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Lahn-Dill-Kreis kauft bekannten Treff der rechtsextremen Szene

Das so genannte "Teutonicus" in Leun

Das sogenannte "Teutonicus"-Haus in Leun gilt als bundesweit bekannter Treffpunkt in der rechten Szene. Immer wieder kam es zu Polizeieinsätzen. Jetzt hat der Lahn-Dill-Kreis das Gebäude gekauft - und denkt dort über die Unterbringung Geflüchteter nach.

Bis spät in die Nacht dauerte der letzte Polizeieinsatz Anfang Dezember vor dem so genannten "Teutonicus"-Haus im Leuner Ortsteil Stockhausen (Lahn-Dill). Mit einem Großaufgebot verhinderte die Polizei damals ein rechtsextremes Konzert von Neonazis.

Das Haus geriet immer wieder in den Fokus von Polizei und Staatsschutz. Es gab Razzien, NS-Devotionalien, Waffen und ein improvisierter Schießstand wurden gefunden, seit das frühere Bistro 2013 im Besitz eines NPD-Kaders war. Dieser wurde inzwischen wegen illegalen Waffenbesitzes und räuberischer Erpressung verurteilt.

Flüchtlingsheim im Neonazi-Treff?

Jetzt hat der Lahn-Dill-Kreis das Haus für genau 99.900 Euro gekauft, wie die Verwaltung mitteilte. Es sei keine Zwangsversteigerung gewesen. "Der Kaufpreis entspricht einem Gutachten eines Sachverständigen für Immobilienbewertung", erklärte Landrat Wolfgang Schuster (SPD).

Was genau mit dem Gebäude passiert, teilte der Kreis noch nicht mit. Er stehe in engem Austausch mit der Stadt, um das weitere Vorgehen abzustimmen, hieß es. Abreißen sei eine Option, es könne aber auch vorübergehend für die Unterbringung von Geflüchteten genutzt werden. "Das könnte unsere Wohnungsnot für geflüchtete Menschen aus der Ukraine entspannen", sagte Leuns Bürgermeister Björn Hartmann (CDU). Ein Flüchtlingsheim im bisherigen Neonazi-Treff?

Kreis will Gefahrenstellen beseitigen

Fest steht laut Mitteilung, dass nun gleich zwei Gefahrenstellen beseitigt werden könnten. Eine sei verkehrstechnischer Art: Die enge Ortsdurchfahrt könnte bei einem Abriss oder Teilabriss des Gebäudes erweitert, der einseitige Gehweg auf beide Seiten erweitert werden. Zusätzlich könnten ausreichend viele Parkstreifen entstehen.

"Die zweite Gefahrenstelle ist der Angriff auf unsere Demokratie", so Landrat Schuster mit Blick auf die bisherigen Nutzer der Hauses: "Das Gebäude diente Menschen mit nationalsozialistischem und rechtsextremem Gedankengut aus ganz Deutschland als Treffpunkt." Damit solle jetzt Schluss sein.

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