Zapfhahn einer Tankstelle liegt auf dem Boden, Fahrzeug entfernt sich schnell.

Tanken wurde mit Beginn des Ukraine-Kriegs teurer. Das ruft offenbar Kriminelle auf den Plan. Die Fälle von Kraftstoffdiebstahl und Tankbetrug sind im März und April auffällig gestiegen.

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Tankbetrug und Spritdiebstahl in Hessen

Nahaufnahme von zusätzlich gesichertem Tankdeckel am LKW
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Seit Beginn des Ukraine-Kriegs und dem Preis-Schock an den Tankstellen gibt es in Hessen mehr Fälle von Kraftstoff-Diebstahl und Tankbetrug. Die Zahlen sind seither deutlich gestiegen, wie das Landeskriminalamt (LKA) auf Anfrage des Hessischen Rundfunks mitteilte. "Es ist nicht auszuschließen, dass die Erhöhung der Fallzahlen in Zusammenhang mit den jüngsten Preissteigerungen beim Sprit stehen", sagte eine LKA-Sprecherin.

Im März verdreifachten sich den Angaben zufolge hessenweit die Fälle von Kraftstoffdiebstahl im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im April sei eine Verdoppelung zu beobachten gewesen. Genaue Zahlen nannte die LKA -Sprecherin nicht, sprach für den März von Zahlen "im unteren dreistelligen Bereich" und für den April "im oberen zweistelligen Bereich". Es dürfte sich also um jeweils 80 bis 120 Fälle handeln.

Tankdeckel an Fahrzeugen werden aufgebrochen

Beim Diebstahl von Kraftstoffen werden Tanks oder Kanister samt Inhalt gestohlen. Teilweise werden Tankdeckel von Fahrzeugen oder Baumaschinen gewaltsam geöffnet - aufgehebelt oder aufgebohrt - und der Kraftstoff abgezapft.  

Auch die Fälle von Tankbetrug stiegen im März und April, wie das LKA darlegte. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum betrage die Zunahme hessenweit rund ein Drittel. Und es ist gut möglich, dass die Zahlen weiter steigen. Tankstellen und Rasthöfe melden solche Delikte oft erst gesammelt und dann zeitverzögert, wie die Polizei aus Erfahrung weiß.

Mit falschen Kennzeichen an die Zapfsäule

Die Zahl der Tankbetrügereien lag zuletzt im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich, wie das LKA berichtet. Dabei fahren die Täter von der Zapfsäule weg, ohne vorher bezahlt zu haben. Damit sie nicht dank der Kamera-Überwachung auffliegen, nutzen sie meist gestohlene oder gefälschte Kennzeichen an ihren Fahrzeugen.

Aktuell kostet ein Liter Super E10 im bundesweiten Mittel 2,07 Euro. Am 24. Februar, dem Tag des Kriegsbeginns in der Ukraine, lag der Preis bei 1,76 Euro. Für einen Liter Diesel sind aktuell 2,03 Euro zu zahlen - 44 Cent mehr als am 24. Februar, wie der ADAC berichtete.

230.000 Euro Schaden durch Spritdiebstahl im Vorjahr

Diebstahl von Kraftstoffen und Fälle von Tankbetrug tauchen auch in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) auf. Im Jahr 2021 wurden in Hessen 364 Kraftstoffdiebstähle registriert - mit einer Schadenssumme von knapp 230.000 Euro. Nur 31 Fälle (8,5 Prozent) wurden aufgeklärt.

Die meisten Fälle trugen sich im Wetteraukreis (40) zu. Weitere Schwerpunkte lagen im Kreis Kassel (27), in Frankfurt (26) und in den Kreisen Main-Kinzig (21) und im Hochtaunuskreis (20). Meistens waren die Tatorte Autobahnrastplätze, Parkplätze, Baustellen und Gartenanlagen.

Zum Tankbetrug kam es im vorigen Jahr 2021 laut Kriminalstatistik deutlich öfter. Mehr als 4.200 Fälle wurden registriert, 2.182 Fälle (rund 52 Prozent) aufgeklärt. Der Schadens summierte sich auf knapp 225.000 Euro. Die meisten Fälle spielten sich in Frankfurt ab (601). Dahinter folgten die Kreise Schwalm-Eder (269), Limburg-Weilburg (257), Kassel (249) und Gießen (210).

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