Zwischen Kunst und Klamotte Haben Sie schon Kunst im Kleiderschrank hängen?

Kunst kann auch erschwinglich sein. Die Frankfurter Freitagsküche verkauft in ihrem Pop-up-Store T-Shirts, Schmuck und Sparschweine. Alles von Künstlern gemacht, aber ist es auch Kunst? Einigen sichert es auf jeden Fall die Existenz.
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Das ist die Idee hinter dem Pop-up-Store

Eine fliederfarbene Jogginghose mit Farbakzenten irgendwo zwischen Mal-Unfall und Monet. Ein grellgrüner Pulli, auf dessen Brust sich eine Schlange in den Hals beißt. Ist das Kunst? Nein, sagt Tina Kohlmann. Sie ist Künstlerin und sie hat die Kleidung gemacht. Aber Kunst sind die Stücke für sie nicht.
In ihren Ausstellungen zeigt die Frankfurterin Skulpturen, zum Beispiel übergroße Masken aus Styropor und Gips. Wenn sie Zeit und Lust hat, veredelt Kohlmann T-Shirts, Sweatshirts oder Jogginghosen mit Bleiche, Farbpigmenten und Siebdruckverfahren. "Es ist total entspannt, zu färben, zu experimentieren und neue Motive zu entwickeln", sagt sie.
Nebenprojekte zum Geldverdienen
Für Kohlmann ist das aber nur ein Nebenprojekt, wie es viele Künstlerinnen und Künstler haben. Sie probieren neue Techniken aus, experimentieren mit Material, entwickeln neue Fähigkeiten. Daraus kann so etwas wie Kohlmanns Mode unter dem Label "Kohlada Couture" entstehen. Aber es gehe nicht immer nur um ein kreatives Ausleben. "Die meisten Künstler können nicht oder nicht so gut von ihrer Kunst leben", sagt Kohlmann. Die Projekte hätten sie auch zum Geldverdienen.
Auch deswegen verdienten sie mehr Aufmerksamkeit, findet Thomas Friemel von der Freitagsküche. Die Frankfurter Szene-Institution gastiert in einem Laden im Oederweg temporär mit einem Pop-up-Store. Es ist der dritte dieser Art.

Die Idee dafür entstand im Winter 2020. "Wir haben gemerkt, dass es viele Künstlerinnen und Künstler gibt, die finanziell unter der Pandemie leiden", erzählt Friemel. Die Corona-Hilfen seien oftmals aufgebraucht gewesen. Die Freitagsküche wollte deshalb etwas für die Kreativen der Region unternehmen.
Kunst, die nicht für Galerien gemacht ist
Eine Malerin, die auch Schmuck fertigt, ein Performance-Künstler, der Schals näht - aber es sind alles Dinge, die sich nicht über eine Galerie vertreiben lassen. Viele Künster hätten solche Nebenprojekte, weiß Friemel aus seiner langjährigen Arbeit zu berichten.
So wie bei Kohlmann eben, die eigentlich skulptural arbeitet und nebenbei Mode macht. Oder bei Anna Hofmann. Sie ist malt großformatige Bilder mit Airbrush, im Pop-up-Store verkauft sie unter anderem kleine Sparschweine aus Keramik und Schlüsselbänder mit bunten Tierfiguren.

Hofmanns erstes Nebenprojekt waren T-Shirts. "Das hat sich so ergeben", erinnert sie sich. Am Anfang habe sie ein Shirt für eine Freundin mit einem bestimmten Motiv gestaltet. Das wollten dann plötzlich auch andere Leute haben. Also hat Hofmann weitergemacht.
Pop-up-Store will vermitteln
Kohlmann erzählt Ähnliches. Auch ihr Projekt ist aufgrund der Nachfrage aus dem Umfeld stetig gewachsen. Heute freut sie sich, dass sie ihre Arbeit über Alltagsgegenstände ins Leben der Menschen bringen kann. "Ich finde es schön zu sehen, dass die Leute das tragen", sagt Kohlmann. "Und ich finde schön, dass sie sich das leisten können. Die Klamotten sind nicht so teuer wie meine Kunstwerke."
Am Kunstmarkt können nur die wenigsten mitmischen: Wer Kunst kaufen will, braucht ein ordentliches Budget. Im Pop-up-Store gibt es Objekte schon ab 10 Euro. Ketten, Vasen, Decken oder Sweatshirts könnten auch Vermittler sein, findet Friemel: zwischen der Kunstwelt, die oft unzugänglich und elitär wirken kann, und der Lebensrealität der Menschen. "Skepsis oder Desinteresse in Bezug auf Kunst kann daher rühren, dass sich diese Welten oftmals gar nicht miteinander verbinden", meint er.
Wenn Neugierige in den Pop-up-Store kommen, erzähle er ihnen vor allem zwei Dinge: dass die Produzierenden aus der Region kommen und dass sie Künstler sind. "Die Leute finden das spannend", sagt Friemel. "Sie mögen die Vielfalt, die wir anbieten. Und manchmal fällt ihnen ein, dass ihnen etwas bekannt vorkommt, weil sie einen Namen kennen oder etwas Ähnliches schon mal in einer Ausstellung gesehen haben - das ist eben dieses Vermittelnde."
Kunst für den Alltag
Der Pop-up-Shop im Oederweg, Ecke Jahnstraße, ist noch bis Ende Januar geöffnet: donnerstags und freitags von 17-20 Uhr, samstags von 12-20 Uhr.
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