Grafik: Eine gelbe 2021 wird mit einem Finger auf einem dunkelblauen Hintergund scheinbar von rechts nach links aus dem Bild gewischt.

Eine spektakuläre Brückensprengung, ein lange erwartetes Gerichtsurteil und Auszeichnungen für hessische Wissenschaftler: Auch in der zweiten Hälfte 2021 ist viel passiert. Ein Rückblick.

Der Sommer 2021 begann wenig sommerlich - und wurde überschattet vom Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, wohin auch Helferinnen und Helfer aus Hessen zum Aufräumen kamen.

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Jahresrückblick 2021

hessenschau vom 25.12.2021
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Erfreulichere Nachrichten gab es aus dem Sport: Hessische Athleten brachten Olympia-Medaillen aus Tokio mit. Die Gerichte zogen unter anderem mit Prozessen um einen Sekten-Mord und die Amokfahrt in Volkmarsen die Aufmerksamkeit auf sich. Die Landespolitik stand - neben Corona - im Zeichen des Afghanistan-Desasters und der Bundestagswahl. Ein Überblick:

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Weitere Rückblicke

Rückblicke auf die ersten sechs Monate des Jahres und auf die Corona-Pandemie im ersten und zweiten Halbjahr lesen Sie an anderer Stelle von hessenschau.de.

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Juli

15. Juli: Hessische Helfer im Hochwasser-Katastrophengebiet. Hessen bleibt im Vergleich zu seinen Nachbarländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen von der Flutkatastrophe verschont. Doch die Unterstützung von hessischen Rettungskräften wird mehrere Wochen lang benötigt, um zwischen Müll und Schlamm aufzuräumen.

Das THW Marburg hilft nach dem Hochwasser in Bad Neuenahr.

28. Juli: Judoka Eduard Trippel holt Olympia-Silber. Bei den Olympischen Spielen in Tokio gehen drei Medaillen nach Hessen, je einmal Bronze im Schwimmen und im Tischtennis. Der Rüsselsheimer Judoka Trippel schafft es überraschend sogar ins Finale. Dort muss er sich dem georgischen Europameister geschlagen geben - ist aber froh über Silber.

Eduard Trippel bei den Olympischen Spielen

24. Juli: Die Mathildenhöhe wird Unesco-Weltkulturerbe. Hessen bekommt eine neue Welterbestätte: Die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt sei ein "weltweit herausragendes Beispiel visionärer Gestaltungskunst", begründete die deutsche Unesco-Kommission ihre Entscheidung. Zwischen 1901 und 1914 sei die Mathildenhöhe eines der wichtigsten Zentren für Kunst und Architektur gewesen.

August

9. August: Raststellen-Brand an der A5. Nachdem ein Autofahrer mit 150 Stundenkilometern in eine Tankstellensäule an der Raststätte Gräfenhausen-Ost (Darmstadt-Dieburg) rast, kommt es zu einem Großbrand, den die Feuerwehr erst Stunden später löschen kann. Der 54 Jahre alte Fahrer stirbt noch vor Ort. Er habe in suizidaler Absicht gehandelt, teilt die Polizei später mit. Der verursachte Schaden liegt in Millionenhöhe.

18. August: Evakuierungsflüge aus Afghanistan landen in Frankfurt. Nachdem die Taliban innerhalb kürzester Zeit die Macht in Afghanistan übernommen haben, schaffen es einige Ortskräfte mit ihren Familien aus dem Land. Die deutschen Evakuierungsflüge landen am Frankfurter Flughafen. Hessen kündigt an, sich an der Aufnahme geflüchteter Afghanen zu beteiligen.

23. August: Giftanschlag an der TU Darmstadt. Nachdem sieben Menschen an der Technischen Universität Darmstadt Vergiftungserscheinungen bekommen, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts des versuchten Mords. In auf dem Campus sichergestellten Getränken werden giftige Stoffe gefunden. Eine 40-köpfige Soko nimmt Ermittlungen auf - gelöst hat sie den beängstigenden Fall auch Monate später nicht.

Der mutmaßliche Giftanschlag wurde im Gebäude L201 verübt.

24. August: Hessin trägt deutsche Fahne bei den Paralympics. Die Rollstuhlbasketballerin Mareike Miller trägt gemeinsam mit Paracyclist Michael Teuber die deutsche Fahne bei der Paralympics-Eröffnungsfeier in Tokio. Die Friedbergerin ist Kapitänin der Basketballerinnen, in Tokio nimmt sie an ihren dritten Olympischen Spielen teil.

Mareike Miller

September

2. September: Viele Zugausfälle wegen Lokführer-Streik. Der bundesweite Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer bei der Deutschen Bahn sorgt über mehrere Tage für Zugausfälle und Verspätungen auch in Hessen. Die Bahn-Beschäftigten fordern 3,2 Prozent mehr Geld und eine Corona-Prämie. Streit gibt es in den Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn über die Laufzeit. Nach drei Streikrunden und Niederlagen für die Bahn im Bestreben, den Arbeitsausstand gerichtlich untersagen zu lassen, einigen sich die Tarifparteien.

14. September: Auftakt zum zweiten Sekten-Prozess in Hanau. Mehr als drei Jahrzehnte liegt der Mord an einem vierjährigen Jungen zurück, der vor dem Landgericht Hanau erneut Thema wird. Einer 60-Jährigen wird vorgeworfen, ihren Sohn 1988 in einen Sack gesteckt und einer mutmaßlichen Sekten-Anführerin übergeben zu haben. Später sei das Kind in dem Sack erstickt. In der Sekte soll der Junge für eine "Inkarnation Hitlers" gehalten worden sein. Die Anführerin der Gruppe wurde schon verurteilt für die Tat.

26. September: SPD wird stärkste Kraft bei der Bundestagswahl. In Hessen liegt die SPD mit 27,6 Prozent vorne, auch Grüne (15,8 Prozent) und FDP (12,8 Prozent) legen zu. CDU (22,8 Prozent), AfD (8,8 Prozent) und Linke (4,3 Prozent) fahren Verluste ein. Die CDU muss einige hessische Wahlkreise an die SPD abgeben. Auch die Grünen gewinnen erstmals ein Direktmandat für sich.

Zwei Karten mit den Wahlkreisen von 2017 und 2021 nebeneinander.

Oktober

5. Oktober: Rembrandt-Ausstellung im Städel. Die neue Ausstellung im Frankfurter Städel zeigt 60 Werke des Malers aus den Niederlanden, der Mitte des 17. Jahrhunderts in Amsterdam den Aufstieg zu einem weltberühmten Künstler schaffte. Das Museum will mit der großen Ausstellung Rembrandts Strategien der Künstlerkarriere und Markenbildung enthüllen.

Eine Frau mit blonden Zöpfen steht vor einem Ölgemälde

6. Oktober: Der Vater des Hanau-Attentäters wird wegen Beleidigung verurteilt. Hans-Gerd R. muss eine Geldstrafe von 5.400 Euro zahlen, weil er in Schreiben an die Staatsanwaltschaft und den Generalbundesanwalt unter anderem die Hinterbliebenden der Anschlagsopfer rassistisch beleidigte. Den Angehörigen reicht das nicht aus, sie werfen dem Vater Beihilfe zu den Morden vor, die sein Sohn begangen hat. Die Bundesanwaltschaft sieht den Sohn jedoch als Einzeltäter.

8. Oktober: Kündigungswelle am Universitätsklinikum Gießen-Marburg. Auf einer Station des Klinikums in Marburg werfen 15 von 16 Pflegekräften einer Station der Gefäßchirurgie auf einmal hin. Die Begründung: schlechte Arbeitsbedingungen und ein eklatanter Personalmangel, der sich seit dem Besitzerwechsel des Klinikums verschärft habe.

21. Oktober: Autorinnen und Autoren rufen zu Boykott der Buchmesse auf. Die Autorin Jasmina Kuhnke sagt ihren Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse ab, weil dort rechte Verlage anwesend sind und sie um ihre Sicherheit fürchtet. Die Messeleitung hält an der Präsenz der Verlage fest und begründet das mit der Meinungsfreiheit. Andere Promis sagen im Laufe der Woche ihre Auftritte ab, um die Buchmesse zu boykottieren.

31. Oktober: Verleihung des ersten Walter-Lübcke-Demokratiepreises. Nach dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten wird zum ersten Mal der Walter-Lübcke-Demokratiepreis verliehen. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) überreicht die Auszeichnung der TV-Journalistin Dunja Hayali, dem ehemaligen Opferbeauftragten der Stadt Hanau, Robert Erkan, sowie dem Verein "Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus und Rassismus - für demokratische Kultur in Hessen".

Ministerpräsident Volker Bouffier überreicht den Walter-Lübcke-Demokratie-Preis 2020 an die Journalistin Dunja Hayali.

November

6. November: Die Salzbachtalbrücke wird gesprengt. Nachdem die marode Autobahnbrücke bei Wiesbaden seit Monaten gesperrt gewesen ist, ist nun nur noch Schutt und Asche von ihr übrig. Alles läuft nach dem Plan von Sprengmeister Eduard Reisch: Mit kurzem Abstand knallt es zweimal hintereinander - zunächst wird der Südteil, dann der Nordteil zum Einsturz gebracht. Dann ist die Autobahnbrücke Geschichte.

Sprengung Salzbachtalbrücke

24. November: Eine Hessin wird Bundesbildungsministerin. Die FDP macht als erste der drei Ampel-Koalitionsparteien im Bund klar, wer welche Ministerien bekommen soll. Das Bildungsministerium geht an Bettina Stark-Watzinger. Die Politikerin aus Bad Soden (Main-Taunus) ist bereits im Wahlkampf als Spitzenkandidatin der hessischen Liberalen aufgetreten.

Bettina Stark-Watzinger auf einer Politikveranstaltung.

29. November: Proteste an Querdenker-Bäckerei in Erbach. Das Gesundheitsamt schließt eine Bäckerei in Erbach, weil Corona-Regeln nicht eingehalten werden. Daraufhin wird der Inhaber als Held der Querdenker-Szene gefeiert, der Bürgermeister der Odenwald-Kreisstadt sieht in ihm einen demokratiefeindlichen Reichsbürger. Corona-Leugner protestieren vor dem geschlossenem Geschäft und bedrohen den Bürgermeister.

Dezember

3. Dezember: Zeugen und Beobachter beim Hanau-Untersuchungsausschuss. Fast zwei Jahre liegen die neun rassistischen Morde von Hanau zurück, als der Untersuchungsausschuss des Landtags zum ersten Mal nicht mehr geheim tagt. Auf Wunsch der Angehörigen kommen diese zuerst zu Wort. Später sollen auch Experten, Einsatzleiter und Innenminister Peter Beuth (CDU) von den Parlamentariern angehört werden.

6. Dezember: Zwei hessische SPD-Politikerinnen werden Bundesministerinnen. Dass die ehemalige Justizministerin Christine Lambrecht wieder ins Kabinett kommen würde, haben viele erwartet. Sie soll jedoch ins Verteidigungsministerium statt wie zuvor angenommen in das Innenministerium einziehen. Dieses geht an die SPD-Landeschefin Nancy Faeser.

Nancy Faeser und Christine Lambrecht (beide SPD)

9. Dezember: Leibniz-Preis an drei Hessen. Mit der Rechtswissenschaftlerin Marietta Auer, dem Astrophysiker Gabriel Martinez-Pinedo und der Chemikerin Stefanie Dehnen bekommen gleich drei hessische Wissenschaftler den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis, der als eine Art deutscher Nobelpreis gilt. Die Forscher können sich über jeweils 2,5 Millionen Euro Preisgeld freuen.

16. Dezember: Urteil im Volkmarsen-Prozess. Der Mann, der 2020 beim Karnevalsumzug in Volkmarsen (Waldeck-Frankenberg) 89 Personen schwer verletzt und teilweise traumatisiert hat, wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Er habe mit der Absicht gehandelt, dass Menschen sterben, so die Begründung des Landgerichts Kassel. Die Richter stellen eine besondere Schwere der Schuld fest und behalten sich eine an die Haft anschließende Sicherungsverwahrung vor.

Der Angeklagte sitzt an einem Tisch mit Mikrofon in der provisorischen Gerichtshalle und hält sich einen Ordner vor das Gesicht. Er trägt eine dunkelrote Sweatshirt-Jacke.. Im Hintergrund ist ein Sicherheitsbeamter zu sehen.
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