Der angeklagte syrische Arzt Alaa M. vor dem Frankfurter Oberlandesgericht.

Der Arzt Alaa M. soll Gegner des Assad-Regimes in Syrien gefoltert haben. Im Prozess gegen ihn in Frankfurt sagte nun zum ersten Mal ein Opfer als Zeuge aus.

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Zeuge sagt aus im Prozess um syrischen Folterarzt

hs
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Im Prozess gegen einen wegen Folter angeklagten syrischen Arzt hat am Dienstag erstmals ein Opfer vor dem Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt als Zeuge ausgesagt. Der 29 Jahre alte Mann, der auch Nebenkläger ist, schilderte Misshandlungen und Folter, denen er von April bis Dezember 2012 in verschiedenen Gefängniseinrichtungen des syrischen Staatsschutzes und Militärs ausgesetzt war.

Vorwurf: Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Für das Gericht waren dabei die Geschehnisse im Militärkrankenhaus der Stadt Homs von besonderer Bedeutung. Hier arbeitete der heute 36 Jahre alte Arzt Alaa M., dem die Bundesanwaltschaft Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorwirft.

Gleich zu Beginn seiner Aussage versicherte der Zeuge, den Angeklagten zu erkennen. Er habe in seiner Heimatstadt in der Region von Homs an Demonstrationen gegen die syrische Regierung teilgenommen. Damals habe er gerade die Schule abgeschlossen und vorgehabt, ein ingenieurwissenschaftliches Fach zu studieren. Seine Familie sei "schon immer" gegen die Regierung Assad gewesen.

"Ich wurde gefoltert"

Er sei auf dem Weg zu einem Verwandten an einem Kontrollpunkt im April 2012 festgenommen und zunächst in ein Verhörzentrum des Staatsschutzes gebracht worden, berichtete der 29-Jährige. "Ich wurde natürlich gefoltert." Dies sei "gleich in den ersten Minuten" geschehen. Im Vergleich zur späteren Behandlung in den Verhörzentren des Militärs sei es aber "nicht so grausam" gewesen.

In das Militärkrankenhaus in Homs, in dem der Angeklagte als Assistenzarzt in der Orthopädie tätig war, wurde der 29-Jährige nach einer Rebellion im Zentralgefängnis von Homs gebracht. Der Zeuge beschrieb vor Gericht den Aufenthalt dort, wo seine von Schlägen stammenden Verletzungen behandelt werden sollten. "Wir waren etwa 15 bis 20 Personen. Wir mussten uns in einer Reihe aufstellen, dann gab es das übliche Empfangskomitee, Schläge und Beleidigungen", sagte er. "Das ist kein Krankenhaus, das ist wie ein Schlachthof", hätten Mitgefangene den Neuen erklärt.

Alpträume und Schmerzen durch damalige Verletzungen

Der 29-Jährige sagte, Alpträume und Schmerzen durch die damaligen Verletzungen hätten ihn noch jahrelang begleitet. Bis heute habe er Schmerzen und Verletzungen aus dieser Zeit. Der Angeklagte sei dabei gewesen, als Gefangene zur Folter aus der Zelle geholt wurden. Er sei auch Zeuge gewesen, als der Angeklagte einem zuvor misshandelten Mitgefangenen eine Injektion in den Unterarm gegeben habe. Der Mann habe gezittert und sei wenige Stunden später tot gewesen, schilderte der Zeuge.

Nicht alle Fragen konnten am Dienstag geklärt werden, die Vernehmung des Zeugen soll an den kommenden Verhandlungstagen fortgesetzt werden.

Angeklagter bestreitet, selbst gefoltert zu haben

Alaa. M hatte in dem Prozess eingeräumt, unter anderem als Assistenzarzt in einem Militärkrankenhaus im syrischen Homs sowie in Damaskus gearbeitet zu haben und dort Zeuge von Misshandlungen Gefangener gewesen zu sein. Auch habe er Schreie aus dem Zimmer gehört, in dem inhaftierte Patienten an ihre Betten gefesselt lagen. Er bestritt hingegen, selbst gefoltert zu haben.

Die Anklage wirft Alaa M. vor, zwischen April 2011 und Ende 2012 in Syrien im Militärkrankenhaus in Homs sowie im Gefängnis der Geheimpolizei Teilnehmer von Protesten gegen die syrische Regierung gefoltert und ihnen schwere körperliche sowie seelische Schäden zugefügt zu haben. In einem Fall wird ihm vorgeworfen, einen Gefangenen mit einer Injektion getötet zu haben.

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