Gewitterwolken über der Frankfurter Skyline

Die Wetter-Extreme mehren sich auch in Hessen. Um so viel Schaden wie möglich zu verhindern, sollen die Abläufe bei möglichen Krisenszenarien verbessert werden. Ab dem Frühjahr heißt es deswegen: üben, üben, üben.

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Extremwetter: Hessen übt für Krisen-Szenarien

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Um bei Extremwetter schnell reagieren zu können, sollen hessische Behörden und Betreiber kritischer Infrastrukturen besser auf den Ernstfall vorbereitet werden. Bei einem Projekt des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HNLUG) werden ab kommendem Frühjahr beispielsweise die Abläufe und Rettungsketten bei bestimmten Krisenszenarien wie Hitzewellen, Starkregen und Schneekatastrophen gezielt geübt, wie das Umweltministerium in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte.

Dabei geht es speziell um den Schutz kritischer Infrastrukturen. Dazu zählen unter anderem die Energie- und Lebensmittelversorgung sowie das Gesundheitswesen. Mit im Boot sind unter anderem das Innenministerium, die Landesfeuerwehrschule, die Bundeswehr, Telekommunikationsunternehmen sowie der Landesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz. Ziel sei es, mögliche Lücken im Zusammenspiel der Beteiligten im Ernstfall zu finden, sagte Umweltministerin Priska Hinz (Grüne).

"Klimawandel in der Praxis"

Insgesamt sollen bei dem HLNUG-Projekt "Klimprax Krisenvorbereitung" bis 2025 mehrere Extremwetterszenarien in allen drei hessischen Regierungspräsidien zusammen mit je einem Landkreis geübt werden. "Klimprax" steht für "Klimawandel in der Praxis".

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So wappnet sich Hessen gegen Extremwetter

Foto eines rot-weiß gestreiften Windsackes, der aufgrundes des starken Sturmes waagerecht im Wind weht.
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Im Unterschied zu anderen Katastrophen drohten im Krisenfall nach einem Extremwetterereignis vermehrt Kaskadeneffekte, erläuterte Hinz. Als Beispiel nannte sie ein mögliches Niedrigwasser im Rhein in der Folge einer Dürreperiode, so wie es es dieses Jahr ja gab. Dadurch könne der Schiffstransport von Kraftstoffen unterbrochen werden, an den Tankstellen könnten Notstände drohen und Lastwagen etwa für Lebensmittellieferungen nicht mehr fahren.

Ahrtal-Erfahrungen sollen helfen

HLNUG-Präsident Thomas Schmid sagte, dass sich mit dem Klimawandel das Problem von Extremwetterereignissen voraussichtlich verschärfen wird. Die Folge könnten Krisenfälle sein, auf die das Land bislang nicht ausreichend vorbereitet sei. Die Übungen seien als sogenannte Stabsübungen geplant - also im Kreise der Krisenstäbe, sagte Schmid. Dabei sollen auch die Erfahrungen aus der Ahrtalkatastrophe mit einfließen.

Das Besondere an den Übungen sei, dass der Kaskadeneffekt besonders in den Fokus rücke, also mehrere Ereignisse hintereinander, die sich auch ungünstig verstärken können. Als Beispiel nannte Schmid, dass wegen einer Überschwemmung nach Starkregen der Strom in einem Krankenhaus ausfällt und das Haus geräumt werden müsste - jedoch viele Helfer schon an anderen Stellen gebunden sind. Es spiele außerdem eine wichtige Rolle, dass sich die Verantwortlichen besser kennen lernen, erläuterte Schmid. Wenn Zuständigkeiten, Kompetenzen und Abläufe im Vorhinein geklärt seien, verkürze sich im Krisenfall die Reaktionszeit.

Start ist in Kassel

Die Reihe der Übungen soll im Regierungsbezirk Kassel und im Landkreis Kassel zum Thema "Hitze & Dürre" starten. Mit den Erfahrungen aus "Klimprax Krisenvorbereitung" soll es neue Leitfäden und Checklisten geben, kündigte Schmid an. Bei früheren Klimprax-Projekten des HLNUG ging es unter anderem darum, Kommunen besser auf Starkregen vorzubereiten.

Inzwischen hätten 275 Städte und Gemeinden eine sogenannte Fließpfadkarte beantragt, teilte das Ministerium mit. Damit sollen die Behörden besser abschätzen können, welchen Weg sich die Wassermassen im Ernstfall suchen und welche Gebiete besonders gefährdet sind.

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