Ein schwarzer BMW steht mit geöffneter Fahrertür teilweise auf einem Bürgersteig und der Straße. Polizisten gehen daran vorbei.

Voller Drogen und ohne Führerschein hat ein Autofahrer in Fulda auf der Flucht vor der Polizei eine Rentnerin auf dem Gehweg erfasst. Die Seniorin starb - nun muss sich der junge Mann vor Gericht verantworten.

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Raser überfährt Seniorin mit Rollator auf Gehweg

Prozess Landgericht Fulda gegen Raser wegen getöteter Rentnerin
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Mit einem Geständnis hat der Prozess in Fulda gegen einen jungen Autofahrer begonnen, der auf einer Flucht-Fahrt vor der Polizei eine Seniorin mit ihrem Rollator tödlich verletzte. Der 21-Jährige räumte zum Verhandlungsauftakt am Dienstag vor dem Landgericht Fulda die Vorwürfe der Anklage zwar weitgehend ein. Er betonte aber, dass er den Tod der 71 Jahre alten Frau im August 2022 nicht gleichgültig in Kauf genommen habe.

Die Staatsanwaltschaft Fulda wirft ihm unter anderem Totschlag vor. Er floh, wie er bestätigte, am Vormittag des 19. August mit seinem Wagen vor einer Polizei-Kontrolle, weil er keinen Führerschein mehr hatte. Zudem stand er unter Drogeneinfluss. Bei der Flucht raste er in seinem 170-PS-starken Wagen mit überhöhter Geschwindigkeit durch ein Wohngebiet und versuchte, das Polizeiauto abzuhängen.

Rentnerin mit Rollator angefahren

Nachdem er bei der kurvenreichen Fahrt die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hatte, erwischte er am Gallasiniring in Fulda die Rentnerin, die auf dem Gehweg mit ihrem Rollator unterwegs war. Bei dem Versuch weiterzufahren, klemmte er die Frau laut Staatsanwaltschaft mit dem Wagen an einer Mauer ein.

Die Seniorin kam in ein Krankenhaus, wurde notoperiert, erlag aber ihren Verletzungen. Der Anwalt des Angeklagten erklärte, dass sein Mandant die Frau nicht habe töten wollen. Es sei eine "Verkettung unglücklicher Umstände" gewesen. Der Angeklagte beteuerte: "Es war nicht mein Ziel, dass jemand zu Leiden kommt. Aber ich weiß, dass ich schuld bin."

Versuchte Hilfe oder versuchte Flucht?

Nach der Kollision habe er aussteigen und der Frau zu Hilfe eilen wollen, versicherte er. "Es hätte meine Oma sein können", sagte der Angeklagte. Die verfolgenden Beamten, die den Mann am Unfallort am nicht mehr fahrbereiten Wagen stellten, hatten eher das Gefühl, dass der Fahrer seine Flucht zu Fuß fortsetzen wollte, wie sie am Dienstag als Zeugen angaben.

Zum Prozess-Auftakt sagte eine weitere Zeugin aus, die kurz vor der Kollision des Wagens mit der Rentnerin beinahe vorher zum Unfallopfer geworden wäre. Die 35-Jährige stand mit ihrer einjährigen Tochter auf dem Gehweg, als der Wagen auf sie zuschoss. Sie habe das Mädchen gerade noch am Arm wegziehen und sie beide durch schnelle Schritte aus der Gefahrenzone bringen können.

Zahlreiche Joints in den Stunden zuvor

Der Angeklagte machte auch über das Unfallgeschehen hinaus Angaben zu seiner Person. Dabei ergaben sich Widersprüche zwischen den Angaben vor Gericht und bei den polizeilichen Vernehmungen. Der 21-Jährige bezeichnete sich als spiel- und vor allem drogensüchtig. Am Abend und in der Nacht habe er etwa acht oder neun Joints geraucht. Am nächsten Morgen dann einen weiteren Joint, bevor er ins Auto stieg.

Ein Angeklagter (rechts) sitzt neben seinem Verteidiger und unterhält sich vor Prozessbeginn am Landgericht Fulda.

Seine Fahrt trat er in Badelatschen und ohne Sicherheitsgurt an, wie vor Gericht erwähnt wurde. Zudem litt der kampfsportbegeisterte Mann unter den Nachwirkungen einer Handverletzung. Er konnte das Lenkrad nicht komplett umfassen, wie er berichtete.

Vorbestrafter gelobt Besserung

Der wegen Einbruch, Diebstahl und Drogendelikten vorbestrafte Mann machte vor Gericht einen reumütigen Eindruck und sagte: "Ich will mein Leben umkrempeln und drogenfrei werden." Er wolle auch eine Therapie machen.

Der Prozess wird mit weiteren Zeugenvernehmungen am 13. Februar (9.30 Uhr) am Landgericht Fulda fortgesetzt.

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