Foto: Nahaufnahme von Semmelknödeln. Auf dem Bild eine kleine, farbige Grafik mit dem Schriftzug "war was?".

In Schotten soll am Wochenende der weltgrößte Semmelknödel gekocht werden. "War was?" wünscht guten Appetit und erinnert an weitere Sternstunden der Essensrekorde.

Videobeitrag

Video

Rekordversuch mit Riesen-Knödel gescheitert

hessenschau vom 10.09.2022
Ende des Videobeitrags

Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diesen Blick bitte auf keinen Fall ernst.

Portrait von Stephan Reich. Daneben steht "Glosse"

Zu meiner Abi-Zeit gab es in einem Nachbarort ein Restaurant, das jeden Montag für erstaunliche acht Euro ein "Schnitzel all you can eat" anbot. 20 Jahre später klingt das ziemlich fragwürdig, für uns als dumme Heranwachsende aber wurde der Schnitzelmontag schnell zum festen Ritual, das alsbald mit einem ebenfalls fragwürdigen sportlichen Ehrgeiz betrieben wurde. Der Rekord für die meisten gegessenen Schnitzel an einem Abend lag irgendwann bei 14. Ein Mitschüler kam eines Schnitzelmontags gar trotz just überstandener Weisheitszahn-OP und nahm seine bestellten Schnitzel mit nach Hause, wo er sie pürierte und trank.

Ich kannte das Rekordinstitut für Deutschland (RiD) damals noch nicht, aber ich möchte diese Geschichte nun mit knapp 20-jähriger Verspätung gerne offiziell als den Rekord für die ekligste Essens-Anekdote einreichen. Und mich bei allen Nutzerinnen und Nutzern für den ekligsten Kolumnen-Einstieg aller Zeiten entschuldigen. Ich komme auch nur darauf, weil ich seit jenen fragwürdigen Schnitzeltagen eine gewisse Faszination für Essensrekorde habe. Und in Schotten am Wochenende der Rekord für den größten Semmelknödel der Welt aufgestellt werden soll, offiziell angemeldet beim RiD, einer Art deutschem Guinnessbuch der Rekorde.

40 kg Knödelbrot, 366 Eier, 18 l Milch, 5,3 kg Gewürze

Dort, also in Schotten auf dem Vulkanwiesenfest des Berggasthofs "Zum Steira", sollen 40 kg Knödelbrot, 366 Eier, 18 l Milch, 2,8 kg Petersilie und 2,5 kg Gewürze in einen 100 Kilogramm schweren Semmelknödel verwandelt werden. An dieser Stelle Thoughts and Prayers an den bedauernswerten Azubi, der 5,3 kg Kräuter hacken muss. Der Knödel wird dann von der Feuerwehr per Kran in einen riesenhaften Kessel gehievt, wo er in knapp drei Kubikmetern Wasser 14 Stunden vor sich hinköcheln wird, bevor ihn die Feuerwehr wieder hinaushievt.

Guten Appetit. Der Knödel soll, wenn er dann fertig ist, verteilt werden, mit Spanferkel, Sauerkraut und Soße. Das enttäuscht mich dann schon ein wenig, ich dachte, es kommt XXL-Food-Tester Jumbo Schreiner vorbei, legt sich mit Knödel und Spanferkel in eine Badewanne voller Jägersoße und macht dann sein Ding. Aber man kann halt auch nicht alles haben.

Warum nicht mal einen Döner von innen essen?

Gelingt der Rekord, reihen sich die Schottener mit ihrem Knödel übrigens in eine illustre Reihe von Essensrekorden ein. Die längste Currywurst: 320 Meter lang. Die gigantischste Pizza: 1595,45 Meter lang und fünf Tonnen schwer. Der größte Döner: 30 Kilogramm Fleisch in einem Brot mit 1,5 Metern Durchmesser. Man könnte sich, ich sag's ja nur, in diesen Döner hineinlegen und ihn von innen essen. Aber das nur am Rande.

Essensrekorde, so viel wird bei der Recherche klar, sind ein Fass ohne Boden. Die schwerste Frikadelle: 410 Kilogramm. Das teuerste Dessert: 22.000 Dollar. In Armenien wurde einst ein 4.410 Kilo schwerer Schokoriegel hergestellt, auf Hawaii 3.100 Eiskugeln aufeinandergetürmt. Ein Mann aus Augsburg hat mal 1.120 Gramm Kartoffelpüree in 60 Sekunden gegessen (getrunken?), ein Amerikaner namens Joey Chestnut 241 Chicken Wings nacheinander verzehrt, und an dieser Stelle möchte ich meine Einreichung beim RiD für die ekligste Essens-Anekdote höflich zurückziehen.

Rekord ist nur gültig, wenn der Knödel verzehrt wird

Der aktuelle Semmelknödelrekord kommt übrigens aus Bayern, läppische 86 Kilogramm hat er gewogen, ein Mann wie den US-Wettkampfesser Chestnut könnte ihn wahrscheinlich essen wie einen Apfel. Versemmelt es also nicht, möchte ich den Schottenern zukalauern, aber ich bin durchaus zuversichtlich. Vielleicht gehe ich sogar selbst zum Fest, schließlich esse ich sehr gerne, das weiß jeder, der mich mal von der Seite gesehen hat. Und der Rekord ist nur gültig, wenn der Knödel komplett verzehrt wird, man kann also auch Ottonormal-Knödelaficionado seinen Beitrag zum Rekord leisten. Und wer weiß, vielleicht treffe ich ja sogar einen Mitschüler von damals.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen