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"Ein Stück gelebte Wohlfühlheimat"

Der Mond über der Neckarschleife bei Hirschhorn

Jürgen Kiffe wollte die Schönheit des Odenwalds auf eine ganz neue Weise einfangen: Über Jahre hat der Brensbacher mitreißende Astro-Fotos seiner Heimat gemacht. Die kamen so gut an, dass er sie jetzt als Wandkalender veröffentlicht hat.

Wenn es Nacht wird im Odenwald, schlägt die Stunde von Jürgen Kiffe. Dann greift der Brensbacher nach den Sternen, zwar nicht mit den Händen, aber mit seinem Fotoobjektiv. Stundenlang harrt der 57-Jährige aus, um markante Motive seiner Heimat vor der Schönheit des Nachthimmels in Szene zu setzen.

Da wirbeln unzählige Sterne in konzentrischen Kreisen um die Burg Breuberg herum oder fegen wie vom Sturm geblasen am strahlenden Schloss Lichtenberg in Fischbachtal vorbei. Wie der Stern von Betlehem steht der lange belichtete Mond über der Neckarschleife bei Hirschhorn oder zeigt sich in den unterschiedlichen Phasen seines Aufgangs über der Veste Otzberg.

Kaum Lichtverschmutzung

Zur Astrofotografie kam Kiffe durch den Umzug von Reinheim (Darmstadt-Dieburg) in die Odenwald-Gemeinde Brensbach. "Ich habe diesen tollen Sternenhimmel bewundert, der sich mir gewaltig präsentiert hat", schwärmt er von dem kaum durch sogenannte Lichtverschmutzung getrübten Anblick des nächtlichen Firmaments. Eines Nachts entstand in ihm der Wunsch, diese Schönheit im Bild festzuhalten.

Konzentrische Kreise über der Burg Breuberg

Die ersten Fotos knipste er nur für sich. Die Reaktionen von Freunden und Bekannten waren aber so positiv, dass die Idee für einen Wandkalender 2022 entstand. Für Kiffe war das Thema schnell klar: der Odenwald und seine Sehenswürdigkeiten vor dem Sternenhimmel. "Himmlische Aussichten" hat er seinen Kalender genannt und will damit auch das Potenzial des Odenwalds betonen. "Es ist eine total tolle Region, die sehr viele nette Hotspots zu bieten hat."

"Es war eine Herzblut-Angelegenheit"

Astrofotograf Jürgen Kiffe

Für den gebürtigen Darmstädter ist sie längst Heimat geworden. "Wir sind als kleine Jungs über das Felsenmeer gehüpft", erinnert sich der Grafiker an Familienausflüge mit den Eltern. Später durchwanderte er den Odenwald mit seiner eigenen Familie, außerdem hat er die Region schon auf dem Fahrrad, vom Boot und aus der Luft erfahren.

"Es war eine Herzblut-Angelegenheit, jetzt diesen Kalender vom Odenwald zu machen," sagt der 57-Jährige. Und Motive gab es reichlich. In seinen ersten Astro-Kalender haben es unter anderem das Rathaus in Michelstadt, das Himbächel-Viadukt in Oberzent und natürlich das Felsenmeer bei Lautertal geschafft.

Die Ansprüche waren hoch

Jedes Foto besteht aus bis zu 600 Einzelbildern. Der Computer rechnet sie zusammen, verfremdet sie aber nicht durch Filter. "Die Bilder sind tatsächlich echt", beteuert der Brensbacher.

Mondaufgang über der Veste Otzberg

Dabei verdeutlichen die Strichspuren die Erdrotation. Durch sie scheinen sich die Sterne am Himmel um einen Fixpunkt über dem Nordpol zu bewegen. Bei langen Belichtungszeiten entstehen so die Bögen und Kreise über dem Horizont. Klingt einfach. Aber mal eben so aufs Knöpfchen zu drücken, entsprach nicht Kiffes Ansprüchen an ein gelungenes Bild.

Viel Zeit hat er deshalb in die Recherche gesteckt. "Man sollte schon bei Tageslicht schauen, wo man sich positioniert." Die zwei bis drei Stunden Warten im Campingstuhl, während die programmierte Technik die Szenerie einfängt, seien da noch der entspannteste Teil. Anderthalb Jahre habe es gedauert, bis die Aufnahmen im Kasten waren.

Wert auf regionale Produktion gelegt

Auch bei der Herstellung des DIN-A2-Kalenders war es Kiffe wichtig, in der Heimat zu bleiben. "Ich habe Wert auf regionale Betriebe gelegt", betont er. Druckerei, Buchbinderei - alles Betriebe, die sich ganz in der Nähe seines Wohnorts befinden. Kaufen kann man den Kalender auf Kiffes eigener Homepage, aber auch in Buchhandlungen der Umgebung.

Ob es einen weiteren Kalender geben wird, ist noch nicht entschieden. "Das hängt ein bisschen davon ab, wie hoch das Interesse dafür ist." Die Chancen stehen aber gut. Denn viele Buchhändler hätten sich gewünscht, dass auch ihr Ort einmal von Kiffe in Szene gesetzt wird. "Für ein Volume 2 habe ich die Bestellliste sozusagen schon vorliegen."