Angeklagter Ex-Jugendtrainer vor dem Landgericht Frankfurt

Ein Fußball-Jugendtrainer soll zehn Kinder und Jugendliche über Jahre missbraucht haben. Laut Staatsanwaltschaft betäubte oder bedrängte er die Jungen und filmte die Taten. Zum Prozessauftakt in Frankfurt schwieg er zu den Vorwürfen.

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Prozessauftakt gegen Ex-Jugendtrainer wegen sexueller Gewalt

Prozessauftakt gegen Ex-Jugendtrainer wegen sexueller Gewalt
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Als der Fall im Dezember 2021 bekannt wurde, sorgte er bundesweit für Entsetzen: Ein Fußball-Jugendtrainer, tätig unter anderem beim Fußball-Drittligisten SV Wehen Wiesbaden, soll über Jahre Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht und vergewaltigt haben.

Seit Freitag muss er sich wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung, des sexuellen Missbrauchs und der sexuellen Nötigung Minderjähriger in 69 Fällen vor dem Landgericht Frankfurt verantworten. Die Anklage legt dem heute 35-Jährigen zur Last, zwischen Anfang 2014 und Dezember vergangenen Jahres zehn Jungen missbraucht zu haben. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft und Sicherungsverwahrung.

Zum Auftakt des Prozesses schwieg der Angeklagte zu den Vorwürfen. Zum Schutz der minderjährigen Opfer wurde die Öffentlichkeit während der Anklageverlesung vom Prozess ausgeschlossen.

Bedrohungen, Betäubungsmittel und gemeinsame Urlaube

Ein zum Tatzeitpunkt 16-Jähriger wurde laut Staatsanwaltschaft von ihm rund 50 Mal vergewaltigt. Der Angeklagte soll sein Opfer von April 2016 an über einen Zeitraum von etwa drei Jahren manipuliert, isoliert und verängstigt haben. Gleichzeitig soll er als besorgter und hilfsbereiter Trainer an den Jungen herangetreten sein und mit ihm regelmäßig sexuell verkehrt haben, wozu sich der Junge wegen der zuvor geschaffenen Drohkulisse gezwungen sah.

In einem anderen Fall soll er zwischen Januar 2014 und Februar 2015 wiederholt sexuelle Handlungen an einem damals 15- beziehungsweise 16-Jährigen ausgeübt haben, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Der Verdächtige war zu diesem Zeitpunkt der Fußballtrainer des Jungen. In sechs dieser Fälle soll er Gewalt angewendet haben, zum Teil in seiner Wohnung und zum Teil während gemeinsam verbrachter Urlaube in Spanien und Österreich. Einen anderen Jugendlichen soll er durch Vortäuschen einer Bedrohungslage in seine Wohnung gelockt und bei weiteren Besuchen zu sexuellen Handlungen gezwungen haben.

Im Oktober 2021 wurden laut Staatsanwaltschaft fünf männliche Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren sowie ein Zehnjähriger von ihm in seine Wohnung gelockt. Dort soll der Ex-Trainer die Jungen mit Getränken und Süßigkeiten, die mit Schlafmittel versetzt waren, betäubt haben. Anschließend habe er an ihnen sexuelle Handlungen vorgenommen und sie teilweise auch mit der Handykamera gefilmt.

Opfer müssen wohl als Zeugen aussagen

Seit Dezember sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft. Zu den Tatvorwürfen äußerte er sich bislang nicht. Der SV Wehen Wiesbaden hatte den Mann nach Bekanntwerden der Vorwürfe sofort freigestellt und später fristlos entlassen. Jugendspieler des Drittligisten seien von den Vorfällen nicht betroffen gewesen, hatte der Verein Ende vergangenen Jahres mitgeteilt. Zum Prozessauftakt betonte der Verein, er habe "in dieser erschütternden Angelegenheit vom ersten Tag an mit den Ermittlungsbehörden eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet und die Aufklärung entsprechend unterstützt".

Die Jugendstrafkammer steht vor einer ausgedehnten Beweisaufnahme mit vorerst zwölf Verhandlungstagen bis Ende November. Nächster Prozesstag ist der 5. Oktober. Wie schon die Anklageverlesung dürften auch weitere Teile des Prozesses unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, da die Opfer wahrscheinlich alle als Zeugen aussagen müssen.

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