Über 800 Blanko-Dokumente Stromableser entdecken Impfpass-Fälscherwerkstatt

Ein Routine-Termin zum Stromablesen hat eine mutmaßliche Fälscherwerkstatt in Kassel auffliegen lassen. Über 800 Blanko-Impfpässe, Aufkleber und Stempel wurden beschlagnahmt, ein Mieter steht in Verdacht.
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Impfpass-Fälscherwerkstatt in Kassel

Hunderte noch nicht ausgefüllte Impfpässe, Stempel von Behörden und noch unbenutzte Impfstoff-Aufkleber: Dieses Bild hat sich in der vergangenen Woche Handwerkern in Kassel geboten, die eigentlich bloß zum Ablesen des aktuellen Stromzählerstandes eines Hauses im Stadtteil Bad Wilhelmshöhe gekommen waren. Sie alarmierten die Polizei - und lösten eine größere Durchsuchungsaktion am vergangenen Mittwoch aus.
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Mieter
Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mitteilten, wurden nach dem Fund das entsprechende Gebäude und die Privatwohnung eines 47 Jahre alten Mieters durchsucht. Nach Angaben der Behörden wird nun wegen Verdachts der Urkundenfälschung gegen ihn ermittelt.
Die Polizei stellte über 800 "echte" Blanko-Impfpässe fest. Auch Aufkleber von verschiedenen Corona-Impfstoffen "in fast gleicher Anzahl" sowie acht Stempel von verschiedenen Behörden wurden beschlagnahmt.
Die gefundenen Impfstoffaufkleber waren nach Angaben der Polizei mit Chargennummern versehen. In rund 250 der insgesamt über 800 Impfpässe waren bereits Impfstoff-Aufkleber eingeklebt, in etwa 40 Ausweisen waren zudem die behördlichen Stempel und Unterschriften eingetragen. Diese hätten somit schon als Impfnachweis genutzt werden können, erklärte die Polizei.
Zeitgleich weitere Impfpass-Razzien in Nordhessen
Am selben Tag hatte es in der vergangenen Woche weitere Razzien gegen verdächtige Impfpass-Fälscher in Nordhessen gegeben: Beamte hatten Wohnungen im Schwalm-Eder-Kreis und im Landkreis Waldeck-Frankenberg durchsucht und "eine Vielzahl" von gefälschten oder bearbeiteten Impfausweisen gefunden. Zwei Frauen und ein Mann stehen im Verdacht der Dokumentenfälschung.
Nach ersten Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft stehen die beiden Vorfälle jedoch nicht in Zusammenhang, wie ein Sprecher erklärte. Bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe können auf Impfpass-Fälscher zukommen, mindestens aber eine Geldstrafe.