Ein mit Schutzanzug und Maske ausgerüsteter Forstwirt entfernt eine Ambrosia-Pflanze.

Die Ambrosia-Pflanze kommt aus Amerika, fühlt sich durch den Klimawandel in Hessen mittlerweile aber pudelwohl. Von ihr gehen allerdings teils schwere Gefahren für die Gesundheit aus. Behörden und Kommunen sind bislang machtlos, aber das soll sich ändern.

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Ambrosia: Gefahr auf Wiesen und im Garten
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Mit ihren filigranen Blättern kommt sie fast unauffällig daher, hat es aber mächtig in sich: Die wärmeliebende Ambrosia-Pflanze breitet sich in Hessen immer weiter aus - der Klimawandel macht es möglich.

Experten schlagen deswegen bereits Alarm, denn die ursprünglich in Nordamerika beheimatete Pflanzenart kann bei Menschen heftige Allergien hervorrufen und stellt zudem eine potentielle Bedrohung für das heimische Ökosystem dar. "Die Ambrosia wird zunehmend zum Gesundheitsproblem", warnt Aljoscha Kreß vom Fachzentrum Klimawandel und Anpassung des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG).

Keine rechtliche Grundlage zur Bekämpfung

Kommunen und Behörden haben derzeit dennoch keine Handhabe gegen das Kraut. Sie müssen tatenlos zusehen, wenn sich die Ambrosia in ihrem Zuständigkeitsgebiet etwa auf Privatgrundstücken, Firmengeländen oder entlang von Bahnstrecken ausbreitet. Sie können Besitzer und Besitzerinnen sowie Unternehmen nicht verpflichten, die Pflanzen zu entfernen - es fehlt schlicht die rechtliche Grundlage.

"Das Problem ist, dass die Ambrosia derzeit nicht auf der Unions-Liste steht", erklärt Kreß. Damit meint er eine von der Europäischen Kommission geführte Liste mit invasiven Pflanzenarten.

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Hessen will Ambrosia-Pflanze bekämpfen

In einer einzigen Ambrosia-Staude stecken bis zu einer Milliarde Pollen.
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Die Europäische Kommission sieht laut einer Antwort auf eine Parlamentarische Anfrage aus dem Jahr 2021 zwar "schwerwiegende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit" durch die oft auch als Ackerunkraut bezeichnete Art. Allerdings habe sie "nur sehr geringe Auswirkungen auf die Biodiversität", sei für das heimische Ökosystem also kaum gefährlich. Und nur das ist relevant für die Aufnahme auf die Liste.

Nach Ansicht des Fachzentrums Klimawandel und Anpassung gehe von der Ambrosia entgegen der Einschätzung der EU sehr wohl eine Gefahr für das heimische Ökosystem aus. Sollte es in Zukunft noch trockener werden, werde sich die genügsame Pflanze noch weiter verbreiten und andere heimische Arten verdrängen.

Runder Tisch soll Klarheit schaffen

Das Zentrum will deswegen im Herbst einen Runden Tisch zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Landesverwaltung sowie betroffener Kommunen ins Leben rufen. Dort sollen entsprechende rechtliche Grundlagen geschaffen werden, ganz ohne EU.

Kreß kann sich vorstellen, dass künftig zum Beispiel die Gesundheitsämter vor Ort eine Gefahreneinschätzung abgeben und dann das Ordnungsamt mit der Beseitigung der Pflanze beauftragen.

Denn für Hessen gebe es noch die Möglichkeit, die Ausbreitung der Beifuß-Ambrosie durch konsequentes Handeln mit überschaubaren Kosten zu begrenzen. "Damit sind langfristige Allergien zu vermeiden und infolgedessen kann das Gesundheitswesen den zu erwartenden hohen volkswirtschaftlichen Kosten entgehen."

Kreß verweist auf andere Bundesländer wie beispielsweise Brandenburg, wo inzwischen ganze Regionen von der invasiven Art besiedelt seien, was zum Teil zu Ernteausfällen führe.

Ambrosia fühlt sich in Südhessen besonders wohl

Die Pollen der Ambrosia können nach Einschätzung des HLNUG bei sensibilisierten Menschen schwerwiegende Atemwegsallergien bis hin zu Asthma auslösen. "Auch Menschen, die sonst nicht allergisch auf Pollen reagieren, können eine Allergie entwickeln", urteilt zudem das Julius-Kühn-Institut, eine Forschungseinrichtung des Bundes.

Bevorzugt fühlt sich die Ambrosia artemisiifolia (Beifußblättriges Traubenkraut) in Sandböden wohl, wie es sie vor allem in Südhessen häufig gibt. Besonders auf Brachflächen, Äckern und Baustellen sei sie oft zu finden, wie Kreß vom HLNUG dem hr erklärt.

Aber auch in privaten Gärten mache sich die Pflanze vermehrt breit. "Dort findet man sie vor allem unter Vogelfutterplätzen", erläutert das Julius-Kühn-Institut. Das liege daran, dass Vogelfutter mit Ambrosia-Samen verunreinigt sein kann.

Ambrosia nur mit Handschuhen entfernen

Die Pflanzen können bis zu etwa zwei Meter groß werden, die meisten Exemplare sind aber weniger als einen Meter hoch. Die Ambrosia-Pflanzen sind oft buschig verzweigt, die Stängel abstehend behaart und die Blätter "doppelt fiederschnittig und beiderseits grün", wie beim Bayrischen Rundfunk nachzulesen ist. Über die Merkmale und mögliche Verwechslungsgefahren informiert die bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft hier im Überblick . Die Blütezeit der Ambrosia ist von Juli bis Oktober. Damit verlängern sich Pollenflugsaison und Pollenkonzentration insgesamt. Das kann eine längere Leidenszeit im Jahr für Allergiker bedeuten.

Wer die Ambrosia in seinem Garten sichtet, sollte sie auf keinen Fall einfach mit bloßen Händen ausreißen. Das Umweltbundesamt rät, die Pflanze nur mit Handschuhen zu entfernen, am besten samt Wurzel.

Handschuhe und Schutzmaske

Wenn die Ambrosia bereits blüht, sollte dabei auch eine Maske als Schutz vor dem Blütenstaub getragen werden. Um eine weitere Verbreitung zu vermeiden, sollte die Pflanze anschließend nicht im Biomüll, sondern in einem Plastikbeutel verpackt im Restmüll entsorgt werden.

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