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Zeugin im Fall Alexander B. ist tot

Das Justizzentrum Frankfurt mit Generalstaatsanwaltschaft und Oberlandesgericht

Die Hauptbelastungszeugin in dem Verfahren gegen den unter Korruptionsverdacht stehenden Oberstaatsanwalt Alexander B. ist überraschend verstorben. Die Ex-Freundin von B. hatte den Fall mit ins Rollen gebracht.

Eine der wichtigsten Zeuginnen in dem anstehenden Prozess gegen Alexander B. kann vor Gericht nicht mehr aussagen. Wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt dem hr auf Anfrage mitteilte, ist die ehemalige Lebensgefährtin des wegen gewerbsmäßigen Betrugs angeklagten Oberstaatsanwaltes "im März 2022 überraschend verstorben".

Die Frau hatte 2019 mit einer Anzeige die Ermittlungen gegen den Vorzeigestaatsanwalt der hessischen Justiz mit ins Rollen gebracht. Vernommen worden war sie nie: zunächst wegen eines unbekannten Aufenthaltsortes und dann wegen einer Erkrankung.

Mit dem Tod der 55-Jährigen schweigt eine der wichtigsten Stimmen in diesem an überraschenden Wendungen nicht armen Fall für immer. Zur Todesursache machte die Staatsanwaltschaft keine Angaben. Sie sei für das Strafverfahren gegen B. "ohne jede Bedeutung". Unklar ist, welche Auswirkungen ihr Tod auf das Verfahren gegen B. hat. B. drohen bei einer Verurteilung mehrere Jahre Haft.

Verstorbene brachte Ermittlungen ins Rollen

Die nun Verstorbene war freie Sachverständige für Abrechnung im Gesundheitswesen. B. und sie wurden ein Paar, nachdem der Oberstaatsanwalt seinen als Hauptverdächtigen mitangeklagten Freund A. dazu animiert hatte, eine Firma für Gutachten zur Ermittlung von Betrug bei Ärzten zu gründen. Der Schaden, der dem Land Hessen dadurch entstanden ist, liegt nach Angaben des neuen Justizministers Roman Poseck (CDU) bei rund zehn Millionen Euro.

Die gelernte Arzthelferin arbeitete in der Gutachterfirma mit, über die B. sich bereichert haben soll. Auch gegen sie wurde wegen Untreueverdachts ermittelt. B. trennte sich 2019 von der nun Verstorbenen, weil er eine Beziehung mit einer anderen Kollegin einging. Im Zuge dieser Trennung brachte die Frau die Machenschaften B.s zur Anzeige. Dies war einer der Auslöser der Ermittlungen gegen den Oberstaatsanwalt.

Alexander B. lebte bei Oberstaatsanwältin

Doch auch in B.s neuer Beziehung gibt es eine überraschende Wendung. Wie die Staatsanwaltschaft dem hr auf Anfrage erklärte, wurde die Oberstaatsanwältin bereits nach B.s erster Verhaftung im Sommer 2020 als Zeugin vernommen. Nachdem er kurze Zeit später aus der U-Haft entlassen worden war, wohnte er mit ihr in einer gemeinsamen Wohnung und die beiden verlobten sich.

Darüber hätten die beiden ihren Dienstherren nicht informiert, so die Staatsanwälte. Erst nach einer erneuten Verhaftung sei das den Ermittlern klar geworden. Daraufhin wurde die Verlobte von der Generalstaatsanwaltschaft an eine andere Dienststelle versetzt.

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