Kröte auf einer Straße. Im Bildhintergrund naht ein Auto.

Bald starten Kröten wieder ihre Wandersaison. Das erkennt man meist an den plattgefahrenen Tieren auf der Straße. Um möglichst vielen Amphibien das Leben zu retten, hat ein Südhesse mit seiner Tochter eine besondere App entwickelt, für die sie sogar ausgezeichnet wurden.

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Südhesse entwickelt Krötenretter-Datenbank

Schild mit der Aufschrift: "Vorsicht Krötenwanderung"
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Wenn die Temperaturen etwas milder werden, wird man Matthias Busch und seine 15-jährige Tochter Christina wieder öfter an Straßenrändern ihrer Heimatstadt Heppenheim (Bergstraße) antreffen. Denn dann beginnt die alljährliche Wandersaison der Kröten und Frösche. Seit mehreren Jahren helfen Vater und Tochter den Tieren auf dem Weg zu ihrem Laichgewässer über gefährliche Straßen, um sie so vor dem Verkehrstod zu bewahren.

Seit wenigen Wochen sind die Buschs aber keine normalen Krötenretter mehr, denn für ihr Engagement zum Wohle der quakenden Tierchen hat der Kreis Bergstraße das Familien-Duo mit dem Umweltpreis ausgezeichnet.

Umweltpreis für Krötendatenbank

Aber nicht etwa, weil sie - wie so viele andere Helfer und Helferinnen auch - Schutzzäune aufstellen, Kröten aus Eimern sammeln und über die Straße tragen. Die Buschs haben etwas Einzigartiges entwickelt: Sie haben eine Art Online-Kröten-Community ins Leben gerufen, in der sich Krötenretterinnen und -retter aus der ganzen Region abstimmen, koordinieren und ihre Erfolge dokumentieren können.

"In unserer Datenbank werden alle Daten und Infos zu einzelnen Rettungen quasi in Echtzeit zusammengefasst", beschreibt Busch, der sich im Naturschutzbund (Nabu) Bergstraße engagiert, dem hr die preisgekrönte Gemeinschaftsarbeit. Das sei in dieser Form bundesweit einzigartig.

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Helfende Hände gesucht

Krötenretten ist noch echte Handarbeit. Zunächst werden Schutzzäune und Eimer aufgestellt, die dann meist morgens und abends kontrolliert werden müssen. Befinden sich Kröten oder andere Amphibien in den Eimern, werden diese über die Straße getragen. Für diese Arbeit suchen die Nabu-Verbände jedes Jahr ehrenamtliche Helfer und Helferinnen. Wer helfen möchte, wendet sich am besten an seinen jeweiligen Nabu-Verband vor Ort.

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Wer sich dafür interessiert, kann so zum Beispiel nachvollziehen, dass im Heppenheimer Ortsteil Mittershausen im Jahr 2021 exakt 1.366 Erdkröten, 18 Grasfrösche, 8 Springfrösche, 7 Bergmolche, 5 Teichfrösche, 3 Feuersalamander, 2 Zauneidechsen und eine Mauereidechse gerettet wurden.

Wissenschaft und Behörden können profitieren

Was zunächst anmutet, wie eine Spielwiese für Frosch-Fanatiker oder Lurch-Liebhaber, hat über die reine Befriedigung der Statistik-Sehnsucht hinaus noch einen ganz realen Nutzen: Sie rettet noch mehr Krötenleben. Dabei spielen laut Busch zwei Aspekte eine zentrale Rolle: Einerseits lassen sich über die Kalenderfunktion Rettungseinsätze erstellen, zu denen sich Interessierte dann melden können. Registrierte Nutzerinnen und Nutzer können somit jederzeit einsehen, wer wann und wo im Einsatz ist und sich gezielt einbringen.

Darüber hinaus biete die Datenbank die Möglichkeit, alle gesammelten Informationen für verschiedene Zwecke auszuwerten. "Behörden oder Wissenschaftler können auf unsere Seite zugreifen, um etwa Diagramme oder andere Statistiken herauszuholen", erklärt Busch.

So könnten etwa Kreise oder Gemeinden sehen, wo besonders viele Kröten über die Straßen wandern und entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen. "Dadurch, dass sich die vielen Zahlen zentral an einer Stelle bündeln, kann man viele Fragestellungen beantworten."

Datenbank bald als App verfügbar

Die Idee zu der Datenbank kamen Vater und Tochter im Jahr 2019, nachdem sie sich freiwillig zu einem Kröten-Einsatz des Nabu-Verbands Bergstraße gemeldet hatten. Ursprünglich wollten beide einfach nur wissen, ob sie nun mehr oder weniger Tiere gesammelt hatten als die anderen Krötenfreunde an der Bergstraße.

Entsprechende Daten habe es zuvor höchstens unvollständig in unübersichtlichen Listen gegeben. Deswegen entwickelten Vater und Tochter die Datenbank, die sich seitdem stetig weiterentwickelt hat und bald auch als App auf dem Smartphone verfügbar sein wird.

Interesse an Datenbank wächst

Noch ist sie ein relativ regionales Phänomen, außer dem Nabu-Verband Bergstraße dokumentieren und organisieren aktuell noch die Verbände aus Mannheim und Heidelberg ihre Rettungsaktionen über die Datenbank. Doch Busch sieht Potenzial für deutlich mehr. Sein Ziel: eine bundesweit einheitliche Erfassung aller Krötenrettungen über seine Anwendung. "Es würde schon Sinn ergeben, die Datenbank überregional einzusetzen, mit mehrere Einsatzorten in verschiedenen Bundesländern“, sagt Busch.

Ein landesweiter Amphibien-Schutzverein aus Baden-Württemberg habe bereits Interesse an einer Zusammenarbeit signalisiert. Ende des Monats will Busch die App dort auf einer bundesweiten Online-Konferenz vorstellen und neue Interessenten gewinnen. Auch von der Auszeichnung durch den Kreis erhofft er sich einen Bekanntheits-Schub.

Derzeit arbeitet er in seiner Freizeit fleißig an einer neuen, noch smarteren Version der Datenbank, in der es dann noch leichter sein soll, neue Verbände oder Gruppen zu integrieren. Er hofft, dass sie rechtzeitig zum Höhepunkt der diesjährigen Krötenwanderungs-Saison irgendwann Mitte Februar fertig wird. Die Kröten würden es ihm danken.

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