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Fall Julia: Mädchenmörder Thorsten V. gestorben

Thorsten V. kurz vor der Urteilsverkündung am 20.05.2003 vor dem Gießener Landgericht.

Gut 20 Jahre nach dem Mord an der achtjährigen Julia aus Biebertal ist ihr verurteilter Mörder gestorben. Thorsten V., der bei der Vertuschung der Tat schwerste Verbrennungen erlitt, kam nie mehr auf freien Fuß.

Der Mädchenmörder Thorsten V. ist tot. Er ist im Krankenhaus in Wetzlar an den Folgen einer Krankheit gestorben, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Wetzlar am Donnerstag auf hr-Anfrage bestätigte. Der 54-Jährige hatte in den vergangenen Jahren seine lebenslange Haftstrafe im Butzbacher Gefängnis verbüßt und war nicht mehr auf freien Fuß gekommen.

"Ich habe auch eine kleine Tochter"

Ein Radarbild hatte ihn im Sommer 2001 als Mörder der achtjährigen Julia entlarvt. Der damals 33-Jährige wurde im Niddataler Stadtteil Kaichen (Wetterau) geblitzt, als nicht weit entfernt, an der B45, ein Holzstapel brannte. In dessen Überresten entdeckte die Polizei wenig später eine kleine, verkohlte Leiche: Es handelte sich um die zu diesem Zeitpunkt sechs Tage lang vermisste Julia. Die Leiche des ermordeten Mädchens hatte V. beseitigen wollen.

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Einen Tag nach Julias Verschwinden gab V. noch ein TV-Interview. Reporter sprachen ihn zufällig an, als er in Sandalen, kurzer weißer Hose und gestreiftem T-Shirt die Straße fegte. Vor dem Haus, in dessen Keller zu diesem Zeitpunkt vermutlich Julias Leiche lag, lachte er in die Kamera. "Ich habe auch eine kleine Tochter", sagte er, "die ist zwar jetzt erst fünf Monate alt, aber das macht einen schon nachdenklich irgendwo. Macht schon Angst irgendwo."

Brandverletzungen bei Verpuffung

V. wohnte nur wenige Meter entfernt von dem Spielplatz im Biebertaler Ortsteil Rodheim-Bieber, auf dem Julia zum letzten Mal lebend gesehen wurde. Sein Haus befand sich in Sichtweite des Hauses ihrer Eltern. "Wenn wir aus dem Wohnzimmerfenster schauen, sehen wir das Dach des Hauses, in dem unsere Tochter ermordet wurde", sagte Julias Vater damals.

Dieses Haus wollten Ermittler durchsuchen, nachdem sich V.s Erklärung für das Blitzerfoto und sein Alibi als falsch erwiesen hatten. Der Mörder, der Julia mutmaßlich auch sexuell missbraucht hatte, kam den Ermittlern aber zuvor: Er wollte Beweismittel vernichten und entzündete sie in seinem Keller mit Hilfe von Benzin, dessen Dämpfe sich dann unkontrolliert entzündeten.

Die dadurch entstandene Verpuffung fügte V. schwerste Verletzungen zu, 80 Prozent seiner Hautoberfläche verbrannten. Er wurde für den Rest seines Lebens entstellt, konnte sich kaum noch bewegen. Auch deswegen hatte das Gießener Landgericht bei seinem Urteil im Jahr 2003 auf eine Feststellung der besonderen Schwere der Schuld verzichtet. V. starb bereits am 20. März. Er äußerte sich bis zu seinem Tod nicht zur Tat.

Weitere Informationen

Der Hessische Rundfunk berichtet in seinem True-Crime-Format "Crime Time" über den Fall der ermordeten Julia. Die dreiteilige Serie ist aktuell in der ARD Mediathek abrufbar. Auch der hr-Gerichtspodcast "Verurteilt" widmet sich in seiner aktuellen Ausgabe dem über 20 Jahre alten Verbrechen.

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