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Kind verdurstet: Anklage fordert lebenslange Haft für Mutter

Eingangsportal des Landgerichts Darmstadt

Eine 26-Jährige soll in Rüsselsheim ihr Baby eine Woche lang nicht versorgt haben - bis das Kind verdurstete. Nun fordert die Anklage eine lebenslange Freiheitsstrafe für die Mutter, bei der unter anderem eine Identitätsstörung diagnostiziert wurde.

Nach dem Tod eines 13-monatigen Babys forderte die Anklage vor dem Landgericht Darmstadt am Dienstag eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes für die 26 Jahre alte Mutter. Die Angeklagte hatte im Prozess gestanden, im Oktober 2021 ihren Sohn in der Wohnung in Rüsselsheim eine Woche lang nicht versorgt zu haben. Das Kind verdurstete.

Dem rechtsmedizinischen Gutachten zufolge hat der Junge anfangs in seinem Zimmer noch geschrien. Dass die Mutter das in der vermüllten Zwei-Zimmer-Wohnung nicht gehört haben will, glaubte die Staatsanwältin nicht. Bei der Angeklagten waren Depressionen, eine posttraumatische Belastungsstörung und eine Identitätsstörung diagnostiziert worden. Die Mitte Oktober 2021 durchgebrochene, aber nicht durchgängig vorherrschende Identitätsstörung soll die Mutter gehindert haben, ihr Kind zu versorgen. Dem folgte die Staatsanwaltschaft ebenfalls nicht.

Verteidigung plädiert auf drei Jahre Haft

Zeugen hatten geschildert, dass die Angeklagte im Tatzeitraum zeitlich orientiert und in der Lage war, Essen zu bestellen. Ebenso soll sie Verwandte und Bekannte, die sie besuchen wollten, mit plausiblen Erklärungen weggeschickt haben. Da die Angeklagte nicht die ganze Woche von der Identitätsstörung beherrscht war, hätte sie ihr Kind versorgen können, so die Staatsanwaltschaft.

Die Verteidigung folgte dem psychiatrischen Gutachten und plädierte wegen erheblich verminderter Schuldfähigkeit auf drei Jahre Freiheitsstrafe, an die eine Therapie anschließen sollte. Die Urteilsverkündung ist für den 5. Juli geplant.