Foto eines neuen Gebäudes mit einer hölzernen Fassade und einer Terasse.

In der südhessischen Stadt Reinheim ist kürzlich eine neue Kita eingeweiht worden. Das ist zunächst nichts Außergewöhnliches, dahinter steckt aber eine bemerkenswerte Geschichte.

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Eine Kita als Dank an die Stadt

Die "Kindertagesstätte und Kinderkrippe Dieter J. Keil" in Reinheim wurde nach ihrem Spender benannt.
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Es gibt Momente, da verlieren selbst routinierte Lokalpolitiker wie Reinheims Bürgermeister Manuel Feick die Fassung. Der Moment, als ihm klar wurde, dass ein Bürger der Stadt soeben eine komplette Kita geschenkt hatte, war so einer.

"Es hat eine Weile gedauert, bis ich realisiert habe, dass er nicht nur etwas zu einem Spielgerät dazugeben, sondern die ganze Kita finanzieren will. Er musste es mir mehrmals erklären", erinnert sich der SPD-Politiker im Gespräch mit dem hr.

Dieser Moment ist mittlerweile gut zwei Jahre her: Im April 2020 hatte der im Sterben liegende ehemalige Unternehmer Dieter Keil der Stadt Reinheim (Darmstadt-Dieburg) wenige Tage vor seinem Tod exakt zwei Millionen Euro vermacht – mit der Bedingung, von dem Geld möge ebenjene Kita gebaut werden.

Kita deckt Bedarf an Betreuungsplätzen

Vor wenigen Wochen wurde die "Kindertagesstätte und Kinderkrippe Dieter J. Keil" nach einer Rekordbauzeit von gerade einmal fünf Monaten tatsächlich eingeweiht. Etwas mehr als 20 Kinder werden in dem freundlichen Bau mit großem Außengelände bereits betreut, Platz ist für bis zu 60.

"Wir haben nun nicht nur ausreichend Betreuungsplätze, durch seine Investition hat Herr Keil auch die finanzielle Belastung für alle Reinheimer Bürgerinnen und Bürger gesenkt", freut sich Feick, der nicht müde wird zu betonen, welch große Dankbarkeit er gegenüber dem Spender empfindet.

Unternehmer wollte der Stadt etwas zurückgeben

Dankbarkeit war offenbar auch der Grund, warum Millionär Keil der Stadt eine solch große Summe überließ. Dankbarkeit gegenüber der Stadt, die ihm seinen großen Erfolg als Unternehmer erst ermöglicht habe, wie Keil noch zu Lebzeiten dem Bürgermeister in einem persönlichen Gespräch verriet.

Seit Ende der 1960er Jahre entwickelte und produzierte Keil unter anderem Industrieroboter und Maschinen für automatisierte Produktion. Seine spätere Firma Remak - Reinheimer Maschinenbau Keil GmbH - war vor allem auf dem US-Markt sehr erfolgreich und machte ihren Gründer im Laufe der Zeit zum Millionär.

Dass die Firma ihre Zentrale in Reinheim hatte, war eher Zufall. "Herr Keil hatte sich in der ganzen Region nach einem Grundstück umgesehen, aber nur Reinheim machte ihm ein Angebot", erzählt Feick. Keil startete seine Unternehmer-Karriere also in Reinheim und wurde dort auch heimisch. "Mit der großzügigen Spende wollte er der Stadt etwas zurückgeben."

Reinheim will Straße nach Spender benennen

Doch nicht nur das Geld habe Feick beeindruckt, viel mehr noch der Mensch, der es verschenkt hatte. Zeit seines Lebens sei Keil der Überzeugung gewesen, dass er als Unternehmer vor allem eine soziale Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitenden und der Gesellschaft habe. "Diese Überzeugung hat er beeindruckend gelebt, das findet man heutzutage nicht mehr oft", sagt Feick.

Dieses Geschenk und das damit verbundene Vertrauen in die Stadt habe den Bürgermeister "tief bewegt". Neben der Kita, die bereits Keils Namen trägt, will die Stadt demnächst sogar eine Straße nach ihrem spendablen Ex-Bürger benennen.

Stiftung soll Kitas auch in Zukunft unterstützen

Neben dem Schutz der Natur – 2017 gründete Keil eine Stiftung zum Erhalt des Naturschutzgebiets Reinheimer Teich – sei Keil vor allem die Förderung und Bildung von Kindern im Vorschulalter eine Herzensangelegenheit gewesen. Kurz vor seinem Tod veranlasste der damals 83-Jährige deswegen die Gründung der "Dieter J. Keil Stiftung Reinheimer Kitas", die er mit besagten zwei Millionen Euro Startkapital ausstattete.  

Mit Hilfe der Stiftung, die unter anderem auch durch Keils Schwester Gudrun Lamprecht-Borchert geführt wird, sollen auch künftig Kitas in Reinheim unterstützt werden – sei es mit neuer Ausstattung oder auch mit Weiterbildungsmaßnahmen für Erzieherinnen und Erzieher. So profitieren auch künftige Generationen in Reinheim von Keils Verbundenheit zu seiner Heimatstadt - auch wenn sie ihn nie kennengelernt haben.

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