Straßenbau-Chaos in Rimbach Häuser ohne Straße und Anwohner ohne Geld

Richtig ankommen fällt hier schwer: Zwei Jahre nach ihrem Einzug kämpfen Anwohner in Rimbach um eine geteerte Straße. Von der beauftragten - und bezahlten - Baufirma fehlt jede Spur.
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Steinig und schwer: Der Schotterweg zu den Anwohnern der Lessingstraße.

Im Neubaugebiet von Rimbach (Odenwald) hat man keinen festen Boden unter den Füßen. Zumindest keinen, der sich Straße nennen kann. Das Haus von Familie Kühnel etwa wurde vor zweieinhalb Jahren fertiggestellt – aber die anliegende Lessingstraße ist bisher nur eine Buckelpiste aus Schlaglöchern und Schlamm. Ihren Vorgarten kann Stephanie Kühnel ohne die planierte Straße nicht bauen. Das eigene Zuhause hatte sie sich anders erträumt.
Bezahlt und nichts bekommen
Bezahlt ist die geplante Straße schon. Familie Kühnel hatte das Geld gleich beim Grundstückskauf überwiesen – so wollte es der private Bauträger. Insgesamt rund 250.000 Euro bekam die Urbanleben GmbH aus Heppenheim (Bergstraße) dafür von den Anwohnern. Im Exposé hieß es, Ende 2019 sei die Straße fertig. In einem Interview mit dem hr bekräftigte der Bauunternehmer Dirk Helfrich später, im Frühjahr 2021 solle sie stehen. Bis heute hat sich nicht viel getan.

Vom Erdboden verschluckt
Jetzt ist Helfrich verschwunden – die Büroräume im Nachbarort Heppenheim plötzlich wie leergefegt. Frau Kühnel und ihre Nachbarn haben sich selbst auf die Suche gemacht. Dabei seien sie nur auf mehrere Briefkastenfirmen gestoßen. Helfrich selbst haben sie seit dem Sommer 2021 nicht mehr persönlich gesehen. Auch ein Gerichtsvollzieher konnte den Bauunternehmer nicht finden. Auf eine aktuelle hr-Anfrage antwortete er nicht.
Und wenn Dirk Helfrich fehlt, fehlt auch das Geld.

Das Geld liegt auf der Straße
Um Bagger und Planierraupen endlich ins Rollen zu bringen, springt jetzt die Gemeinde Rimbach ein. In Absprache mit den Anwohnern will sie die Straße erst aus Steuergeldern bauen und das Geld beim Bauunternehmer Helfrich einklagen. Im schlimmsten Fall könnte die Summe aber auf die Anwohner der Lessingstraße zurückfallen. 3.000 bis 8.000 Euro müsste dann jede Familie zahlen – erneut.

Froh ist Stephanie Kühnel über den geplanten Bau, aber die Frustration bleibt. Sie glaubt nicht mehr, dass sie ihr Geld von Dirk Helfrich je wiedersehen wird. Für viele junge Familien, die sich schon für den Hauskauf verschuldet haben, sei das ein schwerer Schlag. In der Odenwald-Siedlung leben über 40 Parteien. Sie alle verbindet die Enttäuschung – und bald sogar eine Straße.