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Tödliches Zugunglück in Großen-Linden

Der Bahnhof in Großen-Linden am Morgen nach dem Unglück.

Eine Mutter und ihre 20 Jahre alte Tochter sind am Bahnhof im mittelhessischen Linden von einem Zug erfasst und ums Leben gekommen. Eine zweite Tochter überlebte. Die Mutter hatte versucht, die Gleise zu überqueren.

Das Unglück passierte am Dienstagabend am Bahnhof im Lindener Ortsteil Großen-Linden (Gießen). Wie die Polizei am Mittwochmorgen berichtete, wurden eine 55 Jahre alte Frau und ihre 20 Jahre alte Tochter von einem Zug erfasst und tödlich verletzt.

Tochter wollte Mutter aus Gleisbett helfen

Laut Polizei wollte die Mutter mit ihren zwei Töchtern im Alter von 20 und 19 Jahren auf einem anderen Bahngleis einen Zug Richtung Kassel erreichen. Gegen 21.45 Uhr sei die Mutter über das Gleisbett gelaufen. Die ältere Tochter habe beobachtet, dass sich ein Regionalexpress in Richtung Frankfurt näherte, der an der Haltestelle planmäßig nicht anhält.

Die Tochter wollte der Mutter noch zu Hilfe kommen und sie zurückziehen. Dabei wurden beide Frauen vom Zug erfasst und starben. Nach Angaben der Polizei hatte die 55-Jährige eine Gehbehinderung.

Die zweite Tochter blieb unverletzt, sie erlitt aber einen Schock und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Laut Polizei mussten auch im Zug zwei Menschen aufgrund eines Schocks behandelt werden. Die Gleise an der Haltestelle Großen-Linden waren nach dem Unglück mehrere Stunden gesperrt.

Drei Tote an Bahnübergängen

Zuletzt hatte es in Hessen mehrere tödliche Unfälle an Bahnübergängen gegeben: In Kriftel (Main-Taunus) wurde Anfang April ein blinder Mann mit seinem Hund von einer S-Bahn erfasst und getötet. Offenbar war er am halbbeschrankten Bahnübergang auf die Gleise getreten, obwohl die Schranke geschlossen war.

In Bürstadt (Bergstraße) starb nur einen Tag später ein 70-Jähriger, als er einen unbeschrankten Bahnübergang überqueren wollte. Er wurde von einer Regionalbahn erfasst und starb noch an der Unfallstelle. Am darauffolgenden Tag starb ein Traktorfahrer in Korbach (Waldeck-Frankenberg), nachdem er mit einem Zug zusammengestoßen war. Er hatte versucht, einen unbeschrankten Bahnübergang zu überqueren.

Die Polizei mahnte angesichts dieser Unfälle zu besonderer Vorsicht an Bahnübergängen und Bahnhöfen. Ein Zug brauche aus voller Fahrt bis zu 1.000 Meter, um anzuhalten. Jeder vierte Unfall an Bahnübergängen endet laut Bundespolizei tödlich.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hatten wir unter Berufung auf die Polizei geschrieben, dass alle drei Frauen die Gleise überqueren wollten. Diese Angabe hat die Polizei zwischenzeitlich korrigiert.

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