Menschen versammeln sich in Frankfurt an der Hauptwache.

Alternative zum Frankfurter Party-Hotspot Friedberger Platz: Mit DJ-Sets und Foodtrucks soll die "Nachtschicht Hauptwache" die Feiernden freitagabends aus dem Nordend in die Innenstadt locken. Zum Auftakt kamen ein paar hundert Leute.

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Party an der Frankfurter Hauptwache

hs
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Der Friedberger Platz summt an diesem Freitagabend wie seit vielen Jahren zu Beginn eines jeden Wochenendes, an dem es warm ist. Rund 3.000 junge Menschen stehen auf dem Platz im Frankfurter Nordend. Sie unterhalten sich, trinken Bier, Sekt und Schnaps aus mitgebrachten Flaschen, die sie in den Supermärkten und Kiosken rundum gekauft haben. Die Luft schwirrt von ihren Stimmen, ihrem Gelächter. Manche Anwohner finden das zu laut, außerdem stört sie der vom Partyvolk hinterlassene Müll.

Anwohner verteilen Flyer

Seit bestimmt 15 Jahren versucht die Stadtverwaltung, die Situation freitagabends am Friedberger Platz so zu gestalten, dass alle auf ihre Kosten kommen: die Feierfreudigen und die Ruhebedürftigen. Seit längerem schickt sie Punkt 22 Uhr Trupps der Straßenreinigung, um den Platz vom Müll zu befreien. Auch die Ordnungspolizei kommt dann, um die Menge zu zerstreuen. Viele der jungen Leute, inzwischen angetrunken, ziehen weiter zu umliegenden kleineren Plätzen. Auch dort wird es Anwohnern dann zu laut.

An diesem Freitagabend mischen sich daher ab 21.30 Uhr Menschen von der Stadtverwaltung und Anwohnerinitiativen mit Informationsblättern unter das Partyvolk. Ihre Botschaft: "Ab in die Mitte!"

"Wir hatten eh vor, an die Hauptwache zu gehen"

Gemeint ist damit die Hauptwache in der Innenstadt, wo ab sofort freitags und samstags das dort ansässige Techno-Museum Momem und das Ordnungsdezernat zur "Nachtschicht Hauptwache" rufen. Mit DJ-Sets, Alkoholausschank und Essensständen bis 1 Uhr. Das soll die jungen Leute aus dem Nordend abziehen und in die City locken, wo weniger Menschen wohnen, die sich von Musik und Gelächter gestört fühlen.

Kann das klappen? Ja, mal schauen, sagt zum Beispiel Moritz, der mit ein paar Freunden kurz vor 22 Uhr noch auf dem Friedberger Platz steht. Der 33-Jährige wohnt zwar gleich nebenan, will mit seiner Gruppe aber zur "Nachtschicht Hauptwache" einchecken. "Wir hatten eh vor, dorthin zu gehen", sagt der 28 Jahre alte Niclas, den Flyer hätten sie gar nicht mehr gebraucht. Neben ihm steht Tina aus Offenbach, auch sie ist aufgeschlossen dem neuen Angebot gegenüber: "Dass dort Musik läuft, klingt gut."

Menschen tummeln sich am Freitagabend auf dem Friedberger Markt.

Um 22 Uhr rücken Straßenreiniger und Stadtpolizisten an

Ein paar Schritte weiter sagt Alex praktisch dasselbe. Der 33-Jährige und seine Begleiter wollten unbedingt noch zur Hauptwache, auch wenn die Flyer des Ordnungsdezernats mit ihrem DIN-A-4-Format und dem Nicht-Design nicht gerade einladend wirkten. Dass sich ältere Anwohner des Friedberger Platzes über die Freitagpartys dort beschwerten: Das verstehe er. Andererseits wohnten dort auch Jüngere, so wie er, die zögen gerade deswegen dorthin.

Pünktlich um 22 Uhr rücken die Straßenreiniger und Stadtpolizisten an, die Menge am Friedberger Platz löst sich auf. Viele gehen zum nahegelegenen Luisenplatz, der sich rasch mit ein paar hundert Menschen füllt. Alles wie gewohnt.

Stadträtin Rinn überrascht und zufrieden

Stadträtin Annette Rinn (FDP) schaut zufrieden aus: "Schätzungsweise 80 Prozent der Leute, mit denen ich gesprochen habe, wollen im Anschluss zur Hauptwache." Sie wirkt etwas überrascht. Würde sich das etablieren, es wäre auch ein Erfolg für die Dezernentin selbst, die seit vorigem Jahr im Amt ist.

Ihr Sprecher Stefan von Wangenheim hat auch zwischen 21.30 und 22 Uhr Informationsblätter zur "Nachtschicht Hauptwache" verteilt. Er berichtet von "durchweg positiven Reaktionen", zeigt sich aber realistisch: "Auf dem Friedberger Platz wird es freitags niemals ganz leer werden." Aber wenn es weniger würden, wenn die meisten Partygänger nach 22 Uhr den Weg zur Hauptwache statt zum Luisenplatz einschlügen – das wäre für die Stadt schon ein Erfolg.

Marktbeschicker mit Getränkeständen

Und was ist derweil an der Hauptwache los? Um kurz vor 23 Uhr wummern die Bässe über den gepflasterten Platz in der Innenstadt. Ein paar hundert Menschen unterhalten sich, trinken Bier und Cocktails von den Getränkeständen, die Marktbeschicker eigens aufgestellt haben. Manche jubeln, wenn der DJ einen neuen House-Track in den alten mischt. In der im Vergleich zum Friedberger Platz deutlich kleineren Menge sind auch Moritz, Niclas und Alex und ihre Freunde. Sie sind vom Friedberger Platz hierhergekommen. Sie tanzen, die Party geht weiter.

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