Viele Menschen müssen bei den derzeit hohen Temperaturen auch im Freien arbeiten. Wie schützen sie sich vor der Hitze, wie gehen sie damit um? Betroffene erzählen.

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Vorbereitungen auf die Hitzewelle

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Auf bis zu 40 Grad sollten die Temperaturen am Dienstag klettern. Und schon am Montag wurde es an vielen Orten in Hessen hochsommerlich heiß. Wer kann, hält sich da wohl am liebsten im Freibad, einem kühlen Raum oder notfalls auch mit einem Eimer Wasser für die Füße im Homeoffice auf.

Doch was machen diejenigen, die der Hitze nicht ausweichen können, weil sie draußen in der Sonne arbeiten müssen? Oder an einem Ort, an dem es sowieso schon richtig heiß ist? Vier Betroffene erzählen.

"Zu Hause schlafe ich erst mal drei Stunden"

Ein Mann mit einem gelben Kopfsonnenschutz, der aussieht wie ein Regenschirm, der direkt am Kopf befestigt wird, steht vor einem LKW und lacht in die Kamera.

Seit 23 Jahren arbeitet Mehmet Tanrikulu (45) aus Frankfurt als Asphaltbauer. Hitzewellen hat er schon einige erlebt – und sich in Saudi-Arabien einen Trick abgeschaut.

Knatternd springt die Baumaschine an, ein Rüttelstampfer zum Verdichten des Asphalts. Eine Staubwolke nach der anderen wirbelt in der Sommerhitze auf. Zum Schutz gegen die sengende Sonne hat Mehmet Tanrikulu sich ein blau-weiß gemustertes Tuch um den Kopf gebunden. Wenn die Temperaturen sich der 40-Grad-Marke nähern, wird er außerdem seinen kleinen Sonnenschirm aus dem Auto holen. Mit einem Gummiband kann er ihn sich einfach über den Kopf ziehen. "Das hilft bei meinen Hautproblemen", sagt er. Den Hut habe er mal im Fernsehen gesehen und dann in Saudi-Arabien gekauft. "Meine Ärztin fand das genial."

Trotzdem: Die Hitze mache ihn müde, sagt er. "Wenn ich nach Hause komme, schlafe ich erst mal drei Stunden, dann bin ich wie tot." Bis 14 Uhr muss er an diesem Hitzetag noch durchhalten, schätzt er. "Wir machen nicht so lange Pause, damit wir früher hier wegkommen." Damit sein Wasser kalt bleibt, legt Tanrikulu es vorher in den Gefrierschrank, im Auto dann unter ein Tuch. "Das klappt gut, so habe ich auch mittags noch kühles Wasser." 4,5 Liter trinke er allein auf der Baustelle. Ob das auch bei 40 Grad reicht? "Ich hoffe es. An solchen Tagen wird es schon hart."

"Das fühlt sich an wie in der Sauna"

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Sommerhitze belastet Feuerwehrleute

Feuerwehr Fulda Sommerhitze
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Für den Fuldaer Feuerwehrmann Lukas Stübiger (32) sind Einsätze im Hochsommer besonders herausfordernd - vor allem wenn er in besondere Schutzanzüge steigen muss.

Als besonders schweißtreibend empfindet der Fuldaer Feuerwehrmann Lukas Stübiger seinen Dienst während der derzeit anhaltenden Sommerhitze. "Bei unseren Einsätzen kann die Hitze unter der Schutzkleidung nicht entweichen. Wenn dann die Hitze-Einwirkung bei Bränden und die körperliche Anstrengung hinzukommen, fühlt man sich wie im Backofen."

Schon ab etwa 25 Grad Celsius beginnt es für den 32-Jährigen unangenehm zu werden. Wenn er Kleidung, Ausrüstung und gegebenenfalls noch ein Atemschutzgerät zu tragen hat, summiert sich das Zusatzgewicht auf rund 25 Kilogramm. "Deswegen gilt auch bei unsere Einsätzen: viel trinken, sobald wie möglich aus dem Klamotten raus und ab in den Schatten."

Um sich körperlich auf diese Belastungen vorzubereiten, treibt der Brandmeister regelmäßig Sport. "Dann bringt man eine Grundfitness mit und kann einschätzen, wie weit man gehen kann, ohne sich selbst zu gefährden." Besonders heftig seien die Einsätze, wenn er zu Gefahrgut-Unfällen gerufen wird. "Chemikalien-Schutzanzüge sind noch mal deutlich anstrengender zu tragen. Das Material, die eingeschränkte Sicht- und Bewegungsfreiheit - das fühlt sich an wie in der Sauna."

"Alle Arbeiten können wir nicht aufschieben"

Ein Mann mit einer Kiste Erdbeeren in den Händen steht in einem Gewächshaus mit Erdbeerfeld.

Reiner Paul (57) führt in Hofheim-Wallau einen Obst- und Gemüsehof in fünfter Generation. Früher sei es einfacher gewesen, der Hitze auszuweichen, meint er.

Kurz bevor die Sonne aufgeht, herrscht auf Paul's Bauernhof bereits reges Treiben. Etwa 40 Ernte-Helferinnen und -Helfer laufen zu den Folientunneln, um saftig rote Erdbeeren einzusammeln - bevor es sich unter dem Plastik überhaupt nicht mehr aushalten lässt. Früher hätten sie bis 11, 12 Uhr gearbeitet und dann lange Siesta gemacht, um spätabends nochmal rauszugehen, erinnert sich Reiner Paul, der den Hof vor 25 Jahren von seinem Vater übernommen hat. Aber das Arbeitsschutzgesetz schreibe nun vor, dass zwischen den Schichten mindestens elf Stunden liegen müssen. "Schade, denn das war eigentlich ein intelligenter Schachzug", sagt Paul. "Die südlichen Länder machen das im Sommer ja auch so."

Nun versuche er, möglichst viele anstrengende Aufgaben in die frühen Morgenstunden zu legen. Das Pflücken etwa sei anstrengender, als bei den jüngeren Pflanzen Blüten abzuschneiden. Aber auf die Bewässerung könne er am Nachmittag nicht verzichten. "Wir arbeiten in zwei Schichten, von 5 bis 23 Uhr. Es ist, wie es ist."

Damit seine Mitarbeiter auf den Feldern und in den Tunneln nicht kollabieren, behalte er sie gut im Auge. "Wir fahren auch selbst mal raus und schauen, wer vielleicht eine Pause braucht oder ganz aufhören muss." Kühle Getränke würden sie an ihre Mitarbeiter ohnehin verteilen. "Und wir machen zusätzliche Trinkpausen. Einen oder zwei Tage können wir mit der Hitze schon umgehen. Aber wenn solche Temperaturen zum Dauerzustand werden, dann wird das ein ernsthaftes Problem."

"44 Grad kann nicht jeder vertragen"

Ein Mann hantiert an einem Pizzaofen

Said Lahraoui, seit 13 Jahren Inhaber der Pizzeria Fiorentina in Frankfurt, ist heiße Temperaturen gewohnt. Zum Abkühlen geht er auch im Hochsommer vor die Tür.

Wer die Pizzeria von Said Lahraoui betritt, dem schlägt zunächst einmal heiße Luft entgegen: 400 Grad heiß ist der Ofen, den der Pizzabäcker zehn Stunden am Tag laufen lässt. Das Thermometer daneben zeigt 44 Grad Raumtemperatur an. Klimaanlage? Fehlanzeige. Und auch durch die geöffnete Tür weht nur ein schwacher Luftzug in den kleinen Verkaufsraum. Nach mehr als zehn Jahren in dem Job sei er die Hitze gewohnt, sagt Lahraoui. "Aber das kann kaum jemand vertragen." Seine Kundinnen und Kunden warten an Plastiktischen vor der Tür. Immerhin steht die Sonne am Nachmittag so, dass das Haus dort einen Schatten wirft.

Viele seiner Mitarbeiter würden in den heißen Sommermonaten Urlaub nehmen, weil sie es neben dem Pizzaofen kaum aushielten, sagt Lahraoui. "Dann muss der Chef selbst ran." Wenn an den ganz heißen Tagen abends keine Kunden mehr kommen, könne er den Laden manchmal eine oder zwei Stunden früher zumachen. "An anderen Tagen stehen die Leute dann noch Schlange."

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