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Tetra Musicus vermittelt Wissen über elektronische Musik

Tetra Musicus

Im April öffnet das weltweit erste Museum für elektronische Musik in Frankfurt. Für den Start hat sich eine Offenbacher Agentur etwas Besonderes ausgedacht: ein Videospiel, mit dem jeder Spieler selbst zum DJ werden kann.

Den Beat spüren - das geht am besten auf der Tanzfläche eines Clubs. Die Älteren erinnern sich vielleicht daran. Aber wie ein elektronischer Song funktioniert, begreift man dadurch noch lange nicht. Die Digitalagentur Cosalux aus Offenbach will das jetzt ändern: mit einem sogenannten "Serious Game", also einem digitalen Spiel, das nicht nur zur Unterhaltung dient, sondern bei dem das Lernen im Vordergrund steht.

In "Tetra Musicus" sollen die Nutzerinnen und Nutzer elektronische Songs nachspielen und auf einfache Weise selbst remixen können. Cosalux-Geschäftsführer Alexander Coelius und Art Director Stanko Beronja entwickeln das Spiel in Zusammenarbeit mit dem Museum Of Modern Electronic Music (MOMEM), das im April in Frankfurt eröffnen soll.

Tetra Musicus

Zeitgleich soll auch das Spiel erscheinen: mitten in Frankfurt, genauer in einem Schaufenster des Museums an der Hauptwache. Passantinnen und Passanten können dort einen QR-Code scannen und so über ihr Smartphone das Spiel im Schaufenster steuern. Auch die Musik wird über das Handy abgespielt.

Wie "Guitar Hero" mit elektronischer Musik

Das Land Hessen unterstützt die Entwicklung des Spiels mit insgesamt 45.000 Euro aus dem Förderprogramm "Hessen serious Game". Vorbilder für die Spielmechanik sind "Guitar Hero" und "Beat Saber". Wie in den bekannten Videospielen wird die Musik in Tetra Musicus durch eine Art Tonspur visualisiert und in einzelne Elemente zerlegt, die passend zum Rhythmus als bunte Rechtecke vorbeifliegen. Die Nutzerinnen und Nutzer müssen im richtigen Moment reagieren und entsprechende Knöpfe auf ihrem Smartphone drücken.

Wer dieses Level zum Aufbau eines Songs meistert, kann noch einen Schritt weitergehen und ihn im Anschluss remixen, also seine Struktur verändern und eine eigene Interpretation daraus machen.

Regionale Technogrößen liefern den Soundtrack

Musikalisch wird das Spiel mit Songs von Technogrößen aus der Region gefüttert. Dabei spielen - passend zur ersten MOMEM-Ausstellung - auch Sven Väth und Wegbegleiter wie Gregor Tresher und Talla 2 XLC eine große Rolle. "Technomusik ist zum großen Teil hier in Frankfurt geboren. Diese regionale Würze wollen wir aufgreifen", erklärt Stanko Beronja, der verantwortlich ist für das Konzept und die Programmierung des Spiels.

Ergänzt werden die Level durch Interviews mit den Künstlern. Sie erklären die Hintergründe der Songs. Coelius und Beronja wollen dadurch ein besseres Verständnis für die Musik schaffen "Das ist ein bisschen mehr als Tack-Bumm", meint Beronja. "Da steckt eine tiefere Dimension dahinter."

Seine Hoffnung: dass durch das Spiel ein Community-Gefühl entsteht. Denn im Anschluss an das Spielen kann man sich mit seinem Remix in eine Top 100-Bestenliste eintragen. Andere Userinnen und User können voten und so den Platz beeinflussen. "Ich wünsche mir, dass die Leute versuchen, weiter in den Charts hochzuklettern", so Beronja.

Tetra Musicus

Das Ziel: Auseinandersetzung mit der Musik

Cosalux-Geschäftsführer Coelius erhofft sich noch etwas anderes: bei jüngeren Spielerinnen und Spielern eine Auseinandersetzung mit der Musik in Gang zu setzen. Im Gegensatz zu Beronja, der selbst Musik produziert, sei seine musikalische Karriere bereits im Alter von fünf Jahren geendet: Man habe ihn aus dem Musikunterricht geworfen, "weil ich es nicht geschafft habe, die Blockflöte zu meistern. Da hat sich damals eine Tür geschlossen", sagt er rückblickend.

Mit dem Spiel will er diese Tür nun bei anderen weit aufmachen. Wenn sich Gamerinnen und Gamer im Anschluss an das Spielen von Tetra Musicus mit Musik beschäftigten und sich selbst musikalisch ausprobierten, sei das für ihn die größte Befriedigung.