Sechs Frauen in Kostümen

Weniger Geld, weniger Anerkennung - auch im Musikbusiness stehen Frauen oftmals hinten an. Wie es trotzdem gehen kann, im Kollektiv oder komplett selbstbestimmt ohne Label im Hintergrund, das berichten junge Profis. Sie wollen auch Vorbild sein.

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Dafür steht das "W-Festival" in Frankfurt

hessenschau vom 26.05.2022
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Die Musikbranche ist immer noch männlich dominiert. Bei Festivals liegt der Prozentsatz von Frauen oft unter dem Alkoholgehalt des ausgeschenkten Biers. Und wenn eine Frau dann doch den Sprung auf die Bühne geschafft hat, verdient sie im Schnitt 20 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Auf dem rein weiblich besetzten W-Festival in Frankfurt geht es neben viel Live-Musik auch um die Frage, wie es für Musikerinnen im Geschäft besser laufen könnte.

Auch die Sängerin Fee trat am Mittwoch beim W-Festival auf. Bei einer früheren Ausgabe dieser Veranstaltung hatte sie den Nachwuchswettbewerb "Wellenschlagen" gewonnen. Dennoch sei ihr Einstieg in die Musikbranche mühsam gewesen. "Das Musikbusiness ist nicht schön. Es ist wirklich hart und es ist ein Haifischbecken." Damals stand sie mit ihrer Band bei Universal unter Vertrag und war auf Tour mit Christina Stürmer. Was wie ein Traum für eine Newcomerin klingt, sei nicht ihr Ding gewesen, sagt Fee.

Popsängerin Fee

Fee ist unabhängig, macht alles selbst

Fee zog für sich zeitig die Konsequenzen und stieg schon vor Jahren aus dem Business der Major-Labels aus. Seitdem mache sie alles selbst: Songschreiben, Booking, Promotion, Social Media. Ihr aktuelles Album "Nachtluft" hat sie mit Crowdfunding finanziert. Mehr als 30.000 Euro seien zusammengekommen. Geld, mit dem sie während der Corona-Zeit an neuen Songs arbeiten konnte. Es habe sich "total gut angefühlt zu wissen, dass es Menschen gibt, die wollen, dass ich weiter Musik mache". Die Release-Party steht noch aus, am 9. Juni wird Fee das Album in der Frankfurter Brotfabrik vorstellen.

Auch im Musikbusiness gibt es den "Gender Pay Gap"

Frauen im Musikbusiness unterstützen sich oft gegenseitig und helfen einander. Diese Erfahrung haben auch die DJs Jaraya und CVL gemacht. Sie sind Teil der sechsköpfigen DJ Crew GG Vybe aus Frankfurt. Die Frauen haben sich bei Workshops kennen gelernt und beschlossen, gemeinsam weiterzumachen. CVL sagt, so könne man sich gegenseitig helfen und auch mal Fragen stellen - zum Beispiel, wenn es darum geht, wie viel Geld sie für einen Abend im Club verlangen kann. Schließlich gebe es auch bei DJs einen Unterschied, Frauen verdienten oft schlechter als Männer.

Ein weiteres Thema sei, wie Frauen sich in problematischen Situationen verhalten können. Denn übergriffiges Verhalten kennen die Frauen von GG Vybe. Zum Beispiel, so berichten sie, greifen ihnen in den Clubs immer wieder Männer einfach ins Mischpult oder ein Booker verlangt ein aufreizendes Foto statt das normale Pressefoto zu veröffentlichen.

Weibliche Vorbilder gab es nicht

Am liebsten legen GG Vybe gemeinsam auf. Das Gefühl, bekannte Gesichter um sich zu haben, gibt ihnen Mut. Und Mut brauchen die Frauen, um immer wieder gegen die gleichen Vorurteile anzukämpfen. "Was soll die Frau da, die hat doch keine Ahnung." Oder: "Du bist doch eh nur die Quotenfrau." So etwas bekamen sie schon oft zu hören, sagt DJ Jaraya. Weil Frauen hinter dem Mischpult lange nicht zum gewohnten Bild gehörten, habe sie sich erst mal gar nicht fürs Auflegen interessiert, erzählt sie. "Ich konnte mich damit überhaupt nicht identifizieren, weil DJs eh nur Männer waren." Aber es habe sich einiges getan, räumt CVL ein. Inzwischen sehe man immer häufiger weibliche DJs bei den großen Line-ups.

Mehr weibliche Vorbilder, an denen sich junge Frauen und Mädchen orientieren können, das ist für Lina Burghausen die wichtigste Veränderung, wenn sie auf die Entwicklungen in ihrer Branche zurückblickt. Burghausen ist Jahrgang 1990, sie betreibt die Promotion Agentur Mona Lina und mit 365XX ihr eigenes All Fe*male Hip-Hop-Label. In ihrem Blog 365 fe*male MCs porträtiert sie Rapperinnen. Beim Frankfurter W-Festival setzt sie sich für mehr Frauen in der Musikindustrie ein - auch und gerade in Führungspositionen.

Lina Burghausen: Frau vor Auslage mit Langspielplatten

Frauen stärken sich gegenseitig in Netzwerken

Was aber ist anders, wenn Frauen führen? Lina Burghausen berichtet, dass ihr sechsköpfiges PR-Team nur aus Frauen besteht. Sie will hochqualifizierten Nachwuchs für die Branche, der nicht direkt verbrannt werde. Sie bemühe sich um einen fürsorglichen Führungsstil, eine warmherzige Atmosphäre und Wertschätzung für die Künstlerinnen - und Netzwerke. Wenn sie einen Job nicht übernehmen könne, empfehle sie dafür andere Frauen. "Ich will zeigen, dass es nicht nur Ellbogen geben muss, um in der Branche zu bestehen."

Netzwerken, das ist auch der Rat von GG Vybe. DJ Jaraya empfiehlt Frauen, die Musikerin, DJ oder Promoterin werden wollen: "Schließt Euch zusammen!" Trotz allem sei es nämlich "der schönste Beruf der Welt", ist Sängerin Fee überzeugt.

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