren und Fassaden. Schon in der Ausbildung hat der 50-Jährige immer wieder Dekoobjekte gemacht - und so sein Herz an die Kunst verloren.

Vom Dachdecker zum Künstler

Neue Herausforderung gesucht

Sein Job als Dachdecker habe ihn nicht mehr erfüllt, erzählt er. Er habe eine neue Herausforderung gebraucht und den Wunsch, mehr künstlerisch zu arbeiten ein Jahr mit sich rumgeschleppt. Dann sei der Drang so groß geworden und er habe entschieden, nur noch Kunst zu machen - auch wenn er damit weniger verdient als vorher.

Viel Liebe, Herzblut und Zeit hat er seitdem in seine Fantasieobjekte gesteckt. In seiner Werkstatt hängt ein Star Wars-Raumschiff, eine metallene Feder und übergroße Lippen, an einer Wand rankt filigranes Efeu aus Metall.

Handwerk abseits des Normalen

Mit seiner Arbeit möchte er Aufmerksamkeit auf sein Handwerk lenken. Es gebe immer mehr Nachwuchsprobleme in der Branche, so Wenzel. Mit Uschi und seinen anderen Fantasieobjekten zeige er, dass man auch Handwerk abseits des Normalen mache könne.

Sein aktuelles Projekt ist ein Kolibri, der an einer Hibiskusblüte saugt - eine Auftragsarbeit für eine Hausfassade. Wenzel ist nicht nur in der Region aktiv, hat schon deutschlandweit Aufträge angenommen, Arbeiten nach Frankreich und Dänemark geliefert - und sich so jahrhundertelang verewigt.

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Denn seine Arbeiten sind besonders langlebig, vor allem die Kunstwerke aus Schiefer können mehrere hundert Jahre überdauern. "Das sind alles Sachen, die noch da sind, wenn ich nicht mehr da bin", sagt Wenzel.

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