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Anklage erhoben: Marvin E. soll Anschlag vorbereitet haben

Marvin E. im Kommunalwahl-Flyer der Spangenberger CDU

Gegen Marvin E. aus dem nordhessischen Spangenberg hat der Generalbundesanwalt Anklage erhoben. Die Ermittler sind sicher: Der Mann, der bei der Kommunalwahl für die CDU antrat, wollte mit einer "Atomwaffen Division Hessen" einen "totalen Rassenkrieg" führen.

Rund 600 selbstgebastelte Sprengkörper und Sprengfallen fanden die Ermittler, als sie im September des vergangenen Jahres die Wohnung von Marvin E. in Spangenberg (Schwalm-Eder) durchsuchten. Und ein rechtsextremes Manifest, in dem der 20-Jährige zum "totalen Rassenkrieg" aufforderte. Inzwischen hat der Generalbundesanwalt Anklage gegen den Schreinerlehrling erhoben. Das geschah bereits am 31. März vor dem Staatschutzsenat des Oberlandesgerichts Frankfurt, wie die Bundesanwaltschaft am Mittwoch mitteilte.

Die Ermittler werfen dem Schreinerlehrling aus Nordhessen vor, die Gründung einer rechtsterroristischen Vereinigung versucht und einen schweren Anschlag geplant zu haben. Hinzu kommen Verstöße gegen das Waffen- und das Sprengstoffgesetz.

"Atomwaffen Division Hessen" geplant

Marvin E. teilt nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft die Ideologie der sogenannten "Atomwaffen Division" (AWD). Diese in den USA gegründete Nazi-Gruppierung mit einer rassistischen und antisemitischen Weltanschauung hat weltweit Ableger gegründet. Ihre Ziele habe Marvin E. von Spangenberg aus verfolgen wollen: die Ermordung aller Juden, Muslime und anderer Menschen, die nicht ins eigene Weltbild passen.

Der 20-Jährige sah sich demnach schon als Chef einer "Atomwaffen Division Hessen". Mit ihr habe er einen Bürgerkrieg entfachen und mit Sprengsätzen und Schusswaffen Anschläge begehen wollen. Mitglieder wollte er laut Anklage vor allem unter Gleichgesinnten rekrutieren, die Erfahrung im Umgang mit Waffen und Pyrotechnik besitzen.

Sprengsätze selbst gebastelt

Seine Sprengsätze stellte Marvin E. laut Anklageschrift selbst her: Über das Internet erwarb er mehrere Komponenten für "unkonventionelle Sprengvorrichtungen", die den Angaben zufolge eine ähnlich hohe Sprengkraft besitzen wie militärischer Sprengstoff. Außerdem habe sich der Schreinerlehrling über ein Schnellfeuergewehr informiert.

Die Anschlagsplanungen von Marvin E. waren offenbar recht konkret: Er habe bereits über mögliche Ziele recherchiert. Außerdem plante er laut Bundesanwaltschaft eine Plakataktion in einer nicht näher benannten Stadt in Hessen, mit der er Mitglieder für seine "Atomwaffen Division Hessen" rekrutieren wollte.

Marvin E. kandidierte für die Spangenberger CDU

Umsetzen konnte er seine Vorhaben allerdings nicht mehr: Am 16. September 2021 wurde Marvin E. festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Der Fall ist auch politisch brisant: Noch im März 2021 hatte Marvin E. bei der Kommunalwahl in Spangenberg kandidiert - als freier Bewerber auf der Liste der örtlichen CDU. Ein Mandat errang er nicht, die Partei distanzierte sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe von E. und betonte, dass der Mann kein Parteimitglied sei und man von seinem rechtsextremen Weltbild nichts gewusst habe. 

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