Das Mainufer in Frankfurt.

Zu wenig Sauerstoff zum Atmen: Wegen der hohen Wassertemperatur drohen die Fische im Main zu verenden. In Frankfurt ist die kritische 25-Grad-Marke schon überschritten. Jetzt sollen Kommunen und Unternehmen handeln.

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Hitze wird zur Gefahr für Fische im Main

hs
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Angenehme Badetemperatur könnte man meinen, doch für Fische und andere Lebewesen im Main wird es derzeit lebensbedrohlich: Mit steigender Wärme des Wassers sinkt die darin enthaltene Sauerstoffmenge. Ab 25 Grad wird das Atmen und damit das Überleben für die Fische immer schwieriger. Und die Lage ist mancherorts in Hessen schon kritisch.

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Wassertemperaturen in Hessen

Das HLNUG listet auf ihrer interaktiven Wasserkarte die aktuellen Temperaturen der Gewässer.

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So hat im Frankfurter Osthafen das Mainwasser die 25-Grad-Marke bereits überschritten. Nach Angaben des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) lag die Temperatur am Dienstagmorgen um 5 Uhr bei 25 Grad, am Montagabend wurden sogar 25,5 Grad gemessen. Raunheim und Bischofsheim (Groß-Gerau) sind demnach nur ganz knapp unter diesem kritischen Wert.

Appell an Unternehmen und Kommunen

Das zuständige Regierungspräsidium (RP) Darmstadt hat nun alle Unternehmen und Kommunen entlang des Mains aufgefordert, dafür zu sorgen, ihr Abwasser möglichst sauber und nährstoffarm zu halten. So solle die Sauerstoffanreicherung im Gewässer so hoch wie möglich gehalten werden, bis sich die Wetterlage geändert hat. Grund zur Sorge ist, dass es weiter warm und trocken bleibt.

"Je wärmer das Wasser ist, desto weniger Sauerstoff kann es binden", erklärt Thomas Wanke vom HLNUG. Mit steigender Temperatur steige aber der Bedarf der Fische an Sauerstoff, weil ihre Stoffwechselaktivität zunehme. Gleichzeitig enthalte das Wasser weniger gelösten Sauerstoff, sagt der Biologe.

Niedrigwasser verstärkt das Problem

Hinzu komme, dass im Main Niedrigwasser herrsche. Das verstärke das Problem, warnt der Experte: Durch die Staustufen im Main fließe das Wasser ohnehin weniger turbulent, so dass weniger Sauerstoff hinein gelange. Zugleich bilde sich ein hoher Gehalt an Phytoplankton, das ebenfalls Sauerstoff verbrauche.

Werde der Wert von vier Milligramm Sauerstoff pro Liter unterschritten, könnten bestimmte Fischarten sterben. "Wird es für die Fische kritisch, versuchen sie sich der Situation zu entziehen, indem sie Ecken aufsuchen, wo der Sauerstoffgehalt noch erträglich ist, also wo Nebengewässer einmünden oder unter Staustufen", sagt Wanke.

Auch Nidda kratzt an 25-Grad-Marke

Doch kritisch ist die Wassertemperatur nicht nur im Main in Frankfurt. Laut Wasserkarte des HLNUG ist etwa der Eichelbach bei Schotten (Vogelsberg) ebenfalls zu warm, dort wurden am Montag 26,4 Grad gemessen. Das warme Wasser fließt in die Nidda, die das noch kompensieren kann.

Je nach Uhrzeit schwankt die Temperatur in dem Nebenfluss des Mains derzeit zwischen 21 und 24 Grad. Aber auch hier droht das Wasser zu warm für die Fische zu werden. Besonders Forellen und Bachschmerle haben dann zu kämpfen, andere Fischarten wie Karpfen oder Karausche sind resistenter.

Die Fischerzunft in Frankfurt hat schon reagiert und fischt vorerst nicht mehr im Main, um die Fische nicht zu stressen, wie ein Sprecher am Dienstag mitteilte. Ab 25 Grad Wassertemperatur werde das Fischen grundsätzlich eingestellt und die Lage beobachtet. Hier seien es vor allem Rotaugen, aber auch andere Fischarten, die sensibel auf Sauerstoffmangel im Wasser reagierten.

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