Feuerwerk vor historischer Kirche

Erstmals seit Pandemie-Beginn sind Feuerwerkskörper wieder zu kaufen. Doch mancherorts schränken die Städte das Zünden und Abfeuern ein: vor allem in Altstädten mit Fachwerk und auf Brücken. Ein Überblick.

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Debatte um Feuerwerkskörper

hessenschau vom 29.12.2022
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Nach zwei Jahreswechseln mit pandemiebedingten Einschränkungen bereiten sich die hessischen Städte und Gemeinden auf ein Silvester fast wie gewohnt vor. Seit Donnerstag dürfen wieder Feuerwerkskörper verkauft werden.

Wer Raketen und anderes Feuerwerk zünden will, muss die Tabuzonen beachten: Böllern ist grundsätzlich nicht erlaubt in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden wie Reet- und Fachwerkhäusern, wie es der bundesweit gültige Paragraf 23 der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz vorschreibt. Zudem haben die Kommunen weitere Verbote geregelt:

Gefährliche Gegenstände in Bahnhöfen in Frankfurt verboten

In Frankfurt gilt von Samstag, 31. Dezember, ab 21 Uhr bis Sonntag, 1. Januar, 3 Uhr ein Böllerverbot an der Fußgängerbrücke "Eiserner Steg". Damit wird das Mitbringen von Feuerwerk wie Raketen und Böller (Kategorie F2 und höher) sowie von Pyrotechnik (Kategorie T1 und T2) untersagt. Wie die Stadt mitteilte, ist das Ziel der beschlossenen Allgemeinverfügung, die "meist eng gedrängten" Menschen auf der Mainbrücke vor Verletzungen zu schützen.

Schaulustige und Passanten würden zu dieser Zeit an beiden Mainufer-Seiten kontrolliert, kündigte die Stadt an. Auch Taschen mit mehr als drei Liter Füllmenge dürften nicht mitgebracht werden. Werde es zu voll, könnte der Eiserne Steg auch kurzzeitig geschlossen werden.

An Bahnhöfen und Streckenabschnitten der Bahn in Frankfurt gilt außerdem vom 31. Dezember, 12 Uhr, bis zum 1. Januar, 9 Uhr, ein Waffenverbot. Die Bundespolizei erließ eine entsprechende Allgemeinverfügung und kündigte für diesen Zeitraum verstärkte Kontrollen an. Das Verbot bezieht sich auf das Mitführen von "gefährlichen Gegenständen jeglicher Art", als Beispiele werden unter anderem Schusswaffen, Schreckschusswaffen und Messer genannt.

Keine Lichtshow in Frankfurt, kein Silvester-Highlight in Wiesbaden

Eine zuvor in Frankfurt von Grünen, SPD, FDP und Volt im Koalitionsvertrag angekündigte Lichtshow, war zuvor laut einem Bericht der FAZ gescheitert. Die zu erwartenden Kosten und Schwierigkeiten bei der Sponsorensuche wurden als Hauptursache genannt. Aber auch die Erkenntnis, dass eine umweltfreundliche Lichtshow Bürgerinnen und Bürger kaum vom Böllern abhalten werde.

Die Menschen in Wiesbaden müssen auf das städtische Feuerwerk vor dem Kurhaus verzichten, das abgesagt wurde. Nach den Angaben der Landeshauptstadt wird das Feuerwerk üblicherweise aus den Einnahmen des Ticketverkaufs für die Silvesterparty mit 2.000 Gästen im Kurhaus finanziert, die ebenfalls ausfällt. Vor dem Hintergrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie insbesondere der Energiekrise sei eine wirtschaftlich stabile Grundlage für die Durchführung der Veranstaltung derzeit nicht gegeben, hieß es dazu.

Brückensperrung in Limburg, Verbot in Fuldaer Altstadt

In Limburg sind verschiedene Bereiche für das Silvesterfeuerwerk tabu. Ein Verbot gilt für den Domplatz und die gesamte Altstadt, zudem auf der Alten Lahnbrücke mit ihrem Brückenturm, wie die Stadt mitteilte. Die Brücke sei derzeit noch Baustelle, die zwar ruhe, die Passiermöglichkeit sei jedoch begrenzt. Die Brücke wird an Silvester daher in der Zeit von 23.30 Uhr bis 0.30 Uhr am Neujahrstag gesperrt.

In dem durch seine engen Gassen und vielen Fachwerkhäusern geprägten Fulda gilt ein absolutes Feuerwerksverbot im gesamten Altstadtbereich, wie die Stadt auf Anfrage mitteilte. Dort könne aufgrund der engen Straßen und Gassen der vorgeschriebene Sicherheitsabstand von acht Metern zu den Fachwerkhäusern nicht eingehalten werden. Auch an allen Stellen außerhalb der Altstadt, an denen der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann, dürfen keine pyrotechnischen Gegenstände abgebrannt werden. Auf dem Domplatz ist das Abbrennen von Silvesterfeuerwerk ebenfalls nicht gestattet.

Marburg appelliert an Vernunft der Bürger

Auch in Marburg gilt aus Brandschutzgründen schon seit Jahren ein Böller-Verbot in der kompletten Oberstadt inklusive der Bereiche am Schloss, im Schlosspark, am Lutherischen Kirchhof sowie vor der Elisabethkirche. Die Stadt habe unter anderem in den Sozialen Medien über die Verbotszonen informiert, sagte eine Sprecherin.

"Stadt- und Ordnungspolizei werden an Silvester in den Abend- und Nachtstunden wieder verstärkt Kontrollen durchführen." Da die Einsatzkräfte in dieser Nacht jedoch vielfältige weitere Aufgaben übernehmen müssten und nicht überall sein könnten, appelliere man an die Einsicht und Vernunft der Bürgerinnen und Bürger. "In den vergangenen Jahren hat die Stadt damit im Großen und Ganzen gute Erfahrungen gemacht", sagte die Sprecherin.

Darmstadt, Offenbach und Gießen feiern fast wie immer

Großflächigen Beschränkungen sind in Darmstadt nicht geplant. Lediglich am Luisenplatz und auf der Mathildenhöhe werde es aufgrund der besonderen Bedeutung beider Orte ein Verbot zur Verwendung von Feuerwerkskörpern geben, teilte die Stadt mit.

In Gießen sind keine Einschränkungen fürs Böllern geplant, wie die Stadt mitteilte. Die Voraussetzungen für ein Verbot seien hoch und innerhalb des Stadtgebietes nicht erfüllt. In der Stadt Offenbach gibt es zu Silvester ebenfalls keine Verbote oder Einschränkungen, die über das vor der Pandemie übliche Maß hinausgehen.

Böllerverbot in der Nähe historischer Gebäude in Kassel

In Kassel ist das Abbrennen von Feuerwerk im Stadtgebiet grundsätzlich erlaubt – allerdings gibt es einige Ausnahmen. Neben den grundsätzlichen Schutzzonen gilt nach Angaben der Stadt aus Brandschutzgründen ein Böllerverbot in der Nähe von historischen Gebäuden. Um die Umwelt zu schützen, ist zudem das Zünden von Feuerwerkskörpern in Natur- und Landschaftsschutzgebieten auf Flächen der Museumslandschaft Hessen Kassel untersagt.

Dazu zählen etwa die historischen Parks Karlsaue und das Unesco-Welterbe Bergpark Wilhelmshöhe. Die Stadt appellierte an ihre Einwohner, ganz auf das private Böllern zu verzichten - wegen der negativen Auswirkungen für Mensch, Tier und Umwelt. Man prüfe für die Zukunft attraktive Alternativen, hieß es in einer Mitteilung.

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Das sind die Argumente gegen Böller

Eine Forderung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nach einem generellen Verbot von privatem Feuerwerk war aus Umweltschutzgründen vom Bundesinnenministerium in diesem Jahr zurückgewiesen worden. Die DUH begründete den Vorstoß vor allem mit der Feinstaubbelastung, die durch die Böller entstünden.

Das weitgehende Böllerverbot durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie habe sich im vergangenen Jahr positiv auf die Luftqualität ausgewirkt. Schon 2019 hatten unter anderem die Städte Frankfurt, Limburg und Offenbach einen Antrag der DUH auf ein Feuerwerksverbot zur Verminderung der Feinstaubbelastung abgelehnt.

In einem gemeinsamen Aktionsbündnis mit der DUH spricht sich auch die Tierschutzorganisation TASSO e.V. für einen bundesweiten Verkaufsstopp für Silvesterböller und -raketen aus. Die Silvesternacht bedeute für Haus- wie Wildtiere enormen Stress, so der Verein.

Auch die Gewerkschaft der Polizei spricht sich für ein Böller-Verbot aus. Sie kritisiert das hohe Unfallrisiko durch das Abbrennen von Feuerwerken, die Belastung von Einsatzkräften und eine zunehmende Zahl von Angriffen auf Polizei, Feuerwehr und Rettungssanitäter, die mit der Silvesternacht einhergingen.

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