Bei der Suche nach dem Brandstifter tappt die Polizei weiter im Dunkeln. Doch der Wiederaufbau des Goetheturms ist absehbar. Auch am Ersatz für die anderen abgebrannten Holzgebäude in Frankfurt wird schon gearbeitet.

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Loca-tag 'teaser_more_audio_sr' not found Ein Jahr Goetheturm-Brand in Frankfurt
Die Bilder vom lichterloh brennenden Goetheturm gingen deutschlandweit durch die Medien. Der 43 Meter hohe Aussichtsturm, eines der Wahrzeichen Frankfurts, wurde in der Nacht zum 12. Oktober 2017 in Brand steckt. Die Flammen schlugen Dutzende Meter hoch in den Nachthimmel, der Turm brannte vollständig nieder. Ein Jahr ist das nun her, und noch immer ist unbekannt, wer das Feuer gelegt hat.

Um die unzerstörten Fundamente herum sind heute Bauzäune aufgestellt. Zwischen den alten Sockeln ragt ein rotes Holzmodell des Goetheturms drei Meter empor. "Macht heile, was kaputt ist" steht auf einem Zettel geschrieben, den jemand am Zaun angebracht hat.
Neuer Goetheturm ohne Aufzug
Der emotionale Verlust wog bei vielen Bürgern weitaus höher als der materielle Schaden in Höhe von rund drei Millionen Euro. Die Betroffenheit bei Bürgern und Politikern war riesig. Die Stadt richtete kurzerhand zwei Spendenkonten für den Wiederaufbau ein und startete eine Onlineumfrage, wie der künftige Turm aussehen sollte.
Das Ergebnis fiel eindeutig aus: 78 Prozent der Teilnehmer sprachen sich dafür aus, dass der neue Goetheturm möglichst originalgetreu wieder aus Holz nachgebaut werden sollte. Bis der allerdings fertig ist, müssen sich die Frankfurter noch etwa zwei Jahre gedulden.

Ein Ingenieurbüro solle bis Ende des Jahres seinen Entwurf vorlegen, sagt der Sprecher des städtischen Baudezernats, Günter Murr. Dann könne Anfang 2019 der Bauantrag gestellt werden. Frühestens im zweiten Halbjahr könne der Wiederaufbau beginnen. Fertig wäre der neue Goetheturm bestenfalls Mitte 2020.
Der Frankfurter Goetheturm
Rund 85 Jahre lang stand der Turm weithin sichtbar im Frankfurter Stadtwald. Er war eines der höchsten aus Holz errichteten Gebäude Deutschlands und für Generationen von Frankfurtern eines der Wahrzeichen ihrer Stadt. Errichtet wurde er 1931 anlässlich des Goethe-Jahrs 1932 zum 100. Todestag des berühmten Dichters. Um auf die Plattform zu gelangen, musste man über 196 Stufen steigen. Belohnt wurde man mit einer einzigartigen Aussicht über Wald und Frankfurter Skyline.
Ende der weiteren InformationenAn einigen Stellen müssten Stahlelemente verbaut werden, um die Stabilität zu verbessern. Einen barrierefreien Zugang, wie von vielen gewünscht, werde der neue Turm allerdings nicht haben, sagte Murr: "Gestalt und Form lassen einen Aufzug nicht zu." Die alten steinernen Fundamente würden weiterverwendet und in den neuen Sockel integriert. "Der Goetheturm behält also immerhin seine Wurzeln."
Videoüberwachung im neuen Turm
Der neue Turm werde besser vor Vandalismus und Brandstiftung geschützt, sagte Murr. Zum einen soll der Sockel so konstruiert sein, dass außerhalb der Öffnungszeiten niemand hineinkommt. Zum anderen werde der Turm im Inneren videoüberwacht.

Die Kosten für den Wiederaufbau könne man erst nach Abschluss der Planung veranschlagen, sagte Murr. Die Stadt gehe von einem siebenstelligen Betrag aus. An Spenden aus der Bevölkerung seien rund 161.000 Euro zusammengekommen.
Ermittlungsgruppe "AG Holz" ohne heiße Spur
Währenddessen tappt die Polizei weiter im Dunkeln, wer das Feuer gelegt hat. Klar ist nur, dass es Brandstiftung war. Aber waren es mehrere Brandstifter oder nur einer? Die eigens gegründete Ermittlungsgruppe "AG Holz" mit zehn Ermittlern wertete mehr als 1.500 Hinweise aus. Eine heiße Spur war nicht dabei, wie Polizeisprecherin Isabell Neumann sagt.
Der Goetheturm-Brand zählt zu einer ganzen Reihe von Bränden an Holzgebäuden in Frankfurt im vorigen Jahr. Betroffen waren neben dem Goetheturm am
- 1. Mai 2017 der koreanische Pavillon im Grüneburgpark im Westend, rund 210.000 Euro Schaden;
- 1. Juni 2017 der chinesische Pavillon im Bethmannpark im Nordend, etwa eine Million Euro Schaden;
- 23. Oktober 2017 die Waldorf-Kindertagesstätte im Dornbusch, rund eine Million Euro Schaden;
- 16. November 2017 die Kindertagesstätte Sankt Martin im Gallus, etwa 10.000 Euro Schaden;
- 21. Januar 2018 die Begegnungsstätte Blaues Haus in Niederrad, etwa 70.000 Euro Schaden.
In allen Fällen geht die Polizei von Brandstiftung aus. Ob immer derselbe Täter oder dieselben Täter am Werk waren, schließt die Polizei nicht aus. Es gibt auffällige Gemeinsamkeiten: Alle Brände wurden gegen 3.30 Uhr gemeldet. In allen Fällen brannten die Gebäude beim Eintreffen der Feuerwehr schon lichterloh. Nirgends wurde jemand verletzt. Von einer Brandserie will die Polizei dennoch nicht sprechen, weil sie schlicht nicht nachgewiesen sei, erklärt Neumann.
Neue Pavillons sollen Herbst 2019 fertig sein
Wie der Goetheturm sollen auch die beiden zerstörten asiatischen Pavillons möglichst originalgetreu nachgebaut werden. Die chinesische Anlage im Bethmannpark soll dieselbe Firma neu errichten, die schon das Original vor rund 30 Jahren baute und 2007 sanierte. "Wir hatten Glück. Die Firma haben wir zufällig wieder gefunden", sagt der Büroleiter des Umweltdezernats, Bernd Messinger. Fertig sein soll der neue Pavillon im Herbst 2019. Wiedereröffnet wird dann auch der ihn umgebende "Garten des himmlischen Friedens", derzeit wegen Einsturzgefahr des zentralen Gebäudes geschlossen.

Eine ganz ähnliche Prognose gibt das Umweltdezernat für den Morgentau-Pavillon im Grüneburgpark: Fertigstellung in der zweiten Jahreshälfte 2019, und auch hier wird eine Spezialfirma aus dem Ursprungsland tätig. Im Zuge des Wiederaufbaus soll der koreanische Garten drumherum weiter gestaltet werden. Die Anlage war Teil der Gastland-Präsentation zur Buchmesse 2005.

Die Kosten in beiden Fällen übernimmt laut Umweltdezernat die Brandschutzversicherung: rund 1,3 Millionen Euro koste der Wiederaufbau des chinesischen Pavillons, beim koreanischen lasse sich die Höhe noch nicht beziffern. Immerhin wurden auch hierfür mehr als 37.000 Euro gespendet.