Justizbeamte am Landgericht Darmstadt

Sie fühlte sich offenbar bedroht und wollte die vermeintlichen Täter töten: Nach einem Giftanschlag mit sieben Verletzten an der TU Darmstadt steht eine psychisch kranke 33-Jährige nun vor Gericht. Dieses steht vor einem Mammutverfahren.

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33-Jährige soll nach Giftanschlag in Psychiatrie

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Im Prozess um den Giftanschlag an der Technischen Universität (TU) Darmstadt hat die Staatsanwaltschaft zum Auftakt des Sicherungsverfahrens am Dienstag beantragt, die Beschuldigte wegen paranoider Schizophrenie in einer psychiatrischen Klinik unterzubringen.

Unter dem Einfluss ihrer Erkrankung soll die 33 Jahre alte Frau aus Mainz laut Staatsanwaltschaft im August 2021 versucht haben, sieben Menschen zu vergiften. Dazu soll sie am Campus Lichtwiese in einem Gebäude in zwei Teeküchen und anderen Räumen einen Chemikalien-Mix in Lebensmittel gegeben haben, unter anderem in offene Milchtüten. Die sieben Menschen, die diese Lebensmittel später zu sich nahmen, erlitten gesundheitliche Probleme bis hin zu Vergiftungserscheinungen. Ein 30-Jähriger schwebte kurzzeitig in Lebensgefahr.

150 Zeugen geladen

Anfang September 2021 brachte die Polizei sie in eine psychiatrische Klinik. Ein Oberarzt beschrieb im Gericht, dass die Frau psychotisch gewesen sei. "Sie hatte eine Mütze dabei, in die Kupfer- und Aluminiumfolie eingenäht waren", berichtete er am Dienstag vor dem Landgericht Darmstadt. Sie habe von Technik gesprochen, über die Stimmen in ihren Kopf kämen, sagte der Arzt. Aus psychiatrischer Sicht seien das akustische Halluzinationen.

Dem Landgericht steht ein Mammutverfahren bevor. Für die Anhörung der rund 150 Zeugen und Sachverständigen sind vorerst 16 Verhandlungstage bis Anfang Februar 2023 angesetzt. Die Kammer muss prüfen, ob die Beschuldigte zur Tatzeit krankheitsbedingt schuldunfähig war und dauerhaft in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht werden muss.

Angeklagte früh unter Verdacht

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Sicherungsverfahren zu Giftanschlag an TU Darmstadt beginnt

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Laut Staatsanwaltschaft war die Studentin seit 2017 im Fachbereich Materialwissenschaften der TU eingeschrieben. Wegen ihrer psychischen Erkrankung soll sie geglaubt haben, dass sie bedroht werde. Deshalb habe sie die vermeintlichen Täter töten wollen.

Die nun Angeklagte sei bereits frühzeitig unter Verdacht geraten, teilten die Ermittler bei ihrer Festnahme im vergangenen März mit. Unter anderem hätten "digitalforensische Spuren" ergeben, dass sich die 33-Jährige in der Nacht vor dem Anschlag wohl im besagten Gebäude aufhielt. Die betroffenen Mitarbeiter der Universität seien außerdem teilweise in ihren schriftlichen Aufzeichnungen erwähnt worden.

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