Blick in das Shokudo in Darmstadt

Mitten in einem Darmstädter Büroviertel gibt es ein kleines Lokal, das vor allem Sushi und gebratene Nudeln anbietet. Im Vorbeigehen wirkt es eher unscheinbar, aber ein genauerer Blick lohnt sich: Denn das "Shokudo" darf sich nun offiziell Deutschlands schönstes Restaurant nennen.

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Sushi-Perle in Darmstädter Büroviertel

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Es ist vielleicht so etwas wie die Miss-Wahl der Gastronomiebetriebe – zum vierten Mal hat der Münchner Architektur-Verlag Callwey die gestalterisch ansprechendsten Lokale im deutschsprachigen Raum gekürt. Und der erste Preis in der Kategorie Restaurants geht nach Hessen.

Ein Stück Japan zwischen vielen Büros

Nein, der Sieger ist kein hipper Szene-Gastrotempel in der Frankfurter Innenstadt. Gewonnen hat ein Sushi- und Nudelimbiss in einem ansonsten wenig ansprechenden Darmstädter Büroviertel: Das "Shokudo" von Hung Do Pham. "Wir waren total überrascht", freut sich der Unternehmer über die Anerkennung. Gerade einmal 25 Gäste finden in seinem Lokal Platz.

Wer es betritt, fühlt sich sogleich nach Japan versetzt. Ein Wandgemälde zeigt eine Geisha, die von Koi-Karpfen umschwärmt wird. Lamellen an den Wänden muten auf den ersten Blick wie Bambus an, sind aber aus Eschenholz. Die Lampenschirme an den Decken sind den Sieben der Reiswäscher nachempfunden, der Tresen ist zum Teil in Fischschuppenoptik gehalten.

Den Kitsch umschiffen

"Wir versuchen immer, Elemente zu finden, die gestalterisch passen", sagt Ingo Haerlin. Er und seine Frau Bianca Lautenschläger sind die Inhaber des Darmstädter Architekturbüros "Design in Architektur". Als diejenigen, die für das Interieur des Lokals verantwortlich zeichnen, sind sie die eigentlichen Preisträger.

Blick in das Shokudo in Darmstadt

Dass man bei der Suche nach dem Typischen über das Ziel hinausschießen kann, war Haerlin durchaus bewusst. "Es ist immer eine Gratwanderung zwischen Kitsch und gelungen. Wir wollten nicht zu flach in die Kultur eintauchen". Vom plumpen Bedienen der Fernost-Klischees ist sein Entwurf weit entfernt.

Qualität bei Essen und Ausstattung

Daran haben Do Pham und seine Frau sicher auch ihren Anteil. Im Austausch mit dem Innenarchitektenteam brachten sie eigene Ideen ein und standen, wo nötig, mit kultureller Expertise zur Seite. Dem Gastronomen, der eigentlich aus Vietnam stammt, war im "Shokudo" eine klare japanische Linie wichtig. "Ich wollte kein Mischkonzept."

An erster Stelle stehe für ihn dabei immer die Qualität, sagt er. Das gelte für das Essen ebenso wie für die Ausstattung. Seine Gäste wissen das zu schätzen. Tagsüber seien es vor allem Beschäftigte der umliegenden Büros, die zum Mittagessen kommen. Abends fänden sich auch viele Stammgäste ein.

Gewagter Start in der Pandemie

Das kleine Restaurant im November 2020 zu eröffnen – mitten in der Corona-Pandemie – war zweifellos ein Wagnis. Doch die Vorbereitungen für sein mittlerweile drittes Lokal waren weit gediehen. "Wir haben sehr viel Arbeit da hinein gesteckt", erklärt Do Pham, der einst mit einem Asia-Markt in der Innenstadt angefangen hatte. Für ihn war klar: "Wir müssen jetzt starten."

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Preisgekrönter Sushi-Imbiss in Darmstadt

Inhaber Hung Pham-Do im Shokudo in Darmstadt
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Zunächst habe es einige Anlaufschwierigkeiten gegeben. Während des Lockdowns wurde vor allem Essen ausgeliefert. Das gibt es auch weiterhin. Inzwischen kehren viele Kunden aber auch gerne wieder ein und schauen zu, wie in der offenen Küche ihre Mahlzeit zubereitet wird.

Unabhängige Jury entscheidet

Den Preis lobt der Callwey-Verlag seit 2019 jährlich aus, über die Gewinner entscheidet eine unabhängige Jury, der unter anderem Vertreter des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA, des Bundes Deutscher Innenarchitekten, Journalisten, Verleger und ein Spitzenkoch angehören.

Die in den Kategorien "Schönstes Restaurant", "Schönste Bar" und "Schönstes Café/Bistro" zu bewertenden Lokale müssen in den letzten drei Jahren neu eröffnet worden sein, wie der Pressesprecher des Architektur-Verlags, Andreas Hagenkord, erklärt.

Für den aktuellen Wettbewerb gingen rund 100 Bewerbungen ein, in den kommenden Jahren rechnet Hagenkord mit einer wachsenden Zahl an Einsendungen. Die 50 schönsten Lokale werden in einem Buch aufgeführt. Während die gängigen Gastro-Führer vor allem die Kulinarik in den Blick nehmen, wird hier allein das Ambiente bewertet.

Gießener Weißbräuhaus vorne mit dabei

Neben dem Sieger gibt es in jeder Kategorie auch einige "ausgezeichnete" Lokalitäten, gewissermaßen die zweiten Sieger. Auch da konnte ein Betrieb aus Hessen punkten: Das Benediktiner Weißbräuhaus in Gießen wurde als "Ort der Gemütlichkeit mit eindrucksvoller heimatlich und gleichsam zeitgenössisch ausbalancierter Atmosphäre" gelobt.

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