Die Feuerwehr löscht eine Hecke, die in der Silvesternacht in Brand geraten war.

Das erste Silvester ohne Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie ist in Hessen weitgehend ruhig verlaufen. Landesweit gab es kleinere Brände. In Frankfurt brannte ein Supermarkt, in Rüsselsheim eskalierte ein Streit.

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Silvesternacht - mal Party, mal Job

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Nach ersten Angaben von Polizei und Feuerwehr ist der Jahreswechsel in Hessen verhältnismäßig ruhig für die typischerweise einsatzreiche Nacht verlaufen. Nach zwei Jahren mit Kontaktbeschränkungen und Böllerverboten wegen der Corona-Pandemie hat es jedoch wieder deutlich mehr kleinere Brände und Rettungsdiensteinsätze gegeben.

232 Rettungsdiensteinsätze in Frankfurt

"Für Frankfurter Verhältnisse" habe es eine relativ ruhige Silvesternacht gegeben, teilte die Polizei in Frankfurt am Sonntagmorgen mit. Dennoch sei wieder ein hohes Niveau an Einsätzen erreicht worden.

Insgesamt meldete die Polizei 125 Brände, etwa von Gartenhütten oder Balkons, und 232 Rettungsdiensteinsätze zwischen 20 und 5 Uhr. Dabei habe es sich überwiegend um chirurgische Einsätze und medizinische Notfälle in Verbindung mit Alkohol gehandelt.

Supermarkt brennt aus

Im Frankfurter Stadtteil Nieder-Eschbach brannte gegen 2.30 Uhr ein Supermarkt aus. Die Feuerwehr konnte verhindern, dass sich der Brand auf das Gebäude ausweitete. Eine Anwohnerin wurde vom Rettungsdienst betreut. Die Polizei sprach von einem "Scheibeneinwurf durch einen brennbaren Gegenstand" als Brandursache, zwei Tatverdächtige konnten ermittelt werden. Die Feuerwehr schätzte den Schaden auf 100.000 Euro.

Ausgebranntes Geschäft mit zersprungenen Scheiben

"Eiserner Steg" vor Mitternacht gesperrt

Gegen 23 Uhr sperrte sie wegen drohender Überfüllung die Fußgängerbrücke "Eiserner Steg", auf der viele Feiernde traditionell das Silvesterfeuerwerk vor der Frankfurter Skyline beobachten.

Am Eisernen Steg und den beiden vorgelagerten Brückenköpfen war ein Sicherheitsbereich eingerichtet worden. Dort war das Mitführen und Abbrennen von Feuerwerk verboten, um Verletzungen der meist dicht gedrängt stehenden Menschen zu vermeiden.

Panoramablick auf Frankfurt mit dem "Ginnheimer Spargel" während des Silvesterfeuerwerks.

In einigen Stadtteilen sei Feuerwerk gezielt auf andere Menschen abgeschossen worden. Unter anderem auf der Einkaufsstraße Zeil im Frankfurter Stadtzentrum sei es zu solchen Vorfällen gekommen, berichtete die Polizei. Ein Mitarbeiter der Feuerwehr sei dabei verletzt worden.

Die Umweltdezernentin der Stadt, Rosemarie Heilig (Grüne), rechnete mit zusätzlichen 20 Tonnen Müll durch Reste der Böller, Flaschen und Großfeuerwerke. Etwa 70 Mitarbeitende seien seit dem frühen Morgen für die Aufräumarbeiten unterwegs.

Wiesbaden: Alkoholvergiftungen, Handverletzungen, Schlägereien

In Wiesbaden zog die Feuerwehr am Sonntagmorgen Bilanz: "Es war der normale Wahnsinn, aber kein Riesen-Highlight". Zwischen 20 Uhr und acht Uhr sei die Feuerwehr zu 33 Bränden gerufen worden, darunter mehrere Balkon- und Mülltonnenbrände.

Laut Polizei löste ein Feuerwerkskörper im Wiesbadener Stadtteil Kostheim bereits gegen 18 Uhr einen Wohnungsbrand aus. Eine Person wurde leicht verletzt, der Sachschaden liegt bei rund 100.000 Euro.

Qualmendes Auto, davor Feuerwehrleute.

Der Rettungsdienst sei 110 Mal ausgerückt - wegen Alkoholvergiftungen, Handverletzungen durch Böller und Schlägereien, teilte die Feuerwehr mit. Auch ein Sanitäter wurde laut der Polizei bei einem Einsatz von einem 24-Jährigen getreten und musste in der Notaufnahme versorgt werden.

Zigarettenautomat mit Böller gesprengt

In Alsfeld (Vogelsberg) wurde nach Angaben der Polizei ein Zigarettenautomat mit einem "pyrotechnischen Gegenstand" aufgesprengt. Durch die Wucht der Explosion sei der Automat vollständig zerstört worden. Umherfliegende Metallteile verteilten sich demnach meterweit und beschädigten ein parkendes Auto auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Zeugen berichteten, einen Mann beobachtet zu haben, der die Geldkassette des Automaten mitnahm. Der Sachschaden wird auf 5.000 Euro geschätzt.

Südhessen: Streit mit Küchenmesser eskaliert

In Südhessen sei die Silvesternacht mit kleineren Einsätzen und "ohne besondere Vorkommnisse" zu Ende gegangen, teilte die Polizei am Sonntagmorgen mit. Ein 17-Jähriger verletzte sich oberflächlich an den Händen, weil er eine gezündete Rakete nicht früh genug losließ.

In Rüsselsheim (Groß-Gerau) eskalierte gegen 2 Uhr ein Streit zwischen zwei Männern, die offenbar Alkohol getrunken hatten. Mit einem Küchenmesser verletzte ein 34-Jähriger einen 30-Jährigen dabei im Gesicht. Die Verletzungen seien nicht lebensbedrohlich, teilte die Polizei mit. Der 34-Jährige wurde festgenommen.

Schon vor Mitternacht hatte in Rüsselsheim ein brennendes Kindermotorrad auf einem Balkon einer Familie einen größeren Einsatz der Feuerwehr ausgelöst. Der Vater der Familie erlitt leichte Verletzungen durch Rauchgas, die Mutter und die Kinder blieben unverletzt.

Feuerwehr mit Pfefferspray angegriffen

"Abgesehen von ein paar kleineren Bränden, die vermutlich durch Raketen oder Böller ausgelöst wurden und von Streitigkeiten auf privaten Silvesterfeiern gab es sowohl im Kreis Offenbach, als auch im Main-Kinzig-Kreis keine größeren Einsätze zu verzeichnen", sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Südosthessen am Sonntagmorgen.

Zu den Bränden in den beiden Kreisen zählten unter anderem ein Garagenbrand in Bad Orb (Main-Kinzig), bei dem ein dort abgestelltes Auto zerstört wurde, und ein ausgebranntes Dixi-Klo in Gelnhausen (Main-Kinzig).

In Dreieich (Offenbach) kam es zu einem Angriff auf die Feuerwehr: Dort hat ein 19-Jähriger zwei Feuerwehrleute mit Reizgas angegriffen und verletzt. Wie Stadtbrandinspektor Markus Tillmann mitteilte, sprang der Mann unvermittelt vor ein Feuerwehrauto und zwang den Fahrer zu einer Vollbremsung.

Als der Feuerwehrmann die Fensterscheibe herunter drehte, habe der 19-Jährige aus einer sechsköpfigen Gruppe heraus Reizgas in das Einsatzfahrzeug gesprüht. Dabei sei der Fahrer verletzt worden. Anschließend habe der 19-Jährige einen weiteren Feuerwehrmann mit Reizgas attackiert und verletzt, wie Tillmann berichtete. Beide Einsatzkräfte seien ambulant in einem Krankenhaus behandelt worden. Nach Angaben der Polizei wird gegen den Angreifer wegen des Verdachts auf gefährliche Körperverletzung ermittelt. Das Feuerwehrauto war den Angaben zufolge auf dem Weg von einem Einsatz zurück in die Wache, als die Attacke passierte.

Nordhessen: Autos ausgebrannt

In Lohfelden-Vollmarshausen (Kassel) brannten drei Autos auf dem Gelände eines Autohandels aus, die Polizei schätzt den Sachschaden auf 200.000 Euro. Gegen 0.45 Uhr hatte demnach eine Hecke Feuer gefangen, von der die Flammen auf die Autos übergriffen. Die Brandursache ist noch unklar. "Es war eine normale Silvesternacht wie vor drei Jahren auch", bilanzierte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Kassel.

Rheingau-Taunus: "Erfreulich ruhiger Jahreswechsel"

Auch die Feuerwehr in Gießen meldete einzelne Brände, etwa von Mülltonnen und Containern. Die Polizei im Rheingau-Taunus-Kreis berichtete am Neujahrsmorgen von einem "erfreulich ruhigen Jahreswechsel" mit lediglich sechs kleineren Feuerwehreinsätzen zwischen 22 und 4 Uhr. Brennende Hecken und Mülltonnen seien jedoch schnell gelöscht worden. Eine Person musste mit leichten Verletzungen vom Rettungsdienst versorgt werden, nachdem ein Böller in der Hand explodiert war.

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Hessen begrüßen das neue Jahr: Feuerwerk von Kassel bis Frankfurt

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Schon in der Nacht zuvor mussten hessische Rettungskräfte wegen Verletzungen durch Böller oder Brände durch Raketen in mehreren Regionen ausrücken – hier gibt es unsere Zusammenfassung.

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Kritik an Silvesterfeuerwerk

Eine Forderung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nach einem generellen Verbot von privatem Feuerwerk aus Umweltschutzgründen war vom Bundesinnenministerium zurückgewiesen worden. Die DUH begründete den Vorstoß vor allem mit der Feinstaubbelastung, die durch die Böller entstünden.

Das weitgehende Böllerverbot durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie habe sich zuletzt positiv auf die Luftqualität ausgewirkt. Schon 2019 hatten unter anderem die Städte Frankfurt, Limburg und Offenbach einen Antrag der DUH auf ein Feuerwerksverbot zur Verminderung der Feinstaubbelastung abgelehnt.

In einem gemeinsamen Aktionsbündnis mit der DUH spricht sich auch die Tierschutzorganisation TASSO e.V. für einen bundesweiten Verkaufsstopp für Silvesterböller und -raketen aus. Die Silvesternacht bedeute für Haus- wie Wildtiere enormen Stress, so der Verein.

Auch die Gewerkschaft der Polizei spricht sich für ein Böller-Verbot aus. Sie kritisiert das hohe Unfallrisiko durch das Abbrennen von Feuerwerken, die Belastung von Einsatzkräften und eine zunehmende Zahl von Angriffen auf Polizei, Feuerwehr und Rettungssanitäter, die mit der Silvesternacht einhergingen.

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