Zwei Frauen in einer Arztpraxis. Eine sitzt und hält einen braunen Hund im Arm, der auf dem Tisch zwischen beiden steht. Die andere Frau gibt ihm eine Spritze.

Die Frankfurter Tierärztin Maja Firlé kümmert sich um Tiere von Menschen, die finanziell in Not sind. Aktuell kommen viele Geflüchtete aus der Ukraine zu ihr. Aber wie lange kann sie ihre Hilfe noch anbieten, wenn sie alles selbst zahlen muss?

Audiobeitrag

Audio

Tierärztin für alle, die sie brauchen

Eine Hündin schmiegt sich während einer Bahndlung an die Schulter ihrer Besitzerin. Im Hintergund unscharf die Arme und Hände der Tierärztin.
Ende des Audiobeitrags

Das kleine Wartezimmer der Tierarztpraxis von Maja Firlé in Frankfurt-Bockenheim ist voll. Auf der schmalen Bank neben der Tür sitzen Menschen eng an eng mit ihren Tieren. Wenn jemand rein oder raus möchte, werden die Knie eingezogen. Mittendrin sitzt Seniorin Maritta Hähner mit ihrer Hündin Luna. "Sie ist mein Ein und Alles, ohne Hund geht bei mir nichts", erzählt sie. Die beiden sind heute hier, weil Luna ein Zahnproblem hat - ein ziemlich teures. Zu teuer, für Maritta Hähner und ihre kleine Rente.

Für solche Fälle gibt es die Frankfurter Tier-Not-Hilfe. Der Verein finanziert sich durch Spenden und trägt die Tierarztkosten der Menschen, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Die Idee dafür hatte Tierärztin Maja Firlé. Durch ihre Arbeit in der Praxis sei sie mit vielen Menschen in Kontakt gekommen, die ihre Tiere lieben, aber denen das Geld dafür fehle. Wenn ein Tier dann erkranke, sei die Not oft groß. Firlé beschloss, dass sie helfen und etwas zurückgeben wollte.

Das macht sie seit zwölf Jahren und steht einmal im Monat an der Hauptwache in Frankfurt, um ehrenamtlich Tiere zu behandeln. Etwa neunzig Prozent derer, die kommen, seien Hartz-IV-Empfängerinnen. Kosten für Haustiere sind im Hartz-IV-Satz nicht mit eingeschlossen. Andere, die bei Maja Firlé Hilfe finden, sind obdachlos oder in Rente. Wenn es ein Problem gibt, das nicht warten kann, stehen auch die normalen Praxistüren offen. Seit drei Monaten kommt eine neue Gruppe zu Maja Firlé: Geflüchtete aus der Ukraine.

Hilfe für Geflüchtete

Als der Angriffskrieg in der Ukraine begann, war für Maja Firlé klar, dass sie etwas tun wollte. Seitdem haben in ihrer Praxis um die hundert Geflüchtete mit ihren Tieren Hilfe bekommen. Aus der ganzen Stadt kommen sie zu ihr. "Alle haben wunderschöne Katzen und Hunde und natürlich alle unterschiedliche Probleme", erzählt die Tierärztin. Die meisten bräuchten eine Grundversorgung, andere Operationen oder Impfungen. Grund sei, dass viele auf ihrer Flucht keine Papiere für ihre Tiere mitgenommen hätten. Die seien aber nötig für die weitere Reise.

So viele Menschen mit ihren Tieren ehrenamtlich zu versorgen, geht auf die Dauer ins Geld. Denn die Spendengelder aus der Frankfurter Tier-Not-Hilfe kann Maja Firlé wegen der Vereinssatzung für die Geflüchteten nicht nutzen. In ihrer kleinen Praxis arbeitet ein Tierarzt, der Russisch spricht und sich Vollzeit um die Geflüchteten kümmert. Dazu kommen Kosten für Medizin und Impfungen. Einige Dinge finanziert sie mit Hilfe der Frankfurter Tiertafel, einem Verein, der sich um die Organisation und Ausgabe von Futter für die Tiere von Bedürftigen kümmern. Insgesamt seien es bisher um die 15.000 Euro, die sie gemeinsam für die Geflüchteten ausgegeben hätten.

Weitere Informationen

Behandlungskosten beim Tierarzt

Behandlungen beim Tierarzt können schnell ins Geld gehen. Wenn Geflüchtete aus der Ukraine in Maja Firlés Praxis kommen, brauchen die Tiere oft eine Grundversorgung, Das bedeutet eine allgemeine Untersuchung, einen EU-Heimtierausweis und die nötigen Impfungen. Das kostet im Schnitt etwa 150 bis 200 Euro. Dabei fallen pro Impfung allein 60 bis 90 Euro an. Die Kastration eines Katers mit Voruntersuchung kostet um die 300 Euro, der Ultraschall bei einer tragenden Hündin um die 60 Euro. So kommen schnell hohe Summen für die Versorgung der Tiere zusammen.

Ende der weiteren Informationen

"Von der Stadt allein gelassen"

Tierärztin Maja Firlé hofft, dass ihre Arbeit Unterstützung findet. Am Anfang habe sie versucht, andere Tierärztinnen und Tierärzte dazu zu bewegen, Geflüchteten zu helfen. Bisher gibt es aber in Frankfurt nur ihre Praxis, die sich kümmert. Auch von der Stadt Frankfurt fühlt sie sich allein gelassen. Die Tierarztkosten für die Geflüchteten aus der Ukraine sind laut Stadt Frankfurt im Leistungskatalog für Asylbewerberinnen eigentlich nicht vorgesehen. Sie könnten aber beim Jobcenter beantragt werden – einzeln.

Auch der Verein geht bisher leer aus, trotz einer Petition. Auf unsere Anfrage antwortet die Stadt, dass sie derzeit prüft, ob der Verein regelmäßig finanzielle Unterstützung bekommen soll. Es gab bereits eine einmalige Unterstützung von 1.000 Euro. Operationen kosten schnell einige hundert Euro - der Verein wünscht sich daher eine regelmäßige Unterstützung.

Maja Firlé macht weiter, auch für Maritta Hähner und ihre Luna. Die Kosten für das Zahnproblem des kleinen Hundes übernimmt der Verein. Für Maritta Hähner eine große Entlastung: "Es fällt mir ein Stein vom Herzen, dass sie da ist. Sie ist einfach ein Herzensmensch".

Formular

hessenschau update - Der Newsletter für Hessen

Hier können Sie sich für das hessenschau update anmelden. Der Newsletter erscheint von Montag bis Freitag und hält Sie über alles Wichtige, was in Hessen passiert, auf dem Laufenden. Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbstellen. Hier erfahren Sie mehr.

* Pflichtfeld

Ende des Formulars
Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen