Ein Schild warnt vor Zecken

Es ist wieder Zecken-Zeit! Die blutsaugenden Parasiten können diverse Krankheiten übertragen - mit teils tödlichem Verlauf. Mediziner empfehlen Impfungen für Menschen in den zehn hessischen Risikogebieten. Doch die Quote ist eher gering.

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Mediziner warnt vor Zecken

Zecke
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Zecken machen sich gebietsweise in Hessen und vielen Teilen Deutschlands immer stärker breit - und mit ihnen steigt auch die Gefahr von Erkrankungen wie der Hirnhautentzündung FSME. Das Risiko einer Infektion ist in dieser Jahreszeit besonders hoch. Fragen und Antworten zum Thema:

Warum sind Zecken nicht zu unterschätzen?

Ein kleines, unscheinbares Tierchen und doch so gefährlich – die Zecke. Sie können eine Vielzahl von Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen, dazu zählen Viren, die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) auslösen, oder Borreliose-Bakterien. Zu den meisten FSME-Infektionen kommt es zwischen Juni und Oktober, wenn die blutsaugenden Parasiten hauptsächlich zustechen, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in einem Dossier erklärt.

Wie gefährlich sind Zeckenstiche und eine FSME-Infektion?

Mitunter können Zecken lebensgefährlich werden. Eine FSME-Infektion verläuft aber oftmals mild. In der ersten Phase gibt es häufig grippeähnliche Symptome: Man hat Fieber, ist abgeschlagen, Kopf und Glieder tun weh. Später kann eine Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks folgen - es gibt also ein Risiko für schwere Verläufe.

Ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen, können nur die Symptome therapiert werden. Für rund ein Prozent der Patienten endet die Krankheit tödlich. In Risikogebieten liegt die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion nach einem Zeckenstich bei 1 zu 50 bis 1 zu 100.

Die am häufigsten durch Zecken übertragenen Krankheitserreger in Deutschland sind aber Borreliose-Baktieren. Jährlich sind Zehntausende Menschen betroffen. Die spiralförmigen Bakterien, Borrelien genannt, sitzen im Darm der Zecke. Daher ist die Gefahr einer Übertragung höher, je länger die Zecke am Wirt saugen kann. Die bakterielle Erkrankung ist nicht ansteckend und lässt sich mit Antibiotika behandeln.

Wie verläuft Borreliose und woran ist sie zu erkennen?

Die Erkrankung verläuft in Schüben. Nach dem Zeckenstich entwickelt sich meist zunächst eine Hautveränderung, die typische ringförmige Wanderröte. Die Krankheit kann von selbst abheilen oder ein bis vier Monate später ins nächste Stadium eintreten. Weitere Symptome sind Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Fieber. Zur Behandlung werden Antibiotika eingesetzt. Ohne Therapie kann es zu Gelenk-, Herzmuskel- oder Nervenentzündungen kommen.

Wo halten sich Zecken auf?

Typische Lebensräume für Zecken sind unter anderem lichte Wälder und Waldränder sowie Flächen mit hohem Gras oder Büschen, wie das RKI erklärt. Auch Gärten und städtische Parks bieten gute Bedingungen. Der Parasit wartet darauf, dass ein potenzieller Wirt vorbeikommt, den er stechen kann. So kommt er zu seiner Blutmahlzeit. Der Stich wird oft nicht bemerkt, da der wenige Millimeter große Blutsauger mit dem Speichel ein Betäubungsmittel setzt. 

Wo befinden sich in Hessen die Risikogebiete?

Landesweit sind zehn Städte und Kreise vom RKI als Risikogebiete für eine Infektion mit FSME eingestuft worden - unverändert im Vergleich zum Vorjahr. Sie befinden sich vor allem in Süd- und Osthessen. Als Risikogebiete zählen neben dem Kreis Marburg-Biedenkopf der Odenwald- und Main-Kinzig-Kreis, die Städte Offenbach und Darmstadt sowie die Kreise Fulda, Offenbach, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau und Bergstraße. Der Kreis Fulda ist erst 2021 als neues Risikogebiet hinzugekommen. Die Einstufung als Risikogebiet basiert auf Erkrankungsdaten mehrerer Jahre.

Die Grafik zeigt eine Hessenkarte, auf welcher die FSME-Risikogebiete farblich markiert sind.

Wo liegen bundesweit betrachtet die Risikogebiete?

In Deutschland besteht ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Teilen von Hessen, in Bayern, Baden-Württemberg, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen, wie das RKI berichtet. In ganz Deutschland sind 175 Kreise als Risikogebiete definiert - damit sind bundesweit mehr als 40 Prozent aller Kreise betroffen. Und es sind mehr geworden: Ein Jahr zuvor waren es noch 169 Kreise. Eine Deutschland-Karte mit eingefärbten Risiko-Gebieten ist hier und hier vom RKI zu sehen.

Wie häufig kommen FSME-Erkrankungen vor?

Im Jahr 2021 wurden bundesweit insgesamt 390 FSME-Erkrankungen registriert. Dies entsprach einer Abnahme von 45 Prozent gegenüber dem Rekordwert im Vorjahr, als 712 FSME-Erkrankungen gezählt wurden, wie das RKI berichtet. Der langjährige Mittelwert liegt bei 313 Fällen.

Wie entstehen so unterschiedliche Fallzahlen bei FSME?

Die Zahl schwankt von Jahr zu Jahr unter anderem je nach Witterung und Freizeitverhalten deutlich. Im Rekordjahr 2020 trieb das Coronavirus die Menschen ins Grüne und somit waren auch mehr Menschen Zeckenbissen ausgesetzt.

Kann man sich mit einer Impfung schützen?

Den zuverlässigsten Schutz bietet eine Impfung gegen FSME, wie das RKI erklärt. Allen Menschen, die sich in Risikogebieten aufhalten oder dort wohnen, wird die Impfung empfohlen. Wer sich einmal mit FSME infiziert hat, ist danach ein Leben lang immun. Gegen Borreliose hingegen kann man sich nicht impfen.

Wie hoch ist die Impfbereitschaft?

Die Impfbereitschaft ist in Hessen deutlich ausbaubar. In den zehn Risikogebieten liegt die Impfquote gerade einmal bei 18,8 Prozent. Das RKI erklärte mit bundesweitem Blick: "Die Impfquoten sind auch in Risikogebieten eher niedrig und variieren stark." Bei Erwachsenen schwankt sie zwischen 7,7 und 38,6 Prozent bei Kindern zwischen 13,3 bis 50,5 Prozent.

Welcher Schutz vor Zecken bietet sich im Alltag an?

Zum einen sollte man auf die richtige Kleidung achten: Lange und vor allem helle Kleidung ist geeignet. So ist möglichst viel Haut abgedeckt. Und die dunklen Tiere sind auf hellen Kleidungsstücken besser sichtbar. So kann man sie dann auch schneller entfernen. Festes Schuhwerk und über die Hosen gezogene Socken können außerdem helfen, Zecken den Zugang zur Haut zu erschweren. Zum anderen empfiehlt es sich, sich mit Abwehrmitteln, sogenannten Repellents, einzusprühen und nach jedem Aufenthalt in der Natur den Körper gründlich nach Zecken abzusuchen.

Was tun bei einem Zeckenstich?

Die Zecken sind durch vorsichtiges Ziehen, am besten mit einer speziellen Zeckenzange oder mit einer Pinzette, zu entfernen. Dabei sollen die Zecken möglichst nah an der Haut gefasst und ohne zu reißen herausgezogen werden. Danach sollte die Stelle am besten mit sterilem Alkohol betupft werden. Bei Zeckenbissen an schwer zugänglichen oder empfindlichen Hautregionen - etwa Genitalbereich, Gehörgang oder Augenlider - sollte ein Arzt aufgesucht werden.

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