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Hessischer Denkmalschutzpreis verliehen

Drei Fotos nebeneinander von historischen Gebäuden - links: eine Außenansicht eines Schwimmbadgebäudes, mitte: ein Blick aus einem Fenster mit alten Beschlägen, rechts: ein Treppenhaus.

Ein Schloss, das in neuem Glanz erstrahlt und ein altes Schwimmbad, das zur Event-Location wurde: Das sind die Preisträger des diesjährigen Hessischen Denkmalschutzpreises. Auch private Bauherren wurden ausgezeichnet.

Zum 37. Mal ist am Donnerstag in Wiesbaden der Hessische Denkmalschutz-Preis vergeben worden. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr insgesamt sechs Projekte in den Kategorien Privates Bauen, Transformatives Bauen und Öffentliches Bauen. Für ein Bürgerengagement der besonderen Art gab es außerdem einen Sonderpreis. Die diesjährigen Preisträger im Überblick:

Klein aber fein: Das Tagelöhnerhaus in Marburg

Nach dem Tod der letzten Eigentümerin hatte das 300 Jahre alte Fachwerkhaus im Stadtteil Dilschhausen jahrelang leergestanden, bevor die Marburger Psychotherapeutin Katja Berkling es kaufte.

Drei Jahre dauerte die Sanierung, bei der Berkling auch selbst mithalf: Das marode Fachwerkgefüge wurde ertüchtigt, das Dach mit Biberschwanzziegeln gedeckt, historische Fenster und die Haustür repariert. Auch die Innentüren, Dielenböden, die historischen Putze und eine historische Bemalung konnten aufwändig gesichert werden. Der Jury war das den ersten Preis in der Kategorie Privates Bauen wert.

Renoviertes kleines Fachwerkhaus

Vorbildliche Fassade: Das Haus Helbig in Alsfeld

"Ich liebe meine Heimatstadt Alsfeld und den wunderbaren Altstadtkern", sagt Rudolf Knierim. Er kaufte das um 1800 erbaute Haus Helbig, um sein in der unmittelbaren Nachbarschaft gelegenes Elternhaus vor Veränderungen zu schützen. Die Wirkung der Fassade für die Gesamtwirkung des historischen Stadtkerns war ihm bei der Sanierung besonders wichtig. Im Inneren konnten Türen, Dielen, Treppen, Brüstungsgitter, Fliesen und sogar die historischen Gussheizkörper gesichert, gereinigt und aufgearbeitet werden.

Häuserzeile mit renovierten Fachwerkhäusern.

Neuer Ort der Begegnung: Hallenbad Ost in Kassel

Ein fast 100 Jahre altes Schwimmbad im Bauhhaus-Stil wird zum Büro- und Praxisgebäude mit dem alten Schwimmbecken als origineller Event-Location: Dafür gab es den ersten Platz in der Kategorie "Transformatives Bauen".

Beim Hallenbad Ost in Kassel sei es eindrucksvoll gelungen, aus dem ehemaligen Hallenbad wieder einen Ort der Begegnung und der Kommunikation zu machen, so die Jury. Als Grundlage für die Wiederherstellung der ursprünglichen Raumwirkung diente historisches Bildmaterial und der Vergleich mit zeitgleich erbauten Bädern.

Außenansicht eines Klinkerbaus.

"Stadtreparatur": Alte Post und Telegraphenamt in Gießen

Ein historisches Areal mit verfallenden Gebäuden - das waren die Alte Post und das ehemalige Telegraphenamt, als der Gießener Kai Laumann sie erwarb. Er entwickelte ein Konzept für eine Neunutzung mit Gastronomie, Wissenschaft, Gesundheit und Dienstleistungen. Dafür wurden die 160 Jahre alte Post und das 1927 bis 1929 erbaute Telegraphenamt aufwändig saniert.

Sowohl bei der Alten Post als auch beim Telegraphenamt konnten beispielsweise jeweils etwa 100 historischen Fenster erhalten und aufgearbeitet werden. Die Jury lobte das Projekt als "ein Stück Stadtreparatur der im Zweiten Weltkriegs stark getroffenen Stadt Gießen".

Außenansicht eines roten Sandsteingebäudes

Moderne Verwaltung in alten Mauern: Schloss Wächtersbach

Der Sitz des Ysenburger Fürstenhauses in Wächtersbach (Main-Kinzig) stand jahrzehntelang leer und galt als Schandfleck. Dann beschloss die Stadt, das historische Gebäude zu kaufen und nach einer grundlegenden Sanierung als Rathaus zu nutzen. Trotz der komplexen Anforderungen einer modernen Stadtverwaltung sei der Stadt eine beeindruckende Sanierung ohne störende Eingriffe in die Raumstruktur gelungen, so die Jury.

Schloss Wächtersbach

Neuer Treffpunkt: Die ehemalige Stadtmauer in Darmstadt

Der Einsatz der TU Darmstadt verhinderte den vollständigen Verfall der Mauer, deren Mörtel sich zusehends auflöste. Behutsam wurde das nicht mehr zu rettende Fugenmaterial Stück für Stück ausgetauscht, die Patina restauratorisch stabilisiert und die wiederentdeckten Schießscharten gesichert. Informationstafeln und Aufenthaltsbereiche ergänzen die neu gewonnene Anlage und machen sie für eine breite Öffentlichkeit erlebbar.

Denkmalschutz-Preis

Dank Bürgerengagement: Die Brücke in Hartmannshain

Der Ehrenamtspreis des Hessischen Denkmalschutzpreises geht an die alte Brücke im 200-Seelen-Dorf Hartmannshain, einem Ortsteil von Grebenhain (Vogelsberg). Als sie abgerissen werden sollte, gründeten die Anwohnerinnen und Anwohner einen Förderverein, sammelten Unterschriften und Spenden und schafften es schließlich, den Abriss zu verhindern.

Doch die Arbeit des Fördervereins war damit nicht getan. Die Vereinsmitglieder ersetzten in Handarbeit Pfosten, ließen das historische Pflaster freilegen und das Trag- und Mauerwerk sichern. Im Verhältnis der Dorfgröße und Einwohnerzahl sei in finanzieller und ideeller Hinsicht Beeindruckendes zustande gebracht worden, befand die Jury.

Steinerne Brücke über einen kleinen Bach
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Der hessische Denkmalschutzpreis...

... wurde 1986 vom Landesamt für Denkmalpflege in Hessen sowie der hessischen Lotteriegesellschaft ins Leben gerufen. Die Auszeichnung ehrt Privatpersonen und Organisationen, die mit individuellen Lösungen, handwerklich-technischem Geschick und besonderem Einsatz Denkmäler instand gesetzt oder erforscht haben. Er ist mit 25.000 Euro dotiert, das Geld stiftet LOTTO Hessen.

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