Stephan Heinrich sitzt am Schreibtisch und hat einen Computer, ein Smartphone im Aufnahmemodus und ein technisches Gerät vor und neben sich. Er blickt in die Kamera.

Angefangen hat alles mit einem Bierfass: Hobby-Bastler Stephan Heinrich aus Vellmar gibt im Internet millionenfach abgerufene Tipps zum Reparieren von Gebrauchsgegenständen. Nur seine eigene Ehefrau ist nicht restlos begeistert.

Videobeitrag

Video

Reparieren – und Elektroabfall reduzieren

hs_040322
Ende des Videobeitrags

Seine Helfer-Laufbahn begann vor ein paar Jahren an Silvester mit einem Bierfass. Es fehlte leider die passende Zapfanlage. Stephan Heinrich entwickelte eine Idee, wie man den Gerstensaft dennoch unfallfrei herausbekommt. Seine Freunde waren begeistert und Heinrichs Tochter empfahl: Papa, dazu musst du ein Video für Youtube machen!

Mittlerweile hat Stephan Heinrich, genannt Henner, aus Vellmar (Kassel) knapp 80 Videos für seine Webseite gedreht. Auch bei Youtube hat er einen eigenen Kanal (Henners Schmiede) für seine Do-it-yourself-Beiträge eingerichtet und mit nunmehr rund 9.000 Abonnenten eine stetig wachsende Fan-Gemeinde aufgebaut.

"Schon viele Menschen glücklich gemacht"

"Nach mittlerweile sieben Jahren kann ich sagen, dass ich schon sehr viele Menschen glücklich gemacht habe, die Geld sparen konnten und ein Erfolgserlebnis hatten", bilanziert Heinrich. Seine Videos seien insgesamt schon über vier Millionen Mal aufgerufen worden.

Der 49 Jahre alte Hobby-Tüftler zeigt, wie man Alltags- und Gebrauchsgegenstände repariert. Und so versucht er, allem wieder neues Leben einzuhauchen, was den Geist aufgegeben hat und ein Fall für die Mülltonne wäre. "Viele Dinge werden einfach viel zu schnell weggeworfen, obwohl man sie ohne viel Aufwand noch reparieren kann", appelliert Heinrich auch im Sinne von Müllvermeidung, Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

Weitere Informationen

Elektro-Abfall

Das Aufkommen an Elektro-Abfall nimmt zu. 853.000 Tonnen Elektro- und Elektronikgeräte wurden zuletzt in Deutschland pro Jahr entsorgt. Das entsprach 10,3 Kilogramm pro Person, wie das Statistische Bundesamt anlässlich des Welt-Recycling-Tags im März 2021 mitteilte. Damit stieg der durchschnittliche Elektro-Abfall pro Kopf im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Kilogramm.  

Ende der weiteren Informationen

Vom Haarschneider bis zum Wasserhahn

Als praktisches Beispiel nennt der Bastler seinen Haarschneider: Der Akku war altersschwach und streikte, noch ehe der Schnitt auf seinem Glatzkopf oder am langen Bart beendet war. Statt das Gerät, Kaufpreis 100 Euro, in die Tonne zu werfen, besorgte er sich vom Hersteller für 12 Euro einen Ersatzakku. Wie er den einbaut, zeigt er in einem mehrminütigen, gut nachvollziehbaren Video.

Audiobeitrag

Audio

Hobby-Tüftler stellt Reparatur-Anleitungen auf Youtube

Zwei Hände drehen mit einem Schraubendreher an einem technischen Gerät.
Ende des Audiobeitrags

Der pfiffige Tüftler reparierte unter anderem schon Autos, Waschmaschinen, Wäschetrockner, Bügeleisen, Heizungen und Kaffeemaschinen. Sein erfolgreichstes Video zeigt, wie man einen Wasserhahn entkalkt und wieder einbaut. Es wurde mehr als 770.000 Mal geklickt, wie Heinrich sagt.

Aber nicht jedes Gerät ist zum Instandsetzen ausgelegt. Heinrich ärgert sich, dass die Industrie nicht so produziert, dass man Geräte leichter reparieren kann. Wenn etwas geklebt statt geschraubt werde, ergäben sich schnell Probleme, und dann lande ein defekter Apparat im Abfall.

Seine Frau hätte gern mal was Neues

Doch woher kommt bei Heinrich, der im wirklichen Leben als Justiz-Angestellter in der JVA Kassel arbeitet, überhaupt dieses Faible zum Reparieren? "Ich habe als Kind mit Lego Technic gespielt. Seitdem muss ich alles zerlegen, was ich in die Finger bekomme", sagt er. Als 14-Jähriger habe er dann das Auto seines Opas wieder flottgemacht - mit einem ausrangierten Kühler vom Schrottplatz. Seinem Großvater sei so eine teure Reparatur erspart geblieben, "und ich war stolz wie Bolle", erinnert sich Heinrich.

Für Menschen außerhalb der Familie repariert er nichts im Auftrag, wie er sagt: "Schon allein aus Haftungsgründen." Und für Ehefrau Carina Heinrich sind die Talente ihres Mannes Fluch und Segen zugleich. Als sie ihm vor Jahren den ersten kaputten Mixer in die Hand gedrückt und um eine Reparatur gebeten habe, sei das Gerät wenig später wieder heile gewesen, berichtet sie stolz: "Mittlerweile wäre ich aber froh, wenn er mal nichts repariert und ich auch mal was Neues bekomme."

Weitere Informationen

Hilfe in Repair Cafés finden

Der Wille zum eigenhändigen reparieren ist da, aber was tun mit seinen zwei linken Händen? In solchen Fälle gibt es zahlreiche Repair Cafés in Hessen. Wie das Ministerium für Verbraucherschutz im VerbraucherFenster schreibt, gibt es landesweit rund 45 Einrichtungen dieser Art. In welchen Städten sich Repair Cafés befinden, findet man hier.

Repair Cafés sind ehrenamtlich organisierte Treffen, zu denen die Besucher ihre defekten Geräte mitbringen. Im Café finden Laien Hilfe bei Experten aus verschiedenen Bereichen. So beraten dort etwa Elektriker, Schneider, Schreiner oder Fahrradmechaniker. Mit der Fachkraft kann der Besucher seinen mitgebrachten kaputten Gegenstand begutachten und sich dann - allein oder auch gemeinsam mit anderen - an die Reparatur machen.

Ende der weiteren Informationen
Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen