Jakob von Metzler und Gäfgen

Vor 20 Jahren wurde der Frankfurter Bankierssohn Jakob von Metzler entführt und umgebracht. Sein verurteilter Mörder sitzt noch immer im Gefängnis - 2025 könnte er freikommen.

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Verurteilt! (10): Der Kindsmörder

Heike Borufka und Basti Red
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Am 27. September ist es 20 Jahre her, dass der elfjährige Jakob von Metzler in Frankfurt entführt und ermordet wurde. Der verurteilte Mörder Magnus Gäfgen, der seinen Namen inzwischen geändert hat, sitzt seither in Haft. 2017 hatte er die Aussetzung der lebenslangen Freiheitsstrafe zur Bewährung beantragt. Im Mai 2019 habe das Landgericht Kassel eine Entlassung abgelehnt und eine Mindestverbüßungsdauer von 23 Jahren festgesetzt, teilte ein Gerichtssprecher nun mit.

Vor September 2025 sei damit keine Entlassung möglich. Der mittlerweile 47 Jahre alte Gäfgen war 2003 zu lebenslanger Haft mit besonderer Schwere der Schuld verurteilt worden. Eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren war somit rechtlich zwar möglich, in der Praxis aber so gut wie ausgeschlossen.

Mit Klebeband erstickt

Die Tat hatte 2002 bundesweit Entsetzen ausgelöst. Auf dem Heimweg aus der Schule wurde der Frankfurter Bankierssohn entführt mit dem Ziel, seine Eltern um eine Million Euro zu erpressen. Der verschuldete Jurastudent Gäfgen erstickte den Elfjährigen schon kurz nach der Entführung in seiner Wohnung mit Klebeband. Eine Drohung beim Polizeiverhör löste eine kontroverse Folter-Debatte aus.

Jakob von Metzler und Gäfgen

Jakob war bereits ermordet, als der Täter von den Eltern per Brief Lösegeld forderte. Bei der nächtlichen Übergabe an einer Haltestelle beobachtete ihn die Polizei, beschattete ihn und griff drei Tage später schließlich zu, nachdem Gäfgen keine Anstalten machte, die angebliche Geisel zu versorgen oder freizulassen.

Folterandrohung beim Polizei-Verhör

Im Glauben, der Junge sei noch am Leben, drohten Polizisten Gäfgen mit der Zufügung von Schmerzen, damit dieser den Aufenthaltsort des Kindes verrät. Daraufhin nannte der Täter das Versteck. Zuvor hatte er die Polizei auf falsche Fährten gelockt. International wurde daraufhin diskutiert: Wie weit kann die Polizei in Situationen gehen, in denen Menschenleben in Gefahr sind?

Jakobs Leiche wurde an einem See bei Schlüchtern (Main-Kinzig) gefunden. Seinen Mörder kannte der Junge flüchtig. So ließ er sich von dem damals 27 Jahre alten Gäfgen in dessen Wohnung locken. Die alteingesessene Privatbankiersfamilie von Metzler gehört in Frankfurt zu den großen Mäzenen.

3.000 Euro Entschädigung vom Land Hessen

Das Frankfurter Landgericht sprach Gäfgen im folgenden Jahr schuldig. Der Täter habe ein "luxuriöses Leben mit reichen Freunden" leben wollen, hieß es in der Urteilsbegründung. Der Student habe den Tod des Kindes von Beginn an gewollt.

Wolfgang Daschner

Der Täter legte zahlreiche Rechtsmittel ein, das Urteil wurde jedoch nicht aufgehoben. Seine Strafe verbüßt er in Kassel. Wegen der Androhung von Schmerzen musste das Land Hessen Gäfgen auf sein Betreiben hin 3.000 Euro plus Zinsen Entschädigung zahlen. Seine Würde sei verletzt worden, hieß es im Urteil. Bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte war Gäfgen zwischenzeitlich gezogen.

Auch die Androhung von Schmerzen im Verhör beschäftigte die Gerichte. Der Frankfurter Polizei-Vize Wolfgang Daschner, der selbst in einem Aktenvermerk auf diese "schwerste Entscheidung im Leben" aufmerksam gemacht hatte, wurde wie der Vernehmungsbeamte zwar verurteilt, Geldstrafen wurden aber nur angedroht. Daschner wurde nach Wiesbaden versetzt - und befördert.