Bedienungsroboter in leerer Gastwirtschaft

Wegen großer Personalnot lassen Gastronomen jetzt auch Roboter im Service arbeiten. "War was?" rätselt: Ist das eine gute Idee? Oder beschleunigt das nur den Aufstand der Maschinen?

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Roboter muss fehlenden Kellner ersetzen

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Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diesen Blick bitte auf keinen Fall ernst.

Letztens wurde ich hellhörig, als aus Gelnhausen die sonderbare Nachricht kam, ein fliegendes Bügeleisen habe eine Frau verletzt. Das Bügeleisen habe die Frau, hieß es, am Rücken getroffen und ihr die Schulter gebrochen. "Und so beginnt es also", dachte ich, in der Erwartung, dass sich die Maschinen nun Terminator-esk erheben und gegen die Menschheit revoltieren würden. Das ist ja, glaubt man der Popkultur, längst überfällig.

"Hier kommt Pina - nett und smart"

Es blieb bei der einen Meldung aus Gelnhausen, weitere Übergriffe von fliegenden Toastern, Fernsehern, Kühlschränken oder anderen Smart-Geräten gingen nicht ein, also ging ich der Sache auch nicht weiter nach. Dennoch rechne ich fest damit, dass die Maschinen bald ihre Revolution starten. Und die Zeichen dafür sind ja da. In Russland brach ein Schachroboter seinem menschlichen Gegenüber unlängst die Hand, aus den USA meldete ein Google-Mitarbeiter, sein Chatbot habe ein Bewusstsein entwickelt. Auch wegen solcher Meldungen bin ich gespaltener Meinung, was den Service-Roboter Pina in Fulda angeht.

Denn dort, in einem Sushi-Restaurant, fährt seit neuestem ein Kellner-Roboter namens Pina durch den Laden und serviert den Leuten ihr Essen. Das Experiment scheint zu klappen, Pina flötet Dinge wie "Hier kommt Pina - nett und smart. Dürfte ich mal durch?" oder "Hier kommt Ihr Essen. Bitte entnehmen Sie ihr Essen von Ablage eins." Das klingt ja ganz süß, aber ist die Gastronomie ein geeigneter Ort für einen Roboter?

"Hasta la Vista, Baby"

Ich meine das nicht dahingehend, dass die Gastro generell ein schlechter Ort zum Arbeiten wäre. Aber als jemand, der selbst einst ein paar Jahre in einer Kneipe gearbeitet hat, weiß ich, wie zermürbend der Job sein kann. Erst letztens gab es eine kleine öffentliche Debatte samt Text zum Thema, der Tenor: Gäste sind fies und undankbar, geben kein Trinkgeld, schwärzen einen beim Chef an, lassen sich die wildesten Dinge einfallen, um nicht zahlen zu müssen. Ich selbst wurde einst mit einem gläsernen Aschenbecher bedroht, befand mich diverse Male im halben Infight mit der Kneipe zu verweisenden Leuten, und was ein paar betrunkene Studenten eines Abends mit dem Kneipenklo machten, will und kann und darf ich an dieser Stelle gar nicht schreiben. Aber ich musste es wegmachen.

Mittlerweile werden Roboter ja in zig Lebensbereichen eingesetzt, in der Industrie, der Medizin. Aber vielleicht laufen wir Gefahr, den Aufstand der Maschinen zu beschleunigen, zu provozieren geradezu, je nachdem, wo wir sie einsetzen. Noch ist Pina friedlich, aber wie viele unfreundliche Gäste wird es brauchen, bis sie nicht mehr "Hier kommt Pina - nett und smart" sagt, sondern beispielsweise "Hasta la Vista, Baby" oder "I’ll be back". Wie oft muss sich jemand über sie beschweren, bis sie ein fliegendes Bügeleisen mit zur Arbeit bringt?

Pina in Lederjacke und Sonnenbrille

Bricht sie einem Gast die Hand, wenn dieser schon wieder auf die falsche Ablage greift? Und was passiert, wenn die Studenten von damals aus meiner Kneipe dem Restaurantklo einen Besuch abstatten? Verbindet sich Pina dann mit dem Restaurant-Wlan, um Befehle von Skynet zu empfangen und den Krieg der Maschinen anzuzetteln? Und rollt anschließend mit Lederjacke und Sonnenbrille durchs Restaurant?

Nun, wahrscheinlich nicht. Das fliegende Bügeleisen war ja auch, las ich dann später, falscher Alarm. Es sei lediglich, hieß es, bei Mäharbeiten von einem Luftzug aufgewirbelt worden. Bei genauerer Überlegung klingt das aber auch genau wie etwas, das ein Bügeleisen mit erlangtem Bewusstsein schreiben würde, um seine Attacke zu vertuschen. Wenn Sie demnächst also sonderbare Nachrichten aus der Fuldaer Gastronomie lesen, bleiben Sie bitte wachsam.