In einem Gerichtssaal stehen mehrere Menschen hinter Pulten.

Vor acht Monaten steuerte ein Mann in Berlin sein Auto in eine Passantengruppe. Eine Lehrerin aus Bad Arolsen starb, mehrere ihrer Schüler wurden lebensgefährlich verletzt. Nun hat der Prozess gegen den mutmaßlichen Amokfahrer begonnen.

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Prozess um Berliner Amokfahrt

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"Das ist ein ganz wichtiger Moment für unsere Schule," sagt Axel Wölker. Der Schulleiter der Kaulbachschule in Bad Arolsen (Waldeck-Frankenberg) hofft, dass "das Ganze" nun nach und nach ein Ende findet. Mit "das Ganze" meint er den 8. Juni 2022, der nun "Teil der Bad Arolser Geschichte geworden" ist, wie es Bürgermeister Marko Lambion (parteilos) ausdrückt.

An jenem Tag fuhr in Berlin ein Mann mit seinem Kleinwagen in eine Gruppe Passanten. Er traf damit eine Gruppe der Kaulbachschule auf Exkursion in der Bundeshauptstadt. Die 51 Jahre alte Lehrerin kam ums Leben. Ein Kollege sowie elf Zehntklässler wurden verletzt, manche lebensgefährlich. Am Dienstag hat am Landgericht Berlin der Prozess gegen den mutmaßlichen Todesfahrer begonnen.

Anklage wegen Mordes und 16-fachen Mordversuchs

"Diese grausame Tat und die schrecklichen Ereignisse sind natürlich ins Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger von Bad Arolsen eingeflossen", sagt Bürgermeister Lambion. "Die Hoffnung auf eine juristische Aufarbeitung ist groß."

Die Berliner Staatsanwaltschaft wirft dem 29 Jahre alten Angeklagten unter anderem einen Mord aus Heimtücke sowie 16-fachen Mordversuch vor. Der Deutsch-Armenier soll mit einem Auto auf dem Kurfürstendamm und der Tauentzienstraße mit Absicht in Fußgängergruppen gefahren sein. Er habe tödliche Verletzungen in Kauf genommen und sogar verursachen wollen, so der Vorwurf. Sein Mandant werde sich dazu zunächst nicht äußern, erklärt sein Verteidiger am Dienstag vor dem Landgericht in Berlin.

"Zu wissen, warum, ist wichtig für die Betroffenen", sagt Jürgen van der Horst, Landrat des Landkreises Waldeck-Frankenberg: "Auch wenn wir ahnen, dass uns die Antwort darauf nicht gefallen wird." Gar keine Antwort zu erhalten, wäre "ernüchternd und enttäuschend", sagt der parteilose Politiker.

Psychiatrisches Gutachten legt Schuldunfähigkeit nahe

Genau darauf könnte der Prozess aber hinauslaufen. Der Beschuldigte ist seit der Tat in einem Krankenhaus untergebracht. Ein vorläufiges psychiatrisches Gutachten legt laut Staatsanwaltschaft die Schuldunfähigkeit des 29-Jährigen nahe. Die Behörde strebt in einem sogenannten Sicherungsverfahren die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an, sollte sich im Prozess zeigen, dass er zum Tatzeitpunkt schuldunfähig war.

Für seinen Verteidiger Mark Höfler steht außer Frage, dass er schuldunfähig war. Sein Mandant sei schon als junger Mann erkrankt und finde keinen Zugang zu dem tragischen Geschehen an jenem Junitag. "Ihm und seiner Familie ist es aber ein Anliegen zu verdeutlichen, wie leid ihnen dieses schreckliche Ereignis tut", betont Höfler.

Betroffene Schüler haben Abschluss gemacht

Im Prozess gehe es nun auch darum, die Opfer möglichst zu schonen. "Es soll ihnen, soweit das geht, eine Aussage vor Gericht erspart werden", sagt der Verteidiger. Höfler erwartet weniger Streit um den Tathergang, sondern eher um rechtliche Fragen. So stelle sich die Frage, ob die Taten überhaupt als Mord zu bewerten seien, wie es die Staatsanwaltschaft getan habe.

Die Schülerinnen und Schüler aus Bad Arolsen haben zwischenzeitlich ihren Abschluss gemacht und die Kaulbachschule verlassen. Schulleiter Wölker sagt: "Ich würde mir für die Betroffenen wünschen, dass sie das Urteil akzeptieren können - wie immer es auch ausfallen wird."

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