Umgestürzte Bäume, Keller unter Wasser Orkantief "Ylenia": Fast 600 Feuerwehreinsätze in Hessen

Mehr als 580-mal mussten die hessischen Feuerwehren ausrücken: Orkantief "Ylenia" fegte mit Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h übers Land. Bereits am Freitag soll der nächste Sturm aufziehen.
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Sturmtief zieht über Hessen

Für stürmisches Wetter mit Gewitter und Regen hat das Orkantief "Ylenia" am Mittwochabend und Donnerstag in ganz Hessen gesorgt. Die höchste Windgeschwindigkeit wurde laut hr-Meteorologe Mark Eisenmann mit 121 km/h auf der Wasserkuppe erreicht. In Eschwege (Werra-Meißner) wurden 113 km/h gemessen, in Hofgeismar (Kassel) 107 km/h und in Hofheim am Taunus 104 km/h.
Nach Angaben des Innenministeriums gab es wegen der Sturmschäden insgesamt mehr als 580 Feuerwehreinsätze. Rund 470-mal wurden die Feuerwehren demnach gerufen, um umgestürzte Bäume von den Straßen zu räumen. In mehr als 100 Fällen leisteten sie außerdem Hilfe, weil Dächer abgedeckt wurden oder Keller vollgelaufen waren.

Rund 100 Einsätze verzeichnete allein das Polizeipräsidium Kassel bis zum Donnerstagnachmittag. In Fritzlar (Schwalm-Eder) wurde demnach ein Mann verletzt, als Gegenstände von einem Dach herabfielen. Der 40-Jährige kam laut Polizei mit einer Kopfverletzung ins Krankenhaus.
Sturmschäden in Deutschland
In Norddeutschland verursachte Ylenia deutlich mehr Schäden als in Hessen. Im niedersächsischen Uelzen wurde ein Autofahrer von einem umstürzenden Baum erschlagen. Auf einer Landstraße in Sachsen-Anhalt starb ein weiterer Autofahrer in Folge des Sturms. In Hamburg wurde der Fischmarkt überflutet. Auch für die schleswig-holsteinische Nordseeküste warnte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie bis Freitagmorgen vor einer Sturmflut. Mehr dazu auf tagesschau.de.
Ende der weiteren InformationenLkw auf A5 umgeweht, Unfälle wegen umgekippter Bäume
In Folge des Sturms kam es auch in Hessen zu mehreren Verkehrsunfällen, die aber meist glimpflich verliefen:
- Ein umgewehter Lastwagen sorgte am Donnerstagmorgen auf der A5 zwischen Friedberg (Wetterau) und dem Bad Homburger Kreuz für einen langen Stau. Das mit Styropor beladene Gespann sei von einer Windböe erfasst worden und umgestürzt, teilte ein Polizeisprecher mit. Die Autobahn habe zwischenzeitlich in Fahrtrichtung Süden voll gesperrt werden müssen. Der Fahrer sei leicht verletzt worden. Die Aufräumarbeiten hätten wegen des heftigen Windes erst mit Verzögerung beginnen können, sagte der Polizeisprecher.
- Auf einer Landstraße bei Liebenau (Kassel) erfasste eine Böe am Morgen einen Milch-Lkw samt Anhänger. Das Gespann kippte laut Polizei auf die Seite, der Fahrer und seine Beifahrerin verletzten sich leicht. Die L3212 war wegen der aufwendigen Bergungsarbeiten auch am Nachmittag noch gesperrt. Der Polizei zufolge habe zunächst die Milch abgepumpt und umgeladen werden müssen.
- Auf einer Bundesstraße bei Schlangenbad (Rheingau-Taunus) stürzte ein Baum auf das Auto einer 54-Jährigen, die Frau wurde im Fahrzeug eingeklemmt. Sie wurde von der Feuerwehr befreit und leicht verletzt in ein Krankenhaus gebracht.
- Auf der B255 zwischen Driedorf und Herborn (Lahn-Dill) rammte ein Autofahrer einen auf der Straße liegenden Baum, gleiches passierte einem 61 Jahre alten Autofahrer aus dem Werra-Meißner-Kreis sowie einem Lkw-Fahrer in der Nähe von Rüsselsheim. Alle drei kamen ohne oder mit leichten Verletzungen davon.
- Auf der B49 zertrümmerte ein umherfliegendes Baustellenschild die Seitenscheibe eines fahrenden Autos, in Gladenbach (Marburg-Biedenkopf) stieß in der Nacht ein Lastwagen gegen eine umgewehte Ampel.
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Sturmböe wirft Lkw auf A5 um

Sowohl auf der A7 als auch auf der A5 kam es wegen umgestürzter Bäume zu Einschränkungen, auch zahlreiche Landstraßen wurden wegen umgefallener Bäume gesperrt.
In Dillenburg (Lahn-Dill) stürzte zudem ein Baum auf das Dach eines Hauses. Auch in Waldeck (Waldeck-Frankenberg) wurde ein auf ein Haus gestürzter Baum gemeldet.
Bahn- und Flugverkehr eingeschränkt
Der Orkan hatte auch Auswirkungen auf den Bahnverkehr. Die Deutsche Bahn stellte den Fernverkehr in mehreren Bundesländern ein. Bis in die Mittagsstunden fuhren in Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg keine Fernzüge. Auch am Donnerstagnachmittag fielen manche Verbindungen aus. Eine Übersicht, auch über die in Hessen betroffenen Regionalbahnen, gibt es hier.
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) meldete ebenfalls am Morgen einige Ausfälle aufgrund von Sturmschäden und umgestürzten Bäumen an der Strecke. Eine Liste gibt es auf der Homepage des RMV.
Die Lufthansa hatte am Frankfurter Flughafen vorsorglich rund 20 Flüge gestrichen. Fluggästen wurde empfohlen, sich auf der Website der Fluggesellschaft über den Status ihres Fluges zu informieren. Betroffen waren laut des Betreibers Fraport Verbindungen nach Berlin, Hamburg und München.
Mehrere Schulen blieben zu
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Schulausfälle wegen Sturmtief

Wegen der Sturmwarnungen setzten mehrere Kreise am Donnerstag vorsorglich den Präsenzunterricht aus. Zahlen konnte das Kultusministerium nicht nennen, es hatte den Schulleitungen und Schulträgern die Entscheidung zuvor freigestellt.
Auch die Eltern durften bei extremen Witterungsverhältnissen grundsätzlich entscheiden, ihre Kinder zuhause zu lassen. Dann müsse in jedem Fall die Schule benachrichtigt werden. Nach Möglichkeit sollten die Schülerinnen und Schüler alternativ digital unterrichtet werden. Hier eine Übersicht über aktuelle Schulausfälle in Hessen.
In Frankfurt blieben am Donnerstag außerdem der Zoo und der Palmengarten geschlossen, beide sollen auch am Freitag noch nicht öffnen.
Zweiter Sturm am Freitag erwartet
Im Laufe des Tages beruhigte sich das Wetter vielerorts. Vor allem in der Nordosthälfte Hessens sei am Donnerstag aber noch bis 18 Uhr mit orkanartigen Böen zu rechnen, warnte hr-Meteorologe Mark Eisenmann. Am Abend lasse der Wind dann deutlich nach.
Bereits für Freitagmittag wird das nächste Orkantief namens "Zeynep" erwartet. Der Höhepunkt Zeyneps werde voraussichtlich in der Nacht zum Samstag erreicht, sagte Eisenmann. Dann seien regional wieder orkanartige Böen mit einer Stärke von bis zu 120 km/h möglich, vor allem im Norden Hessens.
Erst ab Samstagfrüh schwäche sich die Unwettergefahr voraussichtlich ab, sagte der Meteorologe, "aber es bleibt auch weiterhin erst einmal windig und im Bergland stürmisch."