Traditionsstrecke für Nachwuchsrennfahrer Umweltsünden könnten Kartverein Oppenrod eine halbe Million Euro kosten
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Teure Mauscheleien beim Kartverein Oppenrod

Mit Starts der Schumacher-Brüder galt die Kartbahn in Buseck-Oppenrod als mittelhessisches Mekka des Motorsports. Aktuell droht der Trägerverein wegen Mauscheleien des bisherigen Vorstands finanziell unter die Räder zu kommen.
Seit 55 Jahren gilt die Kartbahn in Buseck-Oppenrod (Gießen) als eine der beliebtesten Strecken der Motorsport-Einstiegsklasse in ganz Deutschland. Michael und Ralf Schumacher fuhren schon hier, Sebastian Vettel und natürlich Gießens tödlich verunglückter Formel-1-Rennfahrer Stefan Bellof. Nach ihm ist die Motorsportarena in Oppenrod benannt. Die ruhmreichen Zeiten mit Läufen zur Deutschen Meisterschaft und zur Europameisterschaft sind freilich vorbei.
Das aktuell größte Problem für den Kartverein Oppenrod als Betreiber der Bahn ist allerdings ein gravierender Verstoß gegen das Baurecht. Der Verein hat zur Errichtung eines Fahrerlagers Flächen an einem Schutzgebiet nach der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH) versiegelt - ohne Genehmigung. Verantwortlich dafür war neben anderen der bisherige Vereinsvorsitzende Andreas Gränz.
Als die Genehmigung ausblieb, bauten sie trotzdem
Er und der übrige Vorstand wurden in dieser Woche abgewählt. Zum Verstoß gegen die FFH-Richtlinie sagte Gränz am Rand der turbulenten Jahreshauptversammlung: "Da sind Anträge gestellt worden - die waren auf einem guten Weg, sind aber letztlich doch nicht genehmigt worden."
Um den Bau trotzdem zu finanzieren, gab der Kassenwart des Vereins ein Privatdarlehen in Höhe von 240.000 Euro. Doch das Gießener Regierungspräsidium wurde auf den illegalen Bau aufmerksam und fordert jetzt den Rückbau. "Das RP ist der Auffassung, dass ein Rückbau unumgänglich ist. Genaue Anweisungen, was wann wie zu geschehen hat, sollen uns noch schriftlich zugehen", räumte Gränz ein.
Doch schon jetzt gehen Vereinsmitglieder von noch einmal der gleichen Summe für den Rückbau aus. Angesichts eines Schuldenstands von rund 260.000 Euro stünde der Klub damit mit rund einer halben Million in den Miesen.
Weiterer Vorwurf: Vereinseinnahmen eingesteckt
Nicht verwunderlich also, dass die anwesenden Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung dem bisherigen Vorstand die Entlastung verweigerten. Viele fragten, wie ein Vorstand einen so teuren Bau ohne Genehmigung durchführen könne.
Eine Frage, die sich auch der neugewählte Vorsitzende Rainer Dörr stellt: "Ich kann nicht nachvollziehen, dass erwachsene Leute so etwas machen ohne Baugenehmigung." Dörr sagte, der Verein müsse nun prüfen, ob er auch strafrechtlich gegen die Verantwortlichen für die kostspieligen Mauscheleien vorgehen werde.
Zumal es weitere Ungereimtheiten gibt. Ein Vorwurf: Vorstandsmitglieder sollen Einnahmen des Vereins teilweise in die eigene Tasche gesteckt haben.
Zivilklage angekündigt
Angekündigt haben einzelne Mitglieder schon eine Zivilklage gegen die bisherigen Chefs wegen vereinsschädigenden Verhaltens. Keine leichte Zeit also für den neuen Vorsitzenden, ins Amt zu kommen. Rainer Dörr sagte nach seiner Wahl: "Wir müssen nun alle Vorwürfe gegen den alten Vorstand prüfen und schauen, was wir zu reparieren haben." Er hoffe nur, sagt er, "dass uns dafür genug Zeit eingeräumt wird, damit der Verein weiter bestehen kann".