Ansicht Bad König vom Rathaus aus

Im Odenwälder Kurort Bad König haben rassistische Auszüge einer Kerbrede für Aufregung gesorgt. Jetzt ist der Redner, ein Stadtverordneter der CDU, von seinem Amt zurückgetreten.

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Bürgermeister verurteilt rassistische Kerbrede - nachträglich

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Dass es feucht-fröhlich und damit auch mal derb zugeht auf einer Kerb, einem Volksfest, ist bekannt. In Bad König im Odenwald allerdings ist die Eröffnungsrede der dortigen Kerb am vergangenen Samstag derartig entgleist, dass der Redner Marc Böhm nun von seinem Posten als CDU-Stadtverordneter zurücktreten musste.

Die Rede des Mannes, der auch als Förderer des örtlichen Sportvereins TSG Bad König in der Öffentlichkeit steht, sollte offenbar ein Rundumschlag gegen die Stadtpolitik sein. Ein Teil seiner Rede thematisierte den nach seiner Ansicht zu hohen Zuwandereranteil der Bevölkerung. Es folgten Formulierungen wie "Kopftuch-Geschwader" und weitere rassistisch-sexistische Sprachbilder.

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Rücktritt nach entgleister Kerbrede

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Am Freitagabend veröffentlichte er eine Entschuldigung. Er könne das Gesagte nicht ungeschehen machen. Er sehe ein, "dass die von mir in der Rede getätigten Aussagen diskriminierend und falsch sind und deshalb in unserer Stadt keinen Platz haben", schrieb er. Er habe erkannt, dass auch im scherzhaften Format einer Kerbrede "unsere gemeinsamen Grundwerte niemals verletzt werden dürfen".

"Das ist unterste Schublade"

Er sei überrascht gewesen, sagte Bürgermeister Axel Muhn (unabhängig) dem hr. Er habe neben einem Ortsbeirat gesessen: "Wir waren uns einig: So etwas geht gar nicht, das ist unterste Schublade." Der Magistrat der Stadt und sämtliche Ausschüsse distanzierten sich von den Äußerungen.

Im Nachhinein denke er, er habe gleich einschreiten sollen, sagte Muhn, aber er habe im ersten Moment die so fröhliche Kerb nicht unterbrechen wollen. Gleich am Tag danach sei er aber tätig geworden und hätte mit dem Redner gesprochen. Der wiederum habe die jetzt veröffentlichte Entschuldigung angekündigt. In Zukunft würden Kerbreden vorher geprüft.

Auf Facebook öffentlich gemacht hatte die Rede Matthias Hofmann vom Vorstand des Sportvereins TSG Bad König. Er habe "nur noch fassungslos" zugehört. Er kenne den Redner sonst als integeren Menschen. In einer Stellungnahme distanzierte sich der Verein später von der Rede - dort engagierten sich sehr viele Menschen aus Familien mit Migrationsgeschichte.

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