Nach dem Fund einer gefährlichen 500-Kilo-Weltkriegsbombe im Frankfurter Stadtteil Gallus ist der Sprengkörper am Sonntag erfolgreich entschärft worden. Fast 13.000 Menschen mussten ihre Wohnungen für Stunden verlassen.
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Gegen 15.30 Uhr kam die Entwarnung von der Frankfurter Feuerwehr: Die bei Bauarbeiten im Stadtteil Gallus entdeckte 500 Kilogramm schwere Weltkriegsbombe wurde unschädlich gemacht. Experten des Kampfmittelräumdienstes entschärften die wegen ihrer enormen Sprengkraft als besonders gefährlich eingeschätzte Bombe am Fundort in der Kleyerstraße. Zuvor mussten mehr als 12.800 Menschen am Sonntag ihre Wohnungen und Häuser verlassen.
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Die Evakuierung begann bereits am frühen Morgen. Bis 8 Uhr sollten alle Anwohner die Sperrzone verlassen. Die Polizei prüfte danach, ob sich alle daran gehalten hatten und setze dabei auch Wärmebildkameras ein. In einem Fall musste eine Wohnung geräumt werden. Gegen 14 Uhr wurde das menschenleere Areal abschließend kontrolliert und für die Entschärfung der Bombe freigegeben.
Notunterkunft in Messehalle
In dem zu räumenden Gebiet lagen Altenheime, eine Fernwärmeleitung, Internetknotenpunkte und Umspannanlagen sowie zentrale Einrichtungen der Deutschen Bahn. In einer Messehalle wurde eine Notunterkunft mit entsprechendem Hygienekonzept eingerichtet. Rund 300 Menschen machten von dem Angebot Gebrauch. Viele andere waren vermutlich bei Verwandten und Bekannten untergekommen.
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Bei allen Eintreffenden in der Messehalle wurde Fieber gemessen, wie der Katastrophenschutzbeauftragte des Roten Kreuzes, Armin Bender, erläuterte. Bei Menschen mit Corona-Symptomen sei ein Schnelltest durchgeführt worden. Bereits Infizierte wurden vom Gesundheitsamt aus ihren Wohnungen abgeholt und in Krankenhäusern oder Hotels untergebracht. Kranke und Gehbehinderte konnten zudem nach vorheriger Anmeldung abgeholt werden.
"Das ist kein schöner Adventssonntag für die Menschen hier", sagte Bender. "Aber alle sind unglaublich diszipliniert."
Keine Probleme bei Entschärfung
Die eigentliche Entschärfung ging dann relativ schnell. Nach rund anderthalb Stunden waren die Arbeiten auf dem Baustellen-Gelände beendet, und die Menschen durften in ihre Wohnungen zurückkehren. "Die Absperrungen zum Gefahrenbereich werden aufgehoben", teilte die Feuerwehr mit. Je nach Aufwand waren sogar bis zu sechs Stunden für die Entschärfung veranschlagt worden. Die Feuerwehr riet deshalb, Essen und Medikamente sowie wichtige Dokumente wie Personalausweis und Führerschein mitzunehmen.
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Neben dem Evakuierungsbereich wurde auch ein angrenzendes Areal als Schutzzone eingerichtet. Hier durften Bewohner ihre Wohnungen und Gebäude von 8 Uhr morgens an nicht mehr verlassen. Fenster und Türen sollten geschlossen gehalten werden, der Aufenthalt auf Terrassen und Balkonen oder im Bereich von Fenstern und Türen war untersagt.
"Akute Gefahr für Leib und Leben"
Die Bombenentschärfung hatte auch Auswirkungen auf den Bahnverkehr. Nach Auskunft der Deutschen Bahn hielten ICE-Züge nach München und Basel nicht am Hauptbahnhof, sondern stattdessen am Südbahnhof. ICEs von Frankfurt nach Amsterdam oder Brüssel fielen bis Köln komplett aus.
Auch der Regional-, S-Bahn- und Straßenbahnverkehr waren betroffen. Die Verkehrgesellschaft Frankfurt (VGF) rechnete auch nach Aufhebung der Sperrung noch mit vereinzelten Verspätungen und Ausfällen.
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Die Bombe war am Donnerstagnachmittag bei Arbeiten in einer Baugrube entdeckt worden. Die Sprengstoffmenge und die Bauart des britischen Blindgängers machten den großen Evakuierungsradius notwendig, da im Falle einer Detonation "erhebliche Schäden an Gebäuden und eine akute Gefahr für Leib und Leben" zu erwarten gewesen seien, berichteten die Behörden.