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Festnahme mutmaßlicher Terroristinnen

Beamte der Bundespolizei (von hinten) laufen durch die Schalterhalle des Frankfurter Flughafens.

In einer "äußerst schwierigen Aktion" hat die Bundesregierung mutmaßliche IS-Anhängerinnen mit ihren Kindern aus Syrien zurückgeholt. Bei der Ankunft in Frankfurt wurden vier von ihnen auf Antrag der Bundesanwaltschaft festgenommen.

Die Bundesanwaltschaft hat am Donnerstagmorgen vier Frauen am Frankfurter Flughafen festnehmen lassen. In den Haftbefehlen wird den deutschen Frauen im Alter zwischen 23 und 36 Jahren die Beteiligung und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen. Sie wurden am Donnerstag am Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe einem Ermittlungsrichter vorgeführt und gehen nun in Untersuchungshaft.

Vorwurf der Mitgliedschaft in Terrororganisation

Die Frauen waren am Abend zuvor mit sechs weiteren mutmaßlichen Anhängerinnen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und 27 Kindern am Flughafen angekommen, wie ein Sprecher der Bundespolizei mitteilte. Er sagte, dass auch das Jugendamt im Einsatz gewesen sei. Die Bundesregierung hatte sie nach Angaben des Außenministeriums in einer "äußerst schwierigen Aktion" aus einem Gefangenenlager im Nordosten Syriens geholt.

Die festgenommenen Frauen aus Deutschland sollen zwischen 2013 und 2016 nach Syrien eingereist sein und sich dort dem sogenannten IS angeschlossen haben. Während die Männer für den IS kämpften, waren sie vor allem für den Haushalt und die Kinderbetreuung zuständig. Die Familien wurden von der Terrororganisation unterstützt.

Eine der Frauen hatte vor ihrer Ausreise in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz gelebt und soll mit ihrem Mann eine Jesidin als Sklavin gehalten haben. Außerdem sollen die 36-Jährige und ihr Mann "eine große Anzahl von Sprengstoff und Waffen" in ihrem Haus gelagert haben. Die rechtmäßigen Bewohner des Hauses seien geflohen oder vom IS vertrieben worden. Die Bundesanwaltschaft wirft ihr Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen, Menschenhandel und Verstöße gegen das Waffenrecht vor.

Eine dieser vier festgenommenen IS-Rückererinnen soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vor der Ausreise in Bad Homburg gelebt haben. In Syrien soll sie sich dem IS angeschlossen haben, für ihren Mann den Haushalt geführt und das gemeinsame Kind betreut haben.

Auch Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt

Bei einer der weiteren am Flughafen angekommenen Frauen handelt es sich nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt um eine 32 Jahre alte Frankfurterin. Die Mutter zweier Kinder sei im März 2015 nach Syrien ausgereist und bis 2019 beim IS gewesen. Sie sitze nicht in Untersuchungshaft. Die Sachverhalte seien noch nicht ausreichend aufgeklärt, daher laute der Vorwurf der Generalstaatsanwaltschaft bisher "Mitgliedschaft in einer ausländischen terrroristischen Vereinigung".

Gegen die weiteren Frauen ermitteln verschiedene Generalstaatsanwaltschaften in anderen Bundesländern.

Außenministerin Baerbock: Kinder sind Opfer des IS

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte, die 27 Kinder seien letztlich Opfer des IS. "Sie haben ein Recht auf eine bessere Zukunft fernab seiner tödlichen Ideologie, und auf ein Leben in Sicherheit, wie wir es auch unseren eigenen Kindern wünschen", sagte sie. Die Mütter müssten sich jetzt für ihr Handeln verantworten.

Deutschland hat in den vergangenen Jahren mehrfach deutsche IS-Anhängerinnen und ihre Kinder aus Syrien zurückgeholt. Der Nordosten des Bürgerkriegslandes wird nicht von der Regierung in Damaskus, sondern von einer kurdischen Autonomieverwaltung regiert. Dort sind jetzt nach Kenntnis des Bundesinnenministeriums noch rund 30 Frauen in Gewahrsam, die aus Deutschland in Richtung Syrien oder Irak ausgereist waren. Rund 20 von ihnen sind demnach deutsche Staatsangehörige.

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