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Hessens Städte gegen den Müll

Liegengelassener Müll am Mainufer in Frankfurt.

Ab ins Grüne, hinsetzen, picknicken. Wenn alle gegangen sind, bleibt oft eins: viel Müll. Essen und Getränke für unterwegs sowie Freiluft-Feiern sind auch nach dem Corona-Lockdown nicht vorbei. Manche Städte in Hessen haben ihre eigenen Strategien entwickelt.

Liegengelassene Pizzakartons, benutzte Kaffeebecher, Altglas und Kippen: Vor allem in Parks oder an beliebten Treffs lassen Menschen in den Städten und an Ausflugszielen oft ihren Müll zurück. Für die Städte ist das eine Herausforderung.

Die Entsorgungsbetriebe reagieren unter anderem mit Extra-Schichten, Müll-Scouts oder mehr Kontrollen. Eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa beschreibt die Situation in Hessens größten Städten und im beliebten Weintourismus-Ziel Rüdesheim:

Kassel: "To go" hat sich etabliert

In Kassel hat die Stadt nach eigenen Angaben mit zunehmender Vermüllung zu kämpfen. "Die Mitarbeitenden der Straßenreinigung müssen die Papierkörbe häufiger leeren, obwohl das Volumen bereits erhöht wurde", sagte ein Sprecher der Stadt.

Zudem kämen Papierkörbe mit Solarpressen zum Einsatz, die den Abfall in regelmäßigen Abständen verdichten. "Noch nicht berücksichtigt ist hierbei der Abfall, der nicht den Weg in den Papierkorb findet, sondern unachtsam auf den Boden geworfen wird."

Bei schönem Wetter sei die Vermüllung ein besonderes Problem. "Leider werden die vielen schönen Plätze im Stadtgebiet nicht wieder so verlassen, wie die Nutzer sie vorgefunden haben", erläuterte der Sprecher. Oftmals bleibe viel Abfall vor Ort zurück.

Zum einen habe sich seit der Pandemie das Leben stärker nach draußen verlagert. "Andererseits haben sich die Essgewohnheiten verändert. Das Essen und Trinken 'to go' hat sich etabliert." In der Pandemie hätten viele Betriebe zusätzlich Essen zum Mitnehmen angeboten.

Fulda: Müllproblem "dauerhaft präsent"

In Fulda ist das Müllproblem "dauerhaft präsent", wie ein Sprecher sagte. Besonders gravierend sei es auf Grünflächen, "wo zum Teil trotz vorhandener Abfalleimer Müll einfach auf der Wiese oder im Gebüsch zurückgelassen wird".

Die Stadt versuche, mit einem flexiblen System an Reinigungsdiensten gegenzusteuern, die an den Hotspots auch am Wochenende und zum Teil auch mehrfach am Tag unterwegs seien, wie der Sprecher erklärte. Außerdem seien zusätzliche und größere Mülleimer installiert worden, die auch Pizzakartons fassen könnten.

Gießen: Müll-Scouts sollen sensibilisieren

Auch in Gießen kommt es immer wieder zu starker Vermüllung, wie eine Sprecherin sagte. Besonders betroffen seien Parkanlagen. "Das ist vor allem auf den Trend zurückzuführen, dass die Anlagen immer stärker genutzt werden, um Freizeit zu verbringen - zum Picknicken, zum Grillen etc. Leider wird dann auch Müll zurückgelassen." Der Trend sei unabhängig von Corona.

Die Stadt Gießen hat zur Abhilfe die Reinigungsintervalle angehoben. "Und seit letztem Jahr setzen wir sogenannte Müll-Scouts ein, die die Besucher und Besucherinnen der Grünanlagen bewusst ansprechen und dafür sensibilisieren, dass Müll wieder mitgenommen oder richtig entsorgt werden muss." Dafür werden zum Beispiel Müllbeutel verteilt oder Taschen-Aschenbecher.

Frankfurt: Nach Corona-Lockdown etwas besser

In Frankfurt habe man im Augenblick die Situation gut unter Kontrolle, sagte ein Sprecher der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES). Man setze mehr Teams und mehr Fahrzeuge ein, vor allem an den Wochenenden. An "neuralgischen Punkten" wie dem Mainufer habe man mehr Papierkörbe aufgestellt. Nach Ende der Corona-Lockdowns habe sich die Situation eher verbessert.

Vermüllungen und Verschmutzungen gebe es trotzdem, etwa bei den bekannten Freitagabend-Treffs am Friedberger Platz im Nordend. Hier versucht die Stadt seit einigen Wochen die Feiernden mit einem Gegenprogramm in die Innenstadt zu locken. Offizielle Feste hingegen seien für die FES kein Problem, weil sie planbar sind, wie der Sprecher erklärte. "Ungelöst" sei weiter das Problem mit wild abgelegtem Sperrmüll.

Auch beim Altglas hatte es in Frankfurt zuletzt Probleme gegeben: Wegen Personalengpässen beim Abfuhrunternehmen hatten sich rund um die Sammelstellen Altglas-Berge gesammelt. Die Container quollen über.

Darmstadt: In Parks wird häufiger gereinigt

"Mit zunehmend schönem Wetter ist ein erhöhtes Müllaufkommen in den öffentlichen Bereichen und vor allem in den öffentlichen Grünanlagen zu verzeichnen", berichtete ein Sprecher der Stadt Darmstadt. Dies habe sich nach dem Ende des Corona-Lockdowns nicht wesentlich verändert.

Die Strategie der Stadt: Für bestimmte Parks seien inzwischen die Reinigungsintervalle erhöht worden.

Wiesbaden: Nur vereinzelt Probleme

Wiesbaden hingegen hat kein großes Problem mit Unrat von Feiernden. Sporadisch gebe es Vorkommnisse am Rheinufer sowie in der Parkanlage Warmer Damm in der Innenstadt und am Neroberg. Während des Corona-Lockdowns seien eher Probleme aufgetreten, gerade am Wochenende bei Treffen von jungen Leuten, teilte die Stadt mit. Seit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen sei es aber weniger geworden.

Als Maßnahme für mehr Sauberkeit hat die Stadt die Extra-Reinigung am Samstag und Sonntag durch das Team, das für die Fußgängerzone zuständig ist, ergriffen. Es gebe auch den Einsatz einer zusätzlichen Kehrmaschine. Zudem seien zusätzlich öffentliche Abfallkörbe in Wiesbaden aufgestellt worden.

Rüdesheim: Weinberge als Brennpunkt

Rüdesheim hat nach den Worten einer Sprecherin ein Problem mit Unrat von Feiernden und Tagestouristen - "hauptsächlich resultierend aus dem gestiegenen To-go-Geschäft". Brennpunkt seien die Weinberge. Zu Beginn der Corona-Pandemie hätten sich Wein-Wanderungen in privaten Kleinstgruppen etabliert, schöne Plätze hätten sich zu beliebten Treffs entwickelt. Häufig bleibe Abfall zurück.

Auch nach dem Lockdown hielten sich viele Menschen gern in den Weinbergen auf. Im Kampf gegen den Müll kontrolliere die Ordnungspolizei diese nun wesentlich häufiger als noch 2019. Des Weiteren wird versucht, den Müll schnellstmöglich zu entsorgen, damit nicht zur Nachahmung ermutigt wird", ergänzte die Sprecherin.

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46 Kommentare

  • Müll im öffentlichen Raum hat was mit der persönlichen Einstellung zu tun. Viele kennen heute keinen Anstand und keine Sitte mehr - verhalten sich einfach nur rücksichtslos.
    In den Großstädten schützt sie die Anonymität - auf dem Land geht das nicht so einfach.

    Mülltrennung interessiert nur noch Wenige. Sperrmüll wird einfach irgendwann abgestellt, auch wenn der Platz gerade geräumt wurde. Am nächsten Tag steht neuer da. Und das Altglas wird einfach neben den vollen Container gestellt. Anstand würde ja gebieten, das Glas die wenigen Meter wieder mit nach Hause zu nehmen. Aber man ist zu faul. Ein Tipp: Wir gehen täglich am Container vorbei. Einfach vorher schauen, ob noch Kapazität ist. Dann erlebt man keinen vollen Container und steht nicht vor der Frage, wohin jetzt mit dem Glas. Selbst mit so einfachen Überlegungen sind viele total überfordert.

    Es geht letztlich nur über den Geldbeutel derjenigen, die meinen, die Welt gehöre nur ihnen allein. Das tut weh!

  • Ändern ?
    Ändern lässt sich an der ganzen Situation garnichts.
    " Was Hänschen nicht lernt - lernt Hans nimmermehr"
    Und das "Hänschen" hat heute viele und vor allem ganz ganz anderen Namen !
    Aber man muss auch bei den Behörden endlich einmal denken, weiterdenken, effektiver denken UND Handeln !!
    Für jeden Parkplatz, egal wo auch immer, musste löhnen, Platz wird übverwacht, manchmal gar abgeschleppt.
    Also gibts ab sofort Wiesen-Wald- und Feld Liegeplätze, Picknickplätzen, Großfamilienzusammenkunftsplätzen und ähnl. , Grillplätzen u.s.w. eine gewisse Gebührenordnung und nur auf diesen darf dann "gefeiert" werden - Abfall und Unrat-Mitnahme
    zwingend vorgeschrieben.
    Gibt in jedem Ort genügend Leute, welche gerne übers Wochenende -Abfall-Polizei-, stolz mit Funkgerät und Mütze und Abzeichen, spielen wollen und sich ein paar Taler verdienen
    wollen !

  • Wie ich anderenorts schrieb : Der Dreckwegmensch denkt "Endlich sauber!", der Dreckspatz denkt "Endlich wieder Platz für neuen Müll". Wo nicht beinhart sanktioniert wird wird keine Änderung im Verhalten passieren. Weggeworfene FastFood-Verpackungen sollen in der Schweiz bald 300 Franken kosten, das wäre auch hier mal eine Ansage.

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