Jahresrückblick Januar bis Juni Urteil im Mordfall Lübcke, Stühlerücken bei der Eintracht, neue Rathaus-Koalitionen

Ein heftiger Wintereinbruch, wichtige Gerichtsprozesse und politische Neusortierungen: Das erste Halbjahr 2021 war in Hessen auch abgesehen von Corona ereignisreich. Ein Rückblick.
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Jahresrückblick 2021

Schon wieder ein Jahr rum! Auch abseits der Pandemie-Nachrichten ist in Hessen viel passiert in der ersten Hälfte von 2021. Lange erwartete Gerichtsurteile, Kommunalwahlen, Wetterextreme und noch einiges mehr:
- Januar: Urteil im Lübcke-Prozess | Hochwasser in Büdingen
- Februar: Wintereinbruch in Nordhessen | Gedenkfeier in Hanau
- März: Ermittlungen gegen OB Feldmann | Kommunalwahl in Hessen
- April: Hütter verlässt die Eintracht | Wissler wechselt nach Berlin
- Mai: Auftakt im Prozess um Franco A. | NSU 2.0-Drohbrief
- Juni: Das SEK Frankfurt wird aufgelöst | Neue Koalition im Römer
Weitere Rückblicke
Die Ereignisse von Juli bis Dezember sowie die wichtigsten Corona-Ereignisse des ersten und des zweiten Halbjahrs lesen Sie in gesonderten Rückblicken.
Ende der weiteren InformationenJanuar
28. Januar: Urteil im Lübcke-Prozess. Stephan Ernst wird zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen des Mordes an CDU-Politiker Walter Lübcke verurteilt. Die Richter am Oberlandesgericht Frankfurt stellen eine besondere Schwere der Schuld fest, wodurch eine Haftentlassung nach 15 Jahren so gut wie ausgeschlossen ist. Der Mitangeklagte Markus H. wird vom Vorwurf der Beihilfe freigesprochen, aber wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

28. Januar: Unterbesetzter Polizei-Notruf während des Anschlags in Hanau. Recherchen des hr, des ARD-Magazins "Monitor" und des Spiegel zeigen, dass während des rassistischen Attentats am 19. Februar 2020 auf der Polizeiwache der Hanauer Innenstadt nur zwei Leitungen für Notrufe freigeschaltet und nur ein Beamter vor Ort waren, um die Anrufe entgegen zu nehmen. Die Staatsanwaltschaft leitet ein Prüfverfahren ein.
28. Januar: Massiver Stellenabbau bei der Commerzbank. Die Coronakrise hat der zweitgrößten deutschen Bank ihre Bilanz verhagelt. Sie veröffentlicht Eckpunkte eines Sparplans bis 2024: 10.000 Vollzeitstellen weltweit sollen gestrichen werden und damit ein Viertel der zuletzt knapp 40.000 Jobs bei dem MDax-Konzern. Die Zahl der Filialen in Deutschland will die Bank fast halbieren.
29. Januar: Hochwasser und Überschwemmungen in Ost- und Mittelhessen. Nach starken Regenfällen steigen die Pegel der Flüsse in der Wetterau, im Vogelsberg, im Main-Kinzig-Kreis und im Taunus. Besonders betroffen ist Büdingen, hier steht die Altstadt unter Wasser. Weil die Fahrbahn unter Wasser steht, wird die B42 zwischen Eltville-Hattenheim und Geisenheim (Rheingau-Taunus) zwischenzeitlich gesperrt.

Februar
7. Februar: Wintereinbruch in Nordhessen. Während es im Süden Hessens schon vorfrühlingshaft warm ist, sorgt sibirische Luft im Norden für Schnee und Dauerfrost. Dort kommt es zu Chaos und Unfällen im Straßenverkehr, die Polizei ruft in den betroffenen Regionen dazu auf, wenn möglich zu Hause zu bleiben. In Sontra (Hersfeld-Rotenburg) wird wenige Tage später die tiefste Temperatur in Hessen seit 34 Jahren gemessen.

19. Februar: Gedenkfeier zum Jahrestag des Hanau-Anschlags. Ein Jahr nach dem rassistischen Anschlag in Hanau wird in einer zentralen Gedenkfeier der Toten gedacht. Hinterbliebene beklagen, dass es immer noch an Antworten auf viele Fragen und am Willen zur Aufklärung fehle. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier fordert eine lückenlose Aufklärung.

März
12. März: Ermittlungen gegen den Frankfurter Oberbürgermeister. In der Affäre um Dienstwagen und überhöhte Gehälter bei der Frankfurter Arbeiterwohlfahrt ermittelt die Staatsanwaltschaft nun auch gegen den Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) und seine Frau. Ihr wird vorgeworfen, als Leiterin einer deutsch-türkischen Kita ein überhöhtes Gehalt bekommen zu haben - Feldmann und seine Frau bestreiten das.
14. März: Kommunalwahl in Hessen. Die Hessinnen und Hessen wählen neue Gemeindevertretungen oder Stadtverordnetenversammlungen sowie Landkreistage. Stärkste Kraft wird die CDU mit 28,5 Prozent, gefolgt von der SPD mit 24 Prozent und den Grünen mit 18,4 Prozent. SPD und AfD verlieren mit jeweils 4,5 und 5 Prozentpunkten im Vergleich zur Kommunalwahl von 2016 deutlich, während die Grünen einen starken Zugewinn von 7,1 Prozentpunkten verzeichnen können.
30. März: Hessin beteiligt sich an Amanda-Gorman-Übersetzung. Das Gedicht "The Hill We Climb" von der US-Amerikanerin Amanda Gorman wird von drei Frauen ins Deutsche übersetzt, eine von ihnen ist die hr-Redakteurin Hadija Haruna-Oelker. Für Oelker ist die Übersetzung "ein neues Werk", denn Zeile für Zeile habe man versucht, mit rhythmischer, rücksichtsvoller, rassismuskritischer und geschlechtergerechter Sprache die Vision von Gorman wiederzugeben.

April
13. April: Adi Hütter verlässt die Eintracht. Eintracht Frankfurt gibt bekannt, dass Trainer Adi Hütter den Verein zum Saisonende verlässt und zu Borussia Mönchengladbach wechselt. Unter Hütter schafft die Eintracht noch den Sprung in die Europa League, aber nicht mehr in die Champions League, was lange Zeit möglich schien. Nachfolger von Hütter wird zur neuen Saison Oliver Glasner. Auch Sportvorstand Fredi Bobic und Manager Bruno Hübner verlassen den hessischen Fußballbundesligisten.

21. April: Janine Wissler verabschiedet sich aus der Landespolitik. Knapp zwei Monate nach ihrer Wahl zur Bundesvorsitzenden der Linken kündigt die hessische Fraktionschefin ihren Abschied aus dem Landtag in Wiesbaden an, wo sie 13 Jahre lang vertreten war. Die 39-Jährige bewirbt sich um ein Bundestagsmandat, das sie im Herbst letztlich auch bekommt.

Mai
3. Mai: Prozessbeginn um Autoattacke in Volkmarsen. Vor dem Landgericht Kassel beginnt der Prozess gegen den Mann, der vor gut einem Jahr in Volkmarsen mit seinem Auto in eine Menschenmenge beim Rosenmontagsumzug gefahren war. Sein Motiv liegt im Dunkeln und wird auch im Verlauf der Verhandlung nicht erhellt. Er ist wegen versuchten Mordes in 89 Fällen und gefährlicher Körperverletzung in 88 Fällen angeklagt.
20. Mai: Auftakt im Prozess gegen Franco A. Die Bundesanwaltschaft wirft dem Bundeswehroffizier Franco A. die Planung eines rechtsextremen Terroranschlags vor, den er Flüchtlingen in die Schuhe schieben wollte. Franco A. weist das zurück und stellt sich im Prozess selbst als designierter Märtyrer der Rechten dar. Er räumt ein, unter falschem Namen einen Asylantrag gestellt sowie eine Waffe, Munition und Sprengkörper besessen zu haben.

22. Mai: Faeser erhält Drohbrief vom NSU 2.0. Die SPD-Landesvorsitzende Nancy Faeser erhält in ihrem Wahlkreisbüro in Hofheim einen Drohbrief mit weißem Pulver - unterschrieben mit "NSU 2.0". Der Staatsschutz nimmt Ermittlungen auf. Die Feuerwehr konnte ausschließen, dass vom Pulver eine Gefahr ausgeht. Erst wenige Wochen zuvor war in Berlin ein Verdächtiger im Fall von NSU 2.0-Drohbriefen aus dem Jahr 2018 festgenommen worden.
Juni
10. Juni: Das Spezialeinsatzkommando Frankfurt wird aufgelöst. Das kündigt Innenminister Peter Beuth (CDU) an, da gegen mehrere Polizisten der Verdacht besteht, sich unter anderem an rechtsextremen Chats beteiligt zu haben. Ein Expertenstab soll die Einheit neu strukturieren. Zuvor gab es Durchsuchungen von Wohnungen und Arbeitsplätzen der SEK-Beamten.
14. Juni: Neue Koalition im Römer. Die neue Frankfurter Stadtregierung setzt sich aus einem Viererbündnis zusammen - aus Grünen, SPD, FDP und Volt. Im Frühjahr war die Europapartei Volt zum ersten Mal überhaupt bei einer Wahl in der Stadt angetreten. Zwischenzeitlich sah es so aus, als käme die ungewöhnliche Koalition doch nicht zusammen, weil FDP-Mitglieder sie ablehnten - letztlich gaben sie doch ihren Segen. Wenig später setzt sich auch in Darmstadt eine neue Koalition aus Grünen, CDU und Volt-Partei zusammen. Im Kasseler Stadtparlament bleibt es bei den gleichen Koalitionspartnern - allerdings in gedrehten Verhältnissen: Erstmals sind die Grünen stärker als die SPD vertreten.

18. Juni: Havarie der Salzbachtalbrücke. Ein Autofahrer entdeckt herunterfallende Betonstücke und Risse an der Salzbachtalbrücke, über die die A66 bei Wiesbaden führt. Die Foge: Die Brücke wird sofort gesperrt und bleibt monatelang unbefahrbar. Bald wird klar, dass die Schäden so gravierend sind, dass die Brücke gesprengt werden muss.