Geld war beschlagnahmt worden Verkauf von Krypto-Währung bringt Hessen 100 Millionen Euro
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Verkauf von Krypto-Währung bringt Hessen 100 Millionen Euro

Der Vorgang ist "einzigartig in der Bundesrepublik" und könnte schon bald Schule machen: Hessen hat in einem Ermittlungsverfahren beschlagnahmte digitale Währung zu Geld gemacht. Der Erlös: rund 100 Millionen Euro.
Hessen geht beim Verkauf von beschlagnahmten Kryptowährungen neue Wege und hat so alleine in einem Fall rund 100 Millionen Euro Einnahmen erzielt. Die digitalen Währungen waren bei einem Ermittlungsverfahren gegen eine Bande von Online-Drogenhändlern beschlagnahmt worden.
Drei Beschuldigte seien im Juli vom Landgericht Frankfurt jeweils zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Mittwoch in Frankfurt mit. Die sichergestellten Werte seien direkt in den Besitz des Landes Hessen übergegangen, ohne das darüber entschieden werden musste.
Kryptowährungen wie Bitcoin sind ein digitales Geldsystem, das ohne Zentralbanken und unabhängig von Regierungen funktioniert. In den vergangenen Jahren sind sie teils beträchtlich in ihrem Wert gewachsen.
Verfahren gegen "Wallstreet Market"-Verantwortliche
Es handelte sich um das Verfahren gegen Verantwortliche des kriminellen Online-Marktplatzes "Wallstreet Market" im Darknet, der einst als zweitgrößte Plattform weltweit für illegale Produkte galt.
Zwischen Frühjahr 2016 und Frühjahr 2019 wurden darüber den Ermittlungen zufolge in hunderttausenden Fällen Drogen und andere verbotene Produkte gehandelt. Das Darknet ist ein abgeschirmter Teil des Internets, der "Wallstreet Market" war über das sogenannte Tor-Netzwerk erreichbar.
Bezahlt wurde mit Kryptowährungen, die Betreiber erhielten Provisionen. Anfang Mai 2019 konnten die Ermittler die Plattform schließlich abschalten. Die drei Betreiber wurden bereits kurz zuvor festgenommen, später in Frankfurt vor Gericht gestellt und verurteilt. Die Ermittler stellten auch Bargeld und teure Autos sicher.
Was sind Kryptowährungen
Bitcoin ist eine Digitalwährung, die starken Schwankungen unterliegt, aber insgesamt einen enormen Wertzuwachs verzeichnen konnte. Das Zahlungssystem nutzt moderne, kryptografische Methoden der Verschlüsselung. Daher werden Bitcoins und andere digitale Währungen auch Kryptowährungen genannt. Kryptowährungen wie Bitcoins existieren nur virtuell, als digitale Zeichenfolge.
Ende der weiteren Informationen"Keine Blaupause" für den Verkauf
Das Frankfurter Bankhaus Scheich Wertpapierspezialist AG habe die beschlagnahmten Kryptowährungen komplett verkauft, berichtete die Generalstaatsanwaltschaft weiter. Dazu habe die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität bei der Generalstaatsanwaltschaft in diesem Monat im Auftrag des Landes eine Vereinbarung mit dem Bankunternehmen geschlossen.
"Es gab keine Blaupause" sagte die hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) zu diesem erstmaligen Vorgehen, das keine einmalige Aktion sein soll. So sollen auch künftig über diesen Weg beschlagnahmte Kryptowährungen verkauft werden.
"Die Zusammenarbeit einer Staatsanwaltschaft mit einem privaten Bankhaus bei der Verwertung von Kryptowährungen ist einzigartig in der Bundesrepublik", sagte Kühne-Hörmann. "Der Zuwachs in Höhe von 100 Millionen Euro für den Haushalt ist ein außerordentlich großer Erfolg für das Land Hessen."
Das Vorgehen sei ein Beispiel, dass die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität bei der Hessischen Generalstaatsanwaltschaft (ZIT) nicht nur innovativ ermittele, sondern auch bei der Sicherung beschlagnahmter Mittel für den Landeshaushalt neue Wege gehe.
"Haben den Think-big-Ansatz gesucht"
Die ZIT ist den Angaben zufolge bereits seit 2019 die Zentralstelle für Verwertung virtueller Währungen. "Wir haben auch selbst getradet", sagte Oberstaatsanwältin Jana Ringwald zu dem Vorgehen in der Vergangenheit.
Dabei habe es sich aber nicht um so hohe Mengen gehandelt. Zudem seien in dem vorliegenden Fall insgesamt zehn Kryptowährungen sichergestellt worden. "Wir haben den Think-big-Ansatz gesucht", sagte Ringwald, also den Denke-groß-Ansatz. Die neue Zusammenarbeit könnte eine Lösung für die kommenden Jahre sein.