Unfälle, Straßensperrungen, Hochwasser Hunderte Einsätze wegen Orkantief "Zeynep"

Die Feuerwehren sind nach Sturmtief "Zeynep" auch am Samstag noch im Dauereinsatz. Zahlreiche Straßen müssen von umgestürzten Bäumen befreit werden. Auch der Bahnverkehr ist noch gestört, dazu ist Hochwasser im Anmarsch. Es gab Verletzte.
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Sturmtief "Zeynep" fegt über Hessen

In Deutschland sind durch das Orkantief "Zeynep" zwei Menschen ums Leben gekommen. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gab es zwei Tote. Polizei und Feuerwehr in Hessen berichteten bislang von mindestens sieben Verletzten, nachdem Orkanböen mit bis zu 132 km/h – gemessen in der Nacht in Frankenberg – über das Land gezogen und zahlreiche Schäden verursacht hatten. So waren die Einsatzkräfte auch in der Nacht gefordert, allein die Polizei in Nordhessen berichtete von 120-130 Einsätzen.
In der ersten Nachthälfte wurden nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Frankenberg Windgeschwindigkeiten von bis zu 132 Stundenkilometern gemessen.
Die Spuren der Verwüstung beschäftigten die Feuerwehren auch am Samstag. In ganz Hessen gibt es noch Straßensperrungen wegen umgestürzter Bäume. Zudem müssen weitere Schäden beseitigt werden. Bahnreisende mussten weiter mit starken Beeinträchtigungen rechnen. Bis zum Samstagabend sollten unter anderem ICE-Züge auf der Strecke Kassel-Wilhelmshöhe und Berlin ausfallen. Wann wieder ICE/IC-Züge von Frankfurt (Main) nach Amsterdam im Einsatz sein werden, war nicht absehbar.
Bahnverkehr weiter eingeschränkt
Die Deutsche Bahn hatte wegen des heraufziehenden Orkantiefs ihren gesamten Fern- und Regionalverkehr in Norddeutschland gestoppt. Am Samstagmorgen hieß es, der Fernverkehr falle in Norddeutschland und Nordrhein-Westfalen vorerst weiterhin aus. Betroffen sind auch Verbindungen von und nach Hessen - zum Beispiel ICE- und IC-Züge von Frankfurt nach Amsterdam. Auf der Schnellfahrstrecke zwischen Frankfurt und Köln verkehren einzelne Züge.
Der RMV meldete am Samstagmorgen, dass es weiterhin zu Ausfällen und Verspätungen im Regional- und S-Bahnverkehr komme. Unter anderem betroffen seien Verbindungen von Kassel nach Erfurt und Frankfurt nach Limburg. Auf der Strecke zwischen Niedernhausen (Rheingau-Taunus) und Hofheim (Main-Taunus) lag ein Baum im Gleisbett, hier verkehrte die S2 am Morgen nur eingleisig.
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Orkantief "Zeynep": Verletzte in Hessen

In Nordhessen waren am Freitag einige Zugverbindungen eingestellt worden. Am Samstagmorgen teilte der NVV mit: Die Verbindungen würden nach und nach wieder aufgenommen. Die Hessische Landesbahn meldete ebenfalls Ausfälle und Verzögerungen.
Bäume stürzen auf Autos
Auf der A7 kam es bei Burghaun-Großenmoor (Fulda) zu einem Unfall mit zwei Verletzten. Ein Baum war auf die Fahrbahn gekippt und hatte dabei das Fahrzeug erfasst, wie die Polizei mitteilte. Der 26 Jahre alte Beifahrer kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus, die 24 Jahre alte Fahrerin wurde leicht verletzt.
Auch auf einer Landstraße zwischen Braunfels (Lahn-Dill) und Weilburg traf ein Baum ein Auto während der Fahrt. Zwei Insassen wurden leicht verletzt. Ein weiterer Baum stürzte zwischen Hüttenberg-Weidenhausen und Wetzlar auf einen Wagen, wie eine Sprecherin des Lahn-Dill-Kreises sagte. Auch dort seien zwei Menschen im Auto eingeschlossen worden. In Michelstadt (Odenwald) fiel einer Frau ein Ast auf den Kopf und verletzte sie leicht.
Kind im Hochwasser, ICE überrollt Baum
Ein umgekippter Lkw-Anhänger sorgte für eine Sperrung der A44 zwischen Warburg und Breuna. Der Anhänger war nicht beladen gewesen und von einer Windböe erfasst worden, wie ein Polizeisprecher sagte.
Zu einem Großeinsatz von Feuerwehr und Polizei kam es in Rotenburg an der Fulda. Eine Zeugin wollte beobachtet haben, wie ein Kind im Hochwasser verschwand. Später am Abend gab die Polizei Entwarnung: Der Vater des Kindes habe bestätigt, dass das Mädchen wohlbehalten nach Hause zurückgekehrt sei.
Bei Bad Hersfeld überrollte ein Zug einen Baum, der auf die Schienen gekracht war. Der ICE war von Berlin nach Basel unterwegs. Nach einer Stunde Verzögerung konnte die Fahrt fortgesetzt werden. Die Fahrgäste mussten in Fulda aber in einen anderen Zug umsteigen.
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30 Flüge am Frankfurter Flughafen gestrichen
Am Frankfurter Flughafen entspannte sich die Lage wieder. Nachdem Flughafenbetreiber Fraport am Freitag rund 30 Flüge hatte streichen müssen, gab es dort am Samstagmorgen nur noch vereinzelt Meldungen zu Ausfällen. Eine Liste der Abflüge gibt es hier.
Die Stadt Frankfurt riet von Spaziergängen in Parks und im Stadtwald ab. Dort sei mit umstürzenden Bäumen zu rechnen - auch nach dem Sturm. Die Landeshauptstadt Wiesbaden schloss bis zum Montag ihre Friedhöfe für Besucher. In Frankfurt sollten Palmengarten und Zoo am Samstag ebenfalls geschlossen bleiben.
Hochwasser an der Lahn
Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Wiesbaden warnte zudem vor möglichem Hochwasser. Man gehe davon aus, "dass nach vorübergehender Entspannung der Hochwasserlage in Hessen die Wasserstände in weiten Teilen des Landes ab Sonntagnachmittag erneut stark ansteigen werden", sagte eine Sprecherin.

In den vergangenen Tagen hatten Regen und Schneeschmelze die Pegelstände vieler Flüsse und Bäche steigen lassen. Gewässer traten über die Ufer. Betroffen war etwa die Lahn mit ihren Nebenflüssen. In Marburg wurden Anwohner aufgefordert, die Parkplätze am Fluss zu räumen. In Niederaula (Hersfeld-Rotenburg) waren die Fuldawiesen überschwemmt.
Vorsicht auch am Sonntag und Montag
Für Samstag rechnen die Meteorologen mit einem freundlicheren Mix aus Sonne und Wolken, an vielen Orten bleibt es trocken. Dennoch ist weiter Vorsicht geboten, die hr-Wetterredaktion erwartet stürmische Böen mit Geschwindigkeiten zwischen 45 und 65 km/h, auf den Bergen auch Sturmböen mit bis zu 88 km/h.
"Es bleibt auch am Sonntag und Montag wechselhaft und windig", sagt hr-Meteorologe Mark Eisenmann. Bereits am Mittwoch war Orkantief "Ylenia" über Hessen gefegt. Mehr als 580-mal mussten die hessischen Feuerwehren ausrücken.